Wie gut ist mein Produkt wirklich? – Usability Tests

Auf der Langen Nacht der Wissenschaften hat das Usability Engineering Center der Technischen Hochschule Nürnberg sich und die Möglichkeiten von Usability Tests vorgestellt.

 

„If the user can’t use it, it doesn’t work.” Mit dieser Aussage beschreibt Susan Dray, CEO von Dray & Associates, ein Problem, das oft bei der Erarbeitung neuer Produkte oder Konzepte auftritt. Ein bekanntes Beispiel ist ROBASO von der Agentur für Arbeit. Das Projekt sollte 14 verschiedene Anwendungen in einem Programm bündeln. Nach fünf Jahren Arbeit und 60 Millionen Euro stellte sich bei einem Praxistest heraus, dass es nicht für die Anwendung im Betrieb tauglich war. Da die dafür notwendigen Veränderung zu massiv und kostspielig gewesen wären, musste das Projekt abgebrochen werden. Um solche Situation zu vermeiden, werden immer häufiger Projekte von Anfang an von Usability Tests begleitet. Diesen Service bietet auch die Technische Hochschule Nürnberg an. Unter der Leitung von Hans-Georg Hopf, Professor für Human Centered Software Engineering, können sich Firmen beraten und Produkte testen lassen.

Wie bereitet man den Usability Test vor?

Genau das Beraten ist ein wesentlicher Baustein für die Erstellung eines Tests. „Da ist ganz wichtig, dass wir der Firma klarmachen: Was willst du eigentlich herauskriegen? Was ist deine Frage an das System?“, betont Hopf. Es habe wenig Sinn, alle Bestandteile eines Prototyps zu testen. Sich auf eine bestimmte Frage zu beschränken, ist für die Testpersonen angenehmer und das Ergebnis wird konkreter und günstiger.

Auf der Basis dieser Ziele erstellt das Team den Test und wählt passende Testpersonen aus. „Das Herausfinden der richtigen Probanden ist eine wichtige Stellschraube. Wenn ich all die Leute raussuche, von denen ich weiß, dass sie das Tool schon kennen und das gut machen, dann ist das keine Usability. Deswegen beraten wir auch, was das richtige Profil für Probanden ist“, erläutert der Professor. Wichtig ist, dass die Tester auch Teil der Zielgruppe für das Projekt sind. Testet man ein Produkt, das später in einem Kfz-Betrieb eingesetzt wird, dann sollte die Testperson Automechaniker sein.

Die Durchfühung des Usability Tests

Wichtige Werte zum Erstellen eines Tests Foto: Prof. Dr. Hans-Georg Hopf

Ist der Test nun ausgearbeitet und Probanden sind vor Ort, geht das eigentliches Testen los. Hierbei setzt sich die Testperson mit dem Produkt auseinander. Dabei wird fast alles dokumentiert. Es gibt Ton-, Video- und Screenaufzeichnungen sowie Eyetracking, eine Aufzeichnung der Augenbewegungen. Zudem protokollieren Beobachter sämtliche Auffälligkeiten. Oft sind die Softwareentwickler als Vertreter der Firma bei Tests anwesend. „Den Satz, den ich an der Stelle immer sehr gerne sage, ist: Wenn Sie jemals einen Softwareentwickler weinen sehen möchten, dann laden sie ihn zum Usability Test ein“, sagt Hopf. „Das ist wichtig. Er muss begreifen, dass ihn seine wohl gesetzten Überlegungen zu einer Lösung geführt haben, die nur er versteht. Sein mentales Modell ist ein Ingenieurmodell, aber da draußen sitzt ein ganz normaler Mensch. Und der denkt anders.“

Nach dem letzten Test wertet das Team alle Daten aus. Die positiven und die negativen Auffälligkeiten ordnen sie ein. Vor allem bei den negativen wird sofort nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht, die dem Auftraggeber eine Hilfe sein sollen. Dann werden die Ergebnisse präsentiert und die Firma kann das Produkt weiterentwickeln.

Warum sollte man testen lassen?

Professor Hopf empfiehlt, ein Projekt von Anfang an in regelmäßigen Abständen testen zu lassen. So können die Entwickler ihrer Kreativität freien Lauf lassen, da die neuen Ideen zeitnah überprüft werden. Zudem können Fehler frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor sich das Projekt, wie ROBASO, in eine falsche Richtung bewegt. Zusätzlich kann die garantierte Gebrauchstauglichkeit auch einen Wettbewerbsvorteil darstellen.

Vom Erstellen eigener Tests rät Hopf jedoch ab. „Man dürfte mich nicht bitten, ein Logo zu machen. Das könnte ich auch nicht. Ich kann etwas hinmalen, aber das ist kein Logo. Da brauche ich den Designer-Kollegen, der das gelernt hat. So ist es auch bei Tests. Man braucht die Professionalität.“

Hier geht es zum Usability Engineering Center der Technischen Hochschule Nürnberg.

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