„Du da – im Radio“

Das Radio ist ein Gegenstand, den täglich Millionen von Menschen nutzen. Hinter dem kleinen Kästchen steckt viel mehr Technik, als so mancher Hörer vermuten mag. Zentraler Bestandteil davon ist die Übertragungstechnik, die bereits viele Phasen in der Radiogeschichte durchlaufen hat.

„Achtung, Achtung hier ist die Sendestelle Berlin im Vox-Haus auf Welle 400 Meter. Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt. Die Benutzung ist genehmigungspflichtig.“

Berlin, 28. Oktober 1923. Der Sendebetrieb des Hörfunks in Deutschland beginnt. Die Klangqualität sei damals einem Telefon sehr ähnlich gekommen. „Ein notdürftiges Studio wurde aufgebaut. Ein Tisch, zwei Telefonbücher darauf, auf denen das Mikrofon stand“, sagt Rainer Steinführ. Der Berliner ist gelernter Radiotechniker. Seine Faszination für Radios habe er nicht zuletzt einer Micky Mouse Zeitschrift zu verdanken. Eine Anleitung für den Bau eines einfachen Detektorradios führte ihn unter anderem zu dem Beruf des Rundfunk- und Fernsehtechnikers.

Die ersten Empfangsgeräte

Familien versammelten sich zu dieser Zeit um einen Tisch. Vor ihnen ein einfaches Gerät, an das Kopfhörer angeschlossen waren. Viele Knöpfe waren dabei nicht zu sehen. Nur ein Rädchen, das es ermöglichte, den Sender zu verstellen. Während einer den Hörer auf dem Kopf hatte, muss sich das andere Familienmitglied anderweitig beschäftigen. Der Kopfhörer wurde rundum gereicht.

Früher wurden hauptsächlich Detektorempfänger genutzt, um Radio zu hören. Diese bestanden aus einer Antenne, Spule, Diode, einem Drehkondensator und Kopfhörern. „Die Konstruktion konnte man nur mit Kopfhörern betreiben“, sagt der Radiotechniker. Eine Stromversorgung sei dafür nicht nötig gewesen.

Wintermayr hört während dem Autofahren Radio. Foto: Verena Wintermayr

Zu Beginn der Hörfunkgeschichte sind die Lang-, Mittel- und Kurzwelle die Träger der Übertragungstechnik. „Der Fokus lag dabei auf der Mittelwelle“, sagt der Berliner. Die Klangqualität sei dabei durch atmosphärische Störungen eingeschränkt gewesen. „Wenn ein Gewitter in einigen Dutzend Kilometern Entfernung niederging, dann hörte man das Krachen des Blitzes“, sagt Steinführ. Bei Mittelwellensendern sei vor allem das Problem gewesen, dass die Tages- und Nachtreichweite unterschiedlich waren. War tagsüber mit einer Reichweite von 100 Kilometern zu rechnen, steigerte sich diese nachts auf bis zu 500 Kilometer. Ab 1949 entwickelte sich die Ultrakurzwelle mit einer besseren Tonqualität.

Verena Wintermayr ist Studentin und hört am liebsten zu Hause Radio zur Unterhaltung. Für  Verkehrsinformationen im Auto sei ihr UKW-Radio aber auch ganz praktisch. „Ich pendle aufgrund meines Studiums viel mit dem Auto“, sagt Wintermayr. Dabei sei es ihr alleine zu still im Auto. „Außerdem weiß ich dann immer, wo die Blitzer stehen“, sagt die Studentin.

Die Übertragungstechnik des UKW-Radios

Spricht der Radiosprecher in ein Mikrofon, wird die Stimme in elektrische Signale umgewandelt. „Das Signal wird im Studio aufbereitet und das Frequenzband bereinigt“, sagt der Radiotechniker. Anschließend wird das Signal zum Weiterleiten an den eigentlichen Sender vorbereitet. Richtfunkstrecken oder Internetverbindungen sind die Leitungen zur Sendestelle. „Die Tonfrequenzen werden dort auf das Sendesignal aufmoduliert“, sagt Steinführ. Das Signal würde vom Sendeort in die dortige Antenne eingeführt werden, die dieses ausstrahlt.

Veranschaulichung der Übertragungstechnik eines UKW-Radios. Grafik: Wintermayr

Auch der Empfänger hat eine Antenne. Das Signal wird von einem Rundfunkempfänger verstärkt, demoduliert – von der Hochfrequenz befreit – und als Niederfrequenz dem Lautsprecher im Radio zugeführt. „Dort werden die elektrischen Signale wieder in Schallwellen umgewandelt, die wir dann hören können“, so der Radiotechniker.

 

Eine neue Ära beginnt

„Das Wetter wird morgen weitestgehend sonnig. Ein paar Wolken ziehen über den Himmel bei einer Höchsttemperatur ….“. Die Radiosprecherin ist nur noch verrauscht zu hören. Das Radiogerät scheint keinen guten Empfang zu haben. Die Studentin versucht die Antenne in eine andere Richtung zu drehen. Manchmal würde das etwas helfen, sagt Wintermayr. Da die Antenne vermutlich von etwas gestört wird, schaltet sie mit der Fernbedienung ihres Radios von ihrem UKW-Radio auf das Digitalradio (DAB+) um. Ein rauschfreier Empfang ist zu hören.

Wintermayr wechselt von UKW auf Digitalradio. Foto: Verena Wintermayr

Die dritte Phase der Weiterentwicklung des Radios ist das Digital Audio Broadcasting (DAB). Die aktuellste Form davon ist das DAB+ Radio. Digitale Signale in Form von Bitraten übersetzen hierbei die elektrischen Signale. „Je höher die Übertragungsrate ist, desto besser die Klangqualität“, sagt Steinführ. Die Zahlen null und eins sind die Übermittler der Datenmengen. Antennen leiten auch hier die übersetzten Signale an die Radios zu Hause weiter. Die Empfängergeräte sind weniger störanfällig, da die Übertragungsfehler digital leichter zu korrigieren sind. Das Radio decodiert die Datenmengen zurück in elektrische Signale. Die Stimme des Radiosprechers ist zu hören. „Um möglichst viele Programme abstrahlen zu können, geizen die Sender mit den Raten“, sagt Steinführ. Die Klangqualität der digitalen Radiosender leide unter der Kompression der DAB-Sender.

Bereits 97 Jahre Radiogeschichte in Deutschland liegen hinter uns. Das ehemalige Vox-Haus am Potsdamer Platz ist heute in Privatbesitz und musste einem neuen Gebäude weichen. „Ich finde es schade, dass am Potsdamer Platz in keiner relevanter Form auf das Ereignis hingewiesen wird“, sagt der Berliner. Trotz Bemühungen hätte dies nicht geklappt. Bleibt abzuwarten, ob sich dies zum 100-jährigen Jubiläum ändern wird.

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