Einfach mal dem Fluss folgen – Vom Grundwasser in den Wasserhahn

In Deutschland stehen den Bürgern circa 188 Milliarden Kubikmeter Wasser zur Verfügung, also deutlich mehr als verbraucht werden kann. Jedes Jahr werden knapp fünf Milliarden Kubikmeter tatsächlich als Rohrwasser für die öffentliche Wasserversorgung gefördert und genutzt.

In Fürth wird in drei verschiedenen Wasserschutzgebieten das Trinkwasser gewonnen und verarbeitet. Dafür zuständig ist die Infra Fürth, die das Wasser in regelmäßigen Abstanden überprüft und in die Wasserleitungen weiterleitet.

Die Wasserversorgung einer Großstadt

Fürths Wasserschutzgebiete befinden sich in Allersberg, Fürth und im Knoblauchsland. Das Knoblauchsland versorgt das dortige Wohngebiet und Allersberg und Fürth gemeinsam die Stadt Fürth. Diese einzelnen Gebiete werden wieder in Hochdruck- und Niederdruckgebiete unterteilt, Allersberg wird zusammen in Verbindung mit der Fernwasserversorgung zu den Niederdruckgebieten gezählt. Die drei einzelnen Wasserschutzgebiete werden wiederum weiter aufgeteilt in drei Schutzzonen, der weiteren und engeren Zone und der sogenannten Fassungen, die sich direkt um die Brunnen befinden. Die Infra Fürth hat jedoch für das Gebiet Fürth eine weitere Zone im Süd-Osten eingeführt.

Jede dieser Schutzzonen hat ihre eigene Funktion. So hat beispielsweise die engere Zone eine Multibarrieren-, Filter- und Schutzfunktion, die so gerichtet ist, dass keine chemische und bakterielle Belastung des Wassers auftreten kann.

 

Wasserschutz durch Pflegeverträge

Damit die Landwirtschaft das Grundwasser nicht mit Pestiziden verseuchen kann, hat die Infra Fürth Äcker aufgekauft, um dort die Landwirtschaft zu kontrollieren, und einen sogenannten Pflegevertrag aufgestellt, an den sich diese Landwirte halten müssen. In diesem steht zum Beispiel, dass Düngung komplett untersagt ist.

Quelle: Melanie Weißbeck

Fürth selbst wird als  Wassermangelgebiet eingestuft. Dass es in geraumer Zeit aber Wasserknappheit in Fürth geben wird, sei unwahrscheinlich, außer man würde mehr Wasser aus den Quellen pumpen als nachproduziert werden kann, meint Ursula Geier, Abteilungsleiterin der Wasserwerke Fürth. Im Sommer 2015, als die Temperaturen weit über 30 Grad lagen, habe man schon gemerkt, dass der Grundwasserspiegel sinkt, aber er habe sich innerhalb einiger Wochen wieder erholt, da man aufgrund der Wasserknappheit von Querverbindungen, wie den Brombachsee versorgt werde. Trotzdem solle man die Wasserknappheit nicht unterschätzen, so Geier. Fürth habe sich aber gut gestellt, um sich selbst zu versorgen.

 

Bevor das Wasser jedoch aus den heimischen Leitungen fließen kann, muss es gereinigt werden. Dies geschieht in den drei Wasserwerken der Stadt Fürth. Die in der Nähe der Gewinnungsquelle sitzenden Wasseraufbereitungsablagen lassen das Rohwasser durch verschiedene Stationen laufen.

Quelle: Melanie Weißbeck

Damit das Wasser nicht die Rohre  beschädigt, wird es in eine Entgasungskammer geleitet, um die im Grundwasser natürlich vorkommende Kohlensäure zu entziehen. Weiter in der Ozonkammer wird dem Wasser Ozon beigegeben, um es zu desinfizieren. Danach wird es durch verschiedene Filter bestehend, aus der Aktivkohle Hydro-Anthrosit und Quarzkies, geleitet, um direkt danach in die Pumpen und schließlich in die städtischen Wasserrohre zu fließen.

 

Quelle: Melanie Weißbeck

Damit das Trinkwasser nach der Aufarbeitung in die Leitungen gepumpt werden darf, muss es kontrolliert werden. Hierfür zuständig sind Norbert Paulus und sein Team des hauseigenen akkreditierten Labors der Infra. Die Hauptuntersuchung besteht aus einem Test des Wassers nach Schwermetallen, Bakterien und Pflanzenschutzmitteln. Die Proben werden zum Teil arbeitstäglich aus dem Wasserwerk gezogen und ausgewertet. Aber auch im Wassernetz selbst wird das Wasser regelmäßig überprüft. Hierfür geht Paulus jedoch nicht zu Privatpersonen, sondern besucht öffentlich zugängliche Orte wie Kindergärten, Altenheime oder Schulen. „Wenn also im Kindergarten nebenan das Wasser sauber ist, wird es das wohl im Wohnhaus direkt daneben auch so sein“, erklärt Paulus.

Ein weiteres Verfahren ist die sogenannte Rohwasserbebohrung. Dort fährt der Leiter des Labors regelmäßig in die verschiedenen Fassungsgebiete, um dort Proben direkt vom Grundwasser zu entnehmen.

 

Trinkwasser gesünder als Mineralwasser?

 

Stiftung Warentest kam erst zu Beginn 2017 wieder mit einer neuen Studie auf, dass Leitungswasser gesünder sei als das stille Mineralwasser, das man im Supermarkt kauft. Natürlich seien im Mineralwasser mehr Stoffe zu finden als im Leitungswasser, meint Ursula Geier, denn es sei klar, dass die PET-Flaschen auch bestimmte Stoffe in das Wasser abgeben können. Mineralwasser sei ein Produkt, das zwar wie Trinkwasser auch aus Grundwasser hergestellt werde; es sei aber nicht das gleiche, da es haltbar gemacht und abgefüllt werde. „Das Trinkwasser ist ausgelegt zum lebenslangen Trinken, ob vom Baby bis zum Greis“, ergänzt Paulus. „Für Trinkwasser und Mineralwasser gelten jeweils unterschiedliche Verordnungen. Das Wasser der Brunnen ist zwar auch mineralisiert aufgrund der tiefen Brunnen, bei Mineralwasser werden aber noch Minerale hinzugefügt oder stammen aus einer besonders mineralreichen Quelle.“

 

Quelle: Melanie Weißbeck

Wie aber wird denn das Trinkwasser so rein, dass man es unbedenklich trinken darf? Noch vor einigen Jahren wurde das Wasser mit Hilfe von Chlor gereinigt, um beispielsweise schädliche Bakterien zu entfernen. Heute ist das nicht mehr so. „Seit drei oder vier Jahren benutzt Fürth schon keine Chlorung mehr“, sagt Ursula Geier. „Wir benutzen es nur noch als Notschutzfunktion, falls Gefahren auftreten oder wenn im Netzbau Leitungen gereinigt werden müssen. Bis jetzt fahren wir sehr gut damit.“ Das Wasser werde auf natürliche Weise durch die Erdschichten gefiltert und gesäubert, daher brauche man das nicht.

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