Zandi-Südafrikanische Sonne

Südafrikanische Sonne in Deutschland

Zandi Viltoen öffnet die Tür des modernen Reihenhauses. Ein junges Mädchen, das älteste ihrer drei Kinder, verabschiedet sich nach oben in das Schlafzimmer der Mutter.

Die Abendsonne erreicht in dem offenen Haus nahezu jede Ecke. Auf dem flauschigen weißen Teppich liegen die roten, gelben, blauen und grünen Spielsteine der Kinder. Zandi betritt durch die Glastüre den Garten. Während sie spricht, gestikuliert sie viel. Sie malt die Wörter mit ihren Händen.
Die Südafrikanerin mit den blonden Haaren und der leicht gebräunten Haut macht es sich bequem. Wie in der südafrikanischen Kultur üblich ist sie sehr offen. Ihr Deutsch ist ziemlich gut und einer der Hauptgründe für den Wohnortwechsel von Südafrika nach Deutschland. „Wir wollten ein Abenteuer. Wir wollten schon immer in ein anderes Land und andere Sprachen lernen.“ Damit bildet Zandi eine Ausnahme in ihrer Kultur. Während viele Afrikaner, in der Hoffnung auf Arbeit, nach Südafrika immigrieren, erhoffen sich die Südafrikaner in Europa eine bessere Perspektive.

Viel Dialekt und doch wenig zu lachen

Das Abenteuer beginnt für das Ehepaar zunächst in Bonn, wo vor allem Hochdeutsch gesprochen wird. Als sie weiterziehen, trifft Zandi auf den ersten Deutschen mit Dialekt. „Als ich den ersten getroffen habe, habe ich gedacht: Der arme Mensch, er hat ein Sprachdefizit und dann habe ich noch einen mit dem gleichen Sprachdefizit getroffen. Da habe ich dann gelernt, dass das ein Berliner Dialekt ist.“ Sie lacht ein strahlendes und sorgloses Lachen.

Zandi hatte keine Vorurteile gegenüber den Deutschen, bevor sie nach Deutschland gezogen ist. Sie erinnert sich: „Ich habe eine Freundin gehabt, die hat gesagt, dass die Deutschen keinen Humor haben. Darüber habe ich gelacht.“ Sie muss schmunzeln. „Das stimmt auch“, fügt sie mit einem ansteckenden Lachen hinzu. Die Afrikaner lachen gerne, verarbeiten auch unschöne Sachen mit Witzen. In Deutschland sind die meisten Einwohner viel mehr an ihre Regeln gebunden, als die Afrikaner. „In Südafrika machst du, was du willst und du fragst danach, ob das ok war“, berichtet Zandi.

Als Deutsche in Südafrika

Kindersandalen vor Haustür

Die Sandalen der Kinder. Foto: Lena Kiefhaber

Wenn man durch Südafrika geht, erwartet einen ein für Deutsche unverständliches Bild. Der Müll wird einfach auf die Straße geworfen. Doch das hat einen Grund. „Es gibt dort viele arme Leute, die dann kommen und ihn mitnehmen.“ Auch in den Haushalten unterscheidet sich der Umgang mit Müll grundlegend. Während die Deutschen sich der Mülltrennung verpflichtet fühlen, wird in südafrikanischen Haushalten einfach alles zusammengeworfen. „Ich bin deutsch geworden. Ich finde es mittlerweile auch furchtbar. Das ist für meine Eltern immer eine große Herausforderung; wenn ich komme, müssen sie den Müll trennen.“

Südafrikas Zahnfee

„Mein Kind hat gestern ihren Zahn verloren und ich habe sie gefragt, ob die Zahnfee oder die Maus aus Südafrika kommen soll. Die Zahnfee bringt ein Geschenk vorbei und die Maus bringt Geld. Da hat sie Gott sei Dank Maus gesagt. Denn ich hatte kein Geschenk da …“ sie beugt sich vorsichtig vor und flüstert weiter: „Das darf mein Kind nicht hören.“

Weihnachten in Deutschland und in Südafrika ist sehr unterschiedlich, trotzdem hat Zandis Familie inzwischen die deutsche Version adaptiert. Während in Südafrika zwischen Weihnachtsmann und Jesus strikt getrennt wird, soll hier Jesus (Christkind) die Geschenke bringen. „Am Anfang war ich dadurch beleidigt. Ich dachte ja: Jesus ist ein Retter. Er soll sich doch nicht durch die Gegend schleppen und Geschenke bringen. Später habe ich dann aber erkannt: Hey, das ist eigentlich schön. Denn er war das größte Geschenk und bringt jetzt auch Geschenke.“

In Südafrika wird groß gefeiert

Zandis Fußnägel sind pink lackiert, sie trägt luftige Sandalen und ein lockeres weiß und grau gestreiftes Kleid. „Das ist auch sehr deutsch. Vor allem in Berlin, da waren die Kinder immer nackig, aber hatten Schuhe an. In Südafrika sind die Kinder immer gekleidet und sind barfuß“, sagt sie.

„Ihre drei Kinder sind besonders an Geburtstagen immer sehr hübsch angezogen“, sagt Carlotta, die Babysitterin, die ab und an auf die drei Kleinen aufpasst. Südafrikaner feiern leidenschaftlich gerne und sehr groß. „So wie die Amerikaner. Wir haben viel amerikanische Kultur. Denn wir sind offen für alle Kulturen, die reinkommen und ihre Dinge mitbringen.“ Zandi zeigt mir stolz ein Bild auf ihrem Handy. Auf dem Foto sieht man die zwei älteren Mädchen mit ihrem kleinen Bruder. Die Kleider der Mädchen sind auf das Outfit des kleinen Bruders abgestimmt.

Hallo, goede evening. Hoe gaan dit means?

Zandis Mann kommt nach einem langen Arbeitstag durch das Gartentürchen in den kleinen Garten. Er begrüßt seine Frau mit einer liebevollen Umarmung. Die beiden unterhalten sich auf Afrikaans. Die Sprache klingt vertraut, auch wenn man sie kaum versteht.

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