Viele Wege führen zum Zug

Sieben Tage die Woche und rund um die Uhr sind sie aktiv und werden täglich von mehr als 150.000 Reisenden genutzt. In der lauten Umgebung des Nürnberger Hauptbahnhofes, zwischen Hektik und Stress, rollen sie immer weiter, transportieren Menschen nach oben und unten.

Gemeint ist eine unscheinbare jedoch sehr effiziente Technologie, die in öffentlichen Arealen kontinuierlich genutzt wird: die Rolltreppe. Auch der Aufzug ist eine solche Technologie, die in Bahnhöfen unverzichtbar geworden ist. Doch was ist bei der Wartung zu beachten und welche Notfälle können auftreten?

Aufzuganlagen und Fahrtreppen müssen in Deutschland regelmäßig von zugelassenen Überwachungsstellen, wie dem TÜV Rheinland AG oder der DEKRA, überprüft werden. Haupt- und Zwischenprüfung finden dabei jährlich im Wechsel statt. Bei der Hauptprüfung wird in einem umfangreichen Verfahren festgestellt, ob die Anlagen den technischen Regeln und Vorgaben entsprechen. Dazu zählt auch ein sich im Lift befindlicher Notfallplan. Dieser muss alle wichtigen Hinweise für den Fall des Steckenbleibens und für die sichere Befreiung von Personen enthalten. Zudem muss jeder Aufzug bis Ende 2020 über ein funktionierendes Zweiwege-Kommunikationssystem verfügen. Die 2015 vorgestellte Mängelstatistik des Verbands der Technischen Überwachungsvereine zeigt auf, dass rund 3.300 von insgesamt 534.229 geprüften Aufzuganlagen wegen gefährlicher Mängel abgeschaltet werden mussten.

 

Mit Mythen aufräumen

Die Angst, mit einem Aufzug abzustürzen, ist absolut unbegründet. Dies ist aufgrund vorhandener Fangvorrichtungen technisch unmöglich, ebenso wie die Vorstellung, in der Kabine ersticken zu können. In den Wänden befinden sich Lüftungslöcher, durch die genügend Sauerstoff strömt. Ein Aufzug könnte im schlimmsten Fall bei einem Stromausfall oder technischem Defekt stecken bleiben oder die Türen lassen sich nicht mehr öffnen. Im Fall des Steckenbleibens rät der TÜV dazu, Ruhe zu bewahren und die Notruftaste drei Sekunden lang zu betätigen. Durch diese wird eine Verbindung zur Notrufzentrale oder dem Gebäudemanagement hergestellt und der Standort übermittelt. Innerhalb von 30 Minuten sind Servicetechniker vor Ort, um die Personen zu befreien.

Bei Rolltreppen sieht die Gefahreneinschätzung ein wenig anders aus. Unfälle passieren kaum und wenn dann aufgrund von mangelnder Wartung oder falschem Nutzungsverhalten – zum Beispiel wie Nichtfesthalten am Handlauf oder fehlender Abstand zu Stellen mit Einzugsgefahr, seitlich oder unten an den Treppen. Zudem ist der Transport von Kinderwagen untersagt. Für den Notfall sind mehrere Stoppschalter vorhanden sowie eine automatische Sicherheitseinrichtung, die ein Abbremsen der Treppe bis zum Stillstand bewirkt. Abschließend können die Personen sich selbst evakuieren.

 

Modernität und Barrierefreiheit

Innenbereich Nürnberger Hauptbahnhof. Foto: Uwe Miethe/DB AG

Der Nürnberger Hauptbahnhof verfügt über rund 34 Rolltreppen und 13 Aufzüge. Die witterungsresistenten Verkehrsrolltreppen haben eine Lebensdauer von rund 20 Jahren, ebenso die Aufzüge. Systeme in Kaufhäusern und Wohngebäuden können hingegen noch einmal fünf bis zehn Jahre länger genutzt werden.

In Nürnberg ist vor allem ein Hersteller im Bereich Aufzüge, Rolltreppen und Automatiktüren ein gefragter Partner: die KONE GmbH. Das 1910 in Finnland gegründete Unternehmen hat in Deutschland rund 90.000 Aufzüge und 10.000 Rolltreppen installiert. In einem Gespräch mit Vertriebsleiter Bernhard Kemnitzer haben sich Informationen zu aktuellen Projekten aufgetan.

Im Hauptbahnhof Nürnberg sind aktuell circa 20 Treppen von der KONE GmbH verbaut. Diese haben eine Produktionszeit von zwölf Wochen, bei Aufzügen sind es nur sechs. Für die Rolltreppen wird zusätzlich ein Wartungsvertrag abgeschlossen, der eine regelmäßige Anlagenüberprüfung, einen Sicherheitscheck sowie den Austausch von Verschleißteilen beinhaltet. Die Prüfungen können monatlich, zwei-monatlich oder vierteljährlich stattfinden. Um die tägliche Treppennutzung nicht zu beeinträchtigen, werden die Prüfungen nachts zwischen ein und fünf Uhr durchgeführt. Zu dieser Zeit herrscht kaum Personenverkehr. KONE stellt in Deutschland rund 1.200 Servicetechniker, die an der KONE Academy in Hannover speziell geschult wurden.

Vertriebsleiter Bernhard Kemnitzer betont außerdem, dass Aufzüge von KONE für Barrierefreiheit stehen und die vorgeschriebenen Kriterien erfüllen. Hierbei ist eine Mindestgröße von 1,10 mal 1,40 Meter notwendig. Weiterhin erklärt er: „Die Durchgangsbreite der Tür muss mindestens 90 Zentimeter breit sein. Zudem muss neben dem Standardbedienfeld mit Notrufschalter ein weiteres speziell für Rollstuhlfahrer angebracht werden. Dieses muss tiefer, im 45-Grad-Winkel montiert sein.“

Das wohl größte und interessanteste Projekt im Hauptbahnhof sind die vier Fahrtreppen, die vom Gleisbereich direkt zur U-Bahn Linie U1 führen und umgekehrt. 2001 wurden die Treppen in nur drei Nächten montiert. Sie bestehen aus jeweils drei Teilen und wurden per U-Bahn in den Bahnhof hineingefahren und dort zusammengebaut.

 

KONE GmbH Zentrale in Hannover. Foto: KONE GmbH

Veränderungen zunutze machen

Auf die Frage hin, was KONE für die Zukunft geplant hat, antwortete Kemnitzer: „Momentan wird es durch die Digitalisierung immer interessanter, den Personenfluss in Gebäuden zu realisieren.“ Dies spiegelt sich auch im Slogan der Firma – Dedicated to people flow – wider. Auf Deutsch: „Dem Personenfluss gewidmet.“

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