Moderne Sanierung an der Lorenzkirche

Baupläne und Sanierungsmaßnahmen der Nürnberger Lorenzkirche werden in einem Archivsystem digital dokumentiert. „Wir verwenden MonArch für alles“, sagt Marisia Conn, Architektin des Architekturbüros Conn und Giersch aus Fürth.

Für die Archivarbeit verwendet sie das Digitale Monument-Archiv (DMA). Es ist speziell für eine digitale Dokumentation von historischen Bauwerken  entwickelt worden. Die Universität Passau arbeitet zusammen mit anderen Partnern an diesem Forschungsprojekt. „Ursprünglich hatte es zum Ziel, historische Baupläne, Zeichnungen und Fotos zu digitalisieren, um den Baubestand festzuhalten“, sagt Dr. Burkhard Freitag, Professor für Informationsmanagement an der Universität Passau. Das Programm basiert auf einem Datenbankensystem, in dem die verschiedenen Dokumente gespeichert sind. Zusätzlich stellen Bauplanzeichnungen die Gebäudeteile visuell dar. „Damit muss sich der User nicht mehr durch die verschiedenen Ordnerpfade kämpfen, sondern kann durch die raumbezogenen

Ausschnitt aus dem MonArch Programm
links: Ordnerpfad, Mitte: Grundriss und rechts: Stichwortsuche     Foto: Universität Passau

2D-Zeichnungen seinen derzeitigen Aufenthaltsort im Bauwerk nachvollziehen“, erklärt Freitag. Der Clou ist, dass die Planzeichnungen mit dem Ordnersystem verknüpft sind, sodass der Nutzer entweder über den Ordner oder die Zeichnung auf das gesuchte Dokument zugreifen kann. Seit 2009 entwickelt er zusammen mit seinem Team das digitale Archivsystem. „Bisher wird das Programm MonArch nur zu wissenschaftlichen Zwecken genutzt, wie beispielsweise bei der Sanierung der Lorenzkirche in Nürnberg.“

Erleichterte Archivsuche und Kommunikation

Am Bauwerk arbeiten unterschiedliche Gewerke, die verschiedene Sanierungs-maßnahmen durchführen.     Foto: Magdalena Porst

„Sie müssen sich MonArch so vorstellen, dass es eine Art Verwaltungssystem für das Gebäude ist. Eine Planzeichnung, beispielsweise von einem Joch ist in Zonen aufgeteilt. Diese Zonen haben bestimmte Bezeichnungen und  sind mit einem dazugehörigen Ordner verknüpft“, beschreibt Architektin Conn das Programm. Ein Joch besteht aus mehreren Einzelteilen wie Maßwerkfenster, Kunstwerken und Wandmalereien. Das sind ganz unterschiedliche Gewerke von Holz über Stein bis hin zum Glas. „Diese ganzen Einzelteile werden dann in die Codierung von MonArch eingearbeitet“, erklärt sie. Per Mausklick kann Conn bestimmte Zonen auswählen und auf den Inhalt des dazugehörigen Ordners zugreifen. „Damit haben wir die Möglichkeit, die Einzelteile immer wieder zu lokalisieren.“ Die Archivsuche ersetzt das digitale System nicht, aber sie wird durch die Stichwortsuche erleichtert und ermöglicht eine übersichtliche Verwaltung von historischen Dokumenten. „Andererseits ist es ein Kommunikationssystem“, sagt Conn. Wenn sie zum Beispiel mit einer Restauratorin Kontakt aufnimmt, um Schäden an einer Glasmalerei zu besprechen, können beide das gleiche Dokument des beschädigten Objektes einsehen: „Ich brauche also nicht mehr den Plan verschicken, sondern ich sage: ,Ziehen Sie sich den Plan runter‘.“ Die Restauratorin sieht sich das Objekt in der Lorenzkirche an. In den Plan zeichnet sie die Schäden ein, bewertet sie und stellt das bearbeitete Dokument wieder in MonArch ein. Damit ist der Schaden  dokumentiert.

Freizugängliche und geschützte Daten

Dateiformate jeglicher Art wie zum Beispiel Videos, Texte und Bilder kann das DMA speichern. Im Bereich Datenschutz unterscheidet das System zwischen freizugänglichen und geschützten Daten. Seit 2012 arbeiten Conn und ihr Team mit dem digitalen Archivsystem. Es sind mehrere Beteiligte wie die Landeskirche und Gemeinde, die entscheiden, welche Daten der Lorenzkirche freizugänglich sind und welche nicht. „Ganz sicher werden niemals Daten der Sicherheitsvorkehrungen, Alarm- und Brandmeldeanlagen zugänglich sein“, sagt Conn.

Die Lorenzkirche ist ein Vorzeigeobjekt des DMA. Das System soll zukünftig weltweit Anwendung in historischen Bauwerken finden. Foto: Magdalena Porst

Zukunftweisendes Programm

Burkhard Freitag sieht hohes Potenzial in der internationalen Nutzung des Systems: „Viele Länder sind reich an Denkmälern, die bewahrt werden müssen“. Sein Team und er sind bereits mit Institutionen verschiedener Länder in Kontakt, um das MonArch-System auch für deren historische Bauwerke vorzustellen. An einer Umsetzung der 3D-Modellierung für die visuelle Darstellung im MonArch-Archivsystem arbeiten sie bereits. „Ein solches Forschungsprojekt soll sich immer weiterentwickeln können“, sagt Marisia Conn, denn auch sie wünscht sich, in MonArch dreidimensional arbeiten zu können: „Das System könnte das leisten.“

 

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