Changing Times mit Manuela Klein

Changing Times ist eine wöchentlich gesendete Talkshow, moderiert von der Journalistin Manuela Klein. Ziel der Talkshow ist es, Themen der Technik im Wandel der Zeit zu diskutieren.

Manuela Klein blickt in die Runde: „Wir wünschen Ihnen einen wunderschönen Abend. Herzlich Willkommen zur Talkshow des deutschen Fernsehens und der Sendung „Changing Times“ mit dem heutigen Thema: „Wer macht’s besser?“. Heute zu Gast sind: auf der einen Seite der Spezialist für die heutigen Anforderungen an Technik und gerade erst auf der Ladenfläche erschienene und sagenhafte iMac Pro. Herzlich Willkommen!

Talkshow mit dem Apple 2e und dem iMac Pro (Foto: Denise Heller).

Talkshow mit dem Apple 2e und dem iMac Pro Foto: Denise Heller

Auf der anderen Seite dürfen wir wohl den Personal Computer von Apple begrüßen, der am längsten verkauft worden ist. Herzlich Willkommen Apple 2e!

Technik lag in allen Variationen wieder auf dem weihnachtlichen Gabentisch und wird auch im neuen Jahr wieder hoch im Kurs stehen: der neue Fitnesstracker, ein neues Tablet, Fernseher mit HD, 4K und Dolby Surround Sound oder doch ein neuer Computer?  Ja, mein lieber iMac: Erzählen Sie uns doch erst einmal von Ihrem allerersten weihnachtlichen Erlebnis.“

iMac Pro: „Hallo Manuela. Vielen Dank für die nette Begrüßung und für die heutige Einladung. Durch das Schneegestöber bin ich heute ganz schön in Verzug gekommen, habe es aber glücklicherweise noch pünktlich nach Berlin zu Ihnen ins Studio geschafft.

 

iMac Pro (Foto: Denise Heller).

iMac Pro Foto: Denise Heller

Ja, was kann ich zu Weihnachten sagen. Durch meine komplexe Programmierung und den Zugriff auf eine große Anzahl von Daten kann ich mir genau vorstellen, was Weihnachten bedeutet und wie es in den unterschiedlichsten Ländern gefeiert wird. Einer der Bräuche ist es sich zu beschenken. Ich wurde gekauft, um genau diesen Zweck zu erfüllen. Ich wurde an einen 25-jährigen Studenten verschenkt. Über das Internet wusste ich vorher schon einiges über Ihn. Ich denke, ich bin ein gutes Geschenk und erfülle die weihnachtlichen Bräuche.“

Manuela Klein: „Das klingt aufregend. Was sind deine Erfahrungen zu Weihnachten, Apple 2e?“

Apple 2e: „Ich habe im Vergleich zu meinem Kollegen eine Vielzahl an Weihnachtsfesten miterlebt. Wenn der Schnee auf den Tannen und den Fenstersimsen liegt, wenn die Bäume geschmückt und die Geschenke verteilt werden, ja dann wusste man, es ist Weihnachten.

Apple 2e (Foto: Denise Heller).

Aus dem Museum für Industriekultur. Foto: Denise Heller

Ich selbst war allerdings nie ein Weihnachtsgeschenk. Roland, mein Besitzer, hat mich damals, als ich im Jahr 1983 erschienen bin, direkt erworben und bis heute stetig erweitert und gepflegt. Sogar für weihnachtliche Musik konnte ich mit der Soundkarte, die es zum ersten Mal in meiner Modellreihe gab, sorgen. Weihnachten ist für mich also ein sehr positiv besetztes Fest.“

iMac Pro: „Da lache ich ja drüber. Online sehe ich, was diese tolle Soundkarte alles konnte. Lächerlich. Ich habe Zugriff auf die gesamte Musikgeschichte und kann jederzeit alle Hits, die es jemals gab, abspielen. Ich kann mit meinen achtzehn Kernen sogar mehrere Musikanlagen gleichzeitig betreiben und auf jeder Anlage unterschiedliche Musik abspielen. Ich lache mich kaputt über deinen Kleingeist.“

Apple 2e: „Ja, das ist super. Nur kann das zur heutigen Zeit jeder Computer. Also besonders bist du nicht. Ich dagegen war fast einzigartig mit meinen Fähigkeiten und Talenten. Zudem gäbe es dich ohne mich gar nicht, mein Kleiner.“

Apple 2e (Foto: Denise Heller).

Apple 2e Foto: Denise Heller

Manuela Klein: „Das fängt ja schon sehr gut an. Wollen wir zunächst jedem die Möglichkeit bieten sich vorzustellen. Apple 2e, stellen Sie sich doch bitte einmal kurz vor.“

Apple 2e: „Danke, sehr gerne Manuela. Ich bin 35 Jahre alt und komme aus einem kleinen Ort namens Albach bei Schlüsselfeld in Bayern. Produziert und ins Leben gerufen wurde ich in den USA. Ich bestehe aus einem Bildschirm mit zwölf Zoll, zwei Diskettenlesegeräten und aus dem Herzstück, dem Rechner. In meinem Rechner sind mittlerweile viele Erweiterungen verbaut. Grundsätzlich besitze ich aber einen 1,020 Megahertz-Prozessor und habe einen ein Megabyte Arbeitsspeicher.“

Manuela Klein: „Okay, sehr schön. Nun zu Ihnen, lieber iMac Pro.“

iMac Pro: „Danke Manuela. Also ich brauch‘ eigentlich gar nicht anfangen, weil ich sowieso um Längen überlegen bin.

iMac Pro (Foto: Denise Heller).

iMac Pro Foto: Denise Heller

Aber der Vollständigkeit halber: Ich bin in vielen Varianten erhältlich. Ich bestehe eigentlich nur aus einem Bauteil, abgesehen von einer Maus und der Tastatur. Ich habe einen 4,3 Gigahertz- Prozessor und einen 8 Gigabyte-Arbeitsspeicher. Außerdem habe ich einen Retina 4K Bildschirm mit über einer Milliarde Farben. Nicht zu vernachlässigen ist auch mein schlanker Körper von nur fünf Millimetern Dicke. Ich könnte jetzt noch stundenlang so weitermachen, aber das macht keinen Sinn. Ich weiß, dass ich konkurrenzlos bin.“

Apple 2e: „Du bist noch jung. Noch kein Jahr alt. Klar, dass du da schon mit den Großen mitreden willst. Du bist in einem Jahr wahrscheinlich schon wieder weit überholt und wirst ersetzt. Du bist unerfahren. Deine Nutzungsdauer ist kürzer als die Lebensdauer einer kleinen Maus. Ich werde schon so viel länger genutzt. Ich kenne den technischen Fortschritt. Ich habe zuschauen dürfen, wie die Gesellschaft sich weg entwickelt von langlebiger Qualität, hin zu immer schnellerer, immer besserer Technik. Ich habe einen Nostalgiewert. Du dagegen wirst in einem Jahr ausgeschlachtet und als ein Ersatzteillager für andere Geräte dienen. Du hast keine Ahnung.“

iMac Pro: „Was redest du da? Ich bin gemacht für die Zukunft. Was glaubst du, warum ich so leistungsstarke Bauteile besitze? Damit man mich in einem Jahr wegwirft?“

Apple 2e: „Ja genau, mein Kleiner. Schau‘ das doch mal nach in deinem Internet. Du bist nicht gemacht für die Ewigkeit.“

iMac Pro: „Ich schau das nach. Warte nur ab.“

Manuela Klein: „Geht es Ihnen gut, iMac Pro?“

iMac Pro: „Ich bin ein wenig entsetzt. Gerade habe ich das Kaufverhalten online analysiert und glaube, dass er nicht ganz unrecht hat. Aber sei bloß leise. Ich bin trotzdem um Längen besser als du.“

Apple 2e: „Du hast vielleicht einen besseren Prozessor und bessere Grafiken und viel mehr Möglichkeiten als ich, aber du bist für die heutige Zeit nichts Besonderes. Du bist nicht der Beste, nicht der Schnellste, nicht der Neueste. Du hast lediglich dein tolles Aussehen und das Glück, Teil einer beliebten Marke zu sein.

Diskettenlesegeräte Apple 2e (Foto: Denise Heller).

Diskettenlesegeräte Apple 2e Foto: Denise Heller

Die Grundidee meiner Reihe war langlebiger. Wir waren die Firma mit den ersten Personal Computer, wir wollten an die Spitze. Ich selbst sollte diesen Platz einnehmen. Mein Konzept basiert darauf, erweitert zu werden und für den Nutzer individuell angepasst werden zu können. Du bist wie du bist und kostest was du kostest. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich damals sogar mehr gekostet als du heute.“

iMac Pro: „Auf Grund der online verfügbaren Daten und der einkalkulierten Inflation liegst du damit nicht ganz richtig, aber das soll mir egal sein. Was erzählst du da eigentlich die ganze Zeit von individuell anpassbar?“

Apple 2e (Foto: Denise Heller).

Apple 2e Foto: Denise Heller

Apple 2e: „Ich erkläre es dir. Im Jahre 1985 war es zum ersten Mal für Nutzer möglich mit dem Enhanced 2e-Upgrade neue Platinen einzustecken. Ein Jahr später erschien schon die nächste Erweiterung. Dabei wurden die Chips auf der Platine reduziert, während die Funktionen und die Leistung zunahmen. Der neue Prozessor WDC 65C02 und ein Zeichengenerator waren Teil da…“

iMac Pro: „Ist ja schon gut. Ich weiß, was da noch kommt. Online steht etwas von einem neuen ROM-Chip, einem neuen Gehäuse und einem tollen neuen Nummernblock. Alles langweiliger Schrott. Allerdings verstehe ich nicht, warum das heute nicht mehr so ist.“

Manuela Klein: „Das ist eine wirklich gute Frage. Haben Sie sich darüber schon einmal Gedanken gemacht, 2e?“

Apple 2e: „Mit der Rückkehr von Steve Jobs im Jahr 1996 hat sich in der Firma viel verändert. Es gab plötzlich nur noch den iMac und die portable Version, das MacBook. Später folgten dann auch noch das iPhone, Apple TV, iPads und vieles mehr. Das Grundprinzip hatte sich aber verändert. Die Produkte wurden jedes Jahr erweitert und man konnte sich wieder ein neues Produkt der Reihe kaufen. Das alte Gerät aus dem Vorjahr war überholt und wurde oft durch das neuere ersetzt. Die Hardware konnte nicht oder nur sehr schwer verändert werden. Aber die Verkaufszahlen beweisen, dass es funktioniert und der Drang der Gesellschaft zu immer Neuerem und immer Besserem hoch genug ist. Ich bin dankbar, dass mein Erfinder, Steve Wozniak oder auch „The Woz“ genannt, mich zu dem gemacht hat, was ich noch heute bin. Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr frustriert.“

iMac Pro: „Warum hat Apple das getan. Ich habe ein Ablaufdatum… Und du erzählst mir das einfach so, als ob es nichts bedeutet. Das war früher wirklich besser!“

iMac Pro (Foto: Denise Heller).

iMac Pro Foto: Denise Heller

Apple 2e: „Ich weiß, das ist schwer. Aber wir können nichts dagegen tun. Wir haben keinen Einfluss darauf, was wir können und wie lange wir das können. Ich habe mich damit auch schon sehr viele Stunden beschäftigt.“

iMac Pro: „Ich… ich… ich weiß gar nicht, was ich noch sagen soll.“

Apple 2e: „Ach, Kopf hoch mein Kleiner. Das wird alles. Genieß‘ die Zeit.“

Manuela Klein: „Ein interessantes Ende. Nun bitte ich Sie beide noch einmal ein abschließendes Wort zu unserer heutigen Sendung zu formulieren.“

Apple 2e: „Ich bin überzeugt, dass die Geräte heute alle besser sind als ich, aber meinen Nostalgiewert werde ich nie verlieren. Der Wille der Erfinder steckt in uns, ob wir nun wollen oder nicht.“

iMac Pro: „Der Schock sitzt tief. Ich bin froh über mein Talent und meine Hardware und hoffe, dass ich länger genutzt werde als die meisten Geräte meiner Generation. Schade, dass Apple das alte Konzept aufgegeben hat und wir nun zu einer kurzlebigen Generation gehören.“

Manuela Klein: „Meine Damen und Herren, wie sie sehen, können sich auch unterschiedliche Generationen einigen und ansprechende Gespräche führen. Ich bedanke mich bei meinen beiden heutigen Gästen und lade sie herzlich ein, nächste Woche wieder einzuschalten bei dem Thema: Wer hat es erfunden? Ich wünsche Ihnen bis dahin eine gute Zeit und bis bald.“

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