Mit Einfallsreichtum gegen Frost

Bei kleinen Fußballvereinen verursachen Schnee und Eis des Öfteren Spielausfälle. Im Profisport helfen Rasenheizungs-Systeme. So auch im Nürnberger Stadion. Gerd Scheuerlein und Oliver Happel, Platzwarte des 1. FC Nürnberg, standen Rede und Antwort.

Für den reibungslosen Spielbetrieb bei jedem Wetter sind Fußballvereine auf technische Hilfsmittel angewiesen. Das DFB-Pokalviertefinale zwischen den Sportfreunden Lotte und Borussia Dortmund im Februar musste wegen akuten Schneefalls abgesagt werden. Ein solches Szenario ist im Nürnberger Stadion eher unwahrscheinlich, da dort ein System aus Rasenheizung und Drainagen schwierigen Witterungsbedingungen entgegensteht. Oft reicht es allerdings nicht, einfach nur den Schalter umzulegen. Das richtige Timing und ständige Kontrolle sind unerlässlich.

Gerd Scheuerlein (l.) und Oliver Happel erklären die Rasenheizung und erzählen Schneegeschichten. Foto: Fabian Sieroka

„Ich schätze, dass von den 36 Bundesligavereinen keiner den Rasen so lange liegen hat“, meint Gerd Scheuerlein, Platzwart des 1. FC Nürnberg, beim Betreten des Stadions. Trotzdem fällt dem Laien auch bei der genauen Betrachtung keine sichtbare Lücke auf. Bei seinem Kollegen Oliver Happel und den übrigen Mitarbeitern ist der nunmehr über drei Jahre alte Nürnberger Rasen in guten Händen. Dabei spielt die Rasenheizung eine wichtige Rolle. Unter dem Grün verläuft ein Rohrsystem, das bei Bedarf erwärmtes Wasser unter jede Wurzel transportiert. Weil die Flüssigkeit teilweise in den Rohren steht und nie vollständig abgepumpt wird, ist stets ein bestimmter Anteil an Frostschutzmittel enthalten, damit eisige Bedingungen keinen Schaden anrichten – ganz ähnlich der Scheibenwischanlage in gewöhnlichen Personenkraftwagen.

Allerdings erhöht dieses Gemisch auch die Zähigkeit des Wassers, wodurch eine erhöhte Pumpenleistung erforderlich ist. Im Betrieb liefert die Anlage zwischen acht und 35 Grad Celsius. Die Rohre sind in einem Abstand von 20 bis 30 Zentimetern unter dem Rasen verlegt. Diese Distanz ist ausreichend, um einerseits die Wurzeln nicht zu behindern und andererseits noch genügend Wärme nach oben zu transportieren. Mit einer Gesamtlänge von über 25 Kilometern ergibt sich eine Strecke von 238 aneinandergereihten UEFA-tauglichen Fußballfeldern.

Kreativität gegen Schnee

„Wenn du Schnee drauf hast, dann wird es schwierig“, sagt Oliver Happel. „Im letzten Winter wollten wir abtauen und es ist einfach nicht geschmolzen.“ Gerd Scheuerlein führt die Geschichte weiter aus: „Bei Schnee schalten wir natürlich die Rasenheizung an. Ist die Schicht zu dick, bildet sich ein Luftpolster zwischen Rasen und Schnee. Dann passiert da nichts mehr. Am Tag ist es dann immer etwas angetaut, aber in der Nacht war es wieder bitterkalt.“

Die Heizung zieht ihre Kreise – jeder Rasenabschnitt kann separat beheizt werden. Foto: Fabian Sieroka

Die übrig gebliebene Eisschicht musste mit viel Einfallsreichtum abgetragen werden.
„Da sind wir erst mit der Rasen-Nachsämaschine drüber, weil die vorne zwei Igelwalzen mit Stacheln hat, damit wir das Eis aufbrechen konnten.“ Anschließend wurde das eisige Brachland mit dem Traktor vom Rasen geschoben. Derartige Umstände können dem Fußballuntergrund erheblichen Schaden zufügen. Ebenso stellt der von einigen Vereinen praktizierte Dauerbetrieb im Winter eine Gefahr dar. Vergisst der zuständige Platzwart eine ausgleichende Bewässerung, kann das Gras sehr schnell irreparabel austrocknen. Zudem ist der Verbrauch vor allem für kleinere Vereine ein belastender Posten. Im Schnitt kostet der Betrieb 2000 € pro Tag, was bei aktuellen Strompreisen 6.500-10.000 Kilowattstunden entspricht – die gleiche Menge benötigen drei Mehrpersonenhaushalte durchschnittlich pro Jahr.

Natur bekämpft Kälte

In der SGL-Arena zu Augsburg wird auf die Natur gesetzt. So pumpen die Betreiber temperaturstabiles Grundwasser (zehn Grad Celsius) aus 40 Metern Tiefe in die Rohre der Rasenheizung. Im Sommer kann dasselbe Wasser für die Klimaanlage des Stadions genutzt werden. Nach der Nutzung geht es zurück in tiefere Lagen. Durch diese innovative Idee sparen die Nutzer jährlich 700 Tonnen CO2 im Vergleich zu konventionellen Heizsystemen.
Allerdings handelt es sich in Augsburg um einen Stadionneubau. Das umweltfreundliche System ist in bereits stehenden Fußballtempeln kaum nachzurüsten. Sollte sich der 1. FC Nürnberg in naher Zukunft finanziell besser aufstellen und über eine eigene Arena nachdenken, könnten die Verantwortlichen die 145 Kilometer-Fahrt nach Augsburg bestimmt für eine kollegiale Besichtigung einplanen.

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