Sport unter Strom – Lasertag mit Elektroschocks

Die Trendsportart Lasertag ist längst in Deutschland angekommen. In Fürth gibt es nun die Möglichkeit, diese Freizeitaktivität sogar mit Elektroschocks auszuführen. Unser Redakteur Christoph Franz wagt den Selbstversuch.

Ein Beitrag von Christoph Franz

Mit dem Wissen, gleich mehrere Elektroschocks verpasst zu bekommen, verlasse ich mit einem unguten Gefühl den Parkplatz. Von außen ist es ein sehr altes Gebäude, innen finde ich mich zunächst nur in einem düster wirkenden Haus wieder. Die Räumlichkeiten erinnern mich an eine etwas ältere Bar, die versucht, durch moderne Möbel zeitgemäß auszusehen. Ich stehe jedoch im Eingangsbereich der Lasertaghalle LasertagXX in Fürth.

Aus dem nächsten Raum kommt mir eine Gruppe junger Menschen entgegen, die scheinbar großen Spaß hatten. Vor wenigen Minuten spielten sie Lasertag. Ohne Elektroschocks. Ich hege große Zweifel daran, ob ich im Anschluss genauso lachen werde. Der einzige Lichtblick, der mir aktuell Mut zuspricht, ist die Tatsache, dass ich nicht zum ersten Mal diese Sportart ausführe. Wobei das Prinzip auch für einen Neueinsteiger einfach zu verstehen ist.

Das unscheinbare LasertagXX-Gebäude von außen. Foto: Christoph Franz

Unterschied zur üblichen Spielweise

Beim herkömmlichen Lasertag trägt jeder Spieler eine Weste mit Sensoren, die üblicherweise an der Vorder- und Rückseite angebracht sind. Das wichtigste Equipment ist jedoch der sogenannte Phaser. Mit dieser Laserwaffe, die lediglich mit harmlosen Infrarotstrahlen um sich schießt, gilt es, die Sensoren anderer Spieler zu treffen, um so Punkte zu sammeln. Welcher Spieler – oder je nach Spielmodus: welches Team – am Ende die meisten Punkte eingesammelt hat, wird als Sieger gekürt. Bei LasertagXX gibt es jedoch den kleinen aber feinen Unterschied, dass dieser Sport unter Schmerzen geführt wird, denn bei jedem erfolgreichen Schuss bekommt der Getroffene einen Stromschlag.

Das mulmige Gefühl, das ich bereits vor dem Betreten der Halle hatte, wird nur wenige Momente später verstärkt. Silvia Streeb, Geschäftsführerin von LasertagXX, belehrt mich und meine Mitspieler über den Elektroschock und bittet um die Unterschrift auf einem Haftungsausschluss. Sie weist zusätzlich daraufhin, dass der Einsatz des Elektroschocks bei jedem Spieler auf freiwilliger Basis geschieht. Wer sich nicht schocken lassen möchte, spielt im üblichen Stil. Wer vor dem Spiel Angst hatte, wurde gerade vermutlich noch ängstlicher.

Das Gesundheitsrisiko des Elektroschocks

Stutzig macht mich die große Geheimniskrämerei von Silvia Streeb. Einen Blick in die technischen Daten des Geräts, die auf mehreren Seiten in einer kleinen Mappe aufgeführt sind, gewährt sie nur für einen kleinen Augenblick. Das Abfotografieren der Informationen gestattet sie nicht. Selbst Nahaufnahmen des Equipments sind nicht erlaubt. Anschließend spricht Silvia Streeb das Risiko der Mechanik an. „Der kleine Stromschlag ist vollkommen ungefährlich, sofern die Person gesund ist.“ Minderjährige, Schwangere, Herzpatienten, aber auch Menschen mit einer einfachen Erkältung sind vom Spielbetrieb mit dem Stromschlag ausgeschlossen.

Die Ausrüstung. Foto: Christoph Franz

Die noch frische Erinnerung an die technischen Daten zeigt: Es wird eine maximale Spannung von 35 Volt angelegt. Dr. Annemarie Sitterli, Fachärztin für Allgemeinmedizin in Fürth, erklärt, dass der durchschnittliche Körperwiderstand etwa 500 Ohm beträgt. Aus diesen Werten ergibt sich, dass die Stromstärke, die durch den Arm fließt, bei 0,07 Ampere liegt. Die Harmlosigkeit für einen gesunden Menschen bestätigt mir die Ärztin anhand dieser Zahlen.

Ich kann mich also beruhigt ins Geschehen stürzen. Vor Spielbeginn kleben sich alle wagemutigen Spieler, die den Elektroschock benutzen, eine Folie mit Kontakten auf den Oberarm und umwickeln diese mit einer Bandage. Mit Kabeln werden die Kontakte an einen kleinen Stromkasten an der Weste angeschlossen. Per Knopfdruck kann jeder Spieler bereits ausprobieren, wie sich der Elektroschock anfühlt. Da es zehn unterschiedliche Stärken gibt, taste ich mich Stufe für Stufe nach oben.

Spürbar wird der Schock erst ab Stufe vier: ein kleines Kribbeln im Arm. Bei Stufe zehn, die die Macher selbst als „brutal“ bezeichnen, zuckt der Arm schon gewaltig. Es sind keine Schmerzen, jedoch habe ich das Gefühl, die Kontrolle über meinen Arm für einen kurzen Moment verloren zu haben. Nichtsdestotrotz wage ich mich mit Stufe zehn des Elektroschocks ins Spiel.

Wenig Werbung für den Elektroschock

Das Spielerlebnis ist deutlich von der üblichen Version von Lasertag zu unterscheiden. Statt zu versuchen so viele Gegenspieler wie möglich zu treffen, ist es das einzige Ziel, möglichst nicht getroffen zu werden. Die Wände, hinter denen Schutz gewährt wird, helfen dabei. Etwa 50 Elektroschocks und zahlreiche Schreie später ist das Spiel vorbei. Es war überragend. Trotz häufiger Schreckmomente hatten ich und auch alle anderen Mitspieler großen Spaß.

Mysteriös bleibt dennoch das Verschweigen wichtiger Informationen. Die Geschäftsführerin ist der Ansicht, dass aufgrund des Betriebsgeheimnisses keine Details über den Elektroschock publik gemacht werden sollen. Dies steht allerdings im Konflikt zu der Bekanntmachung der Stromschläge. Lasertagliebhaber werden diesen Spielmodus durchaus mit Freuden entgegennehmen. Dies ist jedoch schwierig, denn nur ein Post auf der Facebook-Seite von LasertagXX macht darauf aufmerksam. Informationen auf der Webseite: Fehlanzeige. Im Amt für Umwelt, Ordnung und Verbraucherschutz in Fürth frage ich nach. Dort ist nichts über die Elektroschocks von LasertagXX bekannt, was mir Verwaltungsoberinspektor Tobias Dienstbier bestätigt, weswegen ich keine weiteren Informationen erhalte. Das mulmige Gefühl bleibt also bestehen.

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