Ein Holzhaus am Waldrand

Alpakas, Arabische Vollblüter und deutsche Doggen sind auf dem Bauernhof in Hilpoltstein zuhause. Kurz vor der Pferdekoppel steht auf der rechten Seite ein Holzhaus. „Das Haus ist komplett kompostierbar, nur die Fenster würden übrigbleiben“, sagt der Architekt Olaf Jaeschke.

Nachhaltige Architektur und bewusstes Bauen halten Einzug in den Alltag. „Der Trend geht auf jeden Fall immer mehr zum nachhaltigeren Bauen. Gerade beim Baumaterial gibt es umweltfreundlichere Alternativen zu Beton“, sagt der Architekt.

Der Architekt Olaf Jaeschke. Foto: Vanessa Neuß

Im Gebäudebau wird zwischen energetisch hochangereicherten Materialien wie Beton, Stahl, Glas oder auch Dämmmaterial wie Styropor und energetisch armen Materialien wie Holz, Ton und Erde unterschieden. Hochangereicherte Materialien werden mithilfe von Erdöl gewonnen. „Verrottungsanfällige Materialien wie Holz kommen in der Natur vor und können nahezu ohne weitere Behandlung verbaut werden“, erklärt Jaeschke. Wenn der Bauherr sich bei seinem Bauprojekt für Holz entscheidet, müssen einige Faktoren berücksichtigt werden. Als Fundament muss Beton verwendet werden, da das Holz durch die Feuchtigkeit im Grund zu anfällig wäre. Das verbaute Holz muss durchlüftet werden, damit es resistent gegen jegliche Witterungen ist. Dies nennt sich konstruktiver Holzschutz.

Heimische Hölzer

Innenraum. Foto: Vanessa Neuß

Bei Jaeschkes Bauprojekt wurde ausschließlich heimische Fichte verarbeitet. „Exotenhölzer – also tropische oder sibirische Hölzer – sind zwar witterungsbeständiger und härter als heimische, allerdings eben auch seltener und teurer“, sagt der Experte. „Abgesehen vom ökonomischen Aspekt war mir hier der ökologische Gedanke noch wichtiger.“ Heimische Hölzer sind in großen Mengen verfügbar, nachwachsend und dadurch auch nachhaltig. Der Neubaubedarf könnte theoretisch ausschließlich von diesen gedeckt werden. Das am Waldrand gelegene Holzhaus bietet durch den Standort einen kurzen Transportweg für die Hölzer. Ein weiterer Vorteil des Rohstoffes ist die CO2-Bilanz. „Jedes Holzhaus ist ein CO2-Speicher“, erklärt Jaschke, „wohingegen Betonhäuser bei der Herstellung CO2 ausstoßen.“

Beim Betreten des Hauses wird klar: Nicht nur die Fassade ist aus Holz, auch der Innenraum besticht durch hölzernen Charme. Weite Räume, hohe Decken und über dem Kopf verlaufende Balken schmücken das Innere. Im Wohnzimmer, genau im Zentrum des Hauses, befindet sich ein Scheitholzofen. „An kühlen Tagen müssen wir sogar mal im Frühling oder Sommer einige Scheite verbrennen, um genug Wärme speichern zu können“, sagt Hausbesitzer Dirk Jaeschke, Bruder des Architekten.

Nachhaltige Energieversorgung

Das Heizsystem ist durchdacht. Durch das Verbrennen des Holzes wird im Ofen Wasser erhitzt, das anschließend in einen 1500 Liter umfassenden Pumpspeicher fließt. Von diesem Pumpspeicher aus werden die Heizung und die Warmwasserversorgung für das ganze Haus gesteuert. Die integrierte Fußbodenheizung ist die einzige Heizquelle im Haus, neben der direkten Wärme aus dem Ofen. Der Bewohner ist hin und wieder verwundert: „Dass es so gut funktioniert, überrascht selbst mich manchmal. Im Winter haben wir konstant angenehm warme Temperaturen. Natürlich muss der Ofen dann auch kontinuierlich geschürt werden. Das Holz beziehen wir aus dem benachbarten Wald. Die Kosten gleichen nahezu denen von Heizöl.“ Als Ergänzung zum Scheitholzofen sind auf dem Dach des Hauses einige Solarpanele installiert. Bei hohen Außentemperaturen wird das warme Wasser nur durch die Solarpanele ermöglicht.

Scheitholzofen. Foto: Vanessa Neuß

Ulrich Jung arbeitet bei der Beratungsstelle für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit der Bayerischen Architektenkammer in München. Als Diplomingenieur und Architekt berät er Bauherren individuell zu den Themen Nachhaltigkeit und Energieversorgung. Einige generelle Aussagen sind für jedes Bauprojekt zutreffend: „Nachhaltig heizen heißt, mit regenerativen Brennstoffen, also Holz und anderer Biomasse, oder Umweltenergie zu heizen.“ Das Holzhaus von Jaeschke erfüllt diese Kriterien.

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – spielen auch im großen Stil eine entscheidende Rolle. Was auf dem Bauernhof in Hilpoltstein im Kleinen umgesetzt wird, geschieht sowohl regional als auch international bereits in ganzen Dörfern. Vereinigungen wie das Global Ecovillage Network (GEN) setzen sich für die Umsetzung von nachhaltigen Ansätzen in Dörfern ein. Die sogenannten Ökodörfer verbinden traditionelles und modernes Wissen mit nachhaltigen und innovativen Ansätzen. Dies gilt primär für Architektur, aber auch für die Landwirtschaft, Ressourcenversorgung und das Abfallmanagement. Die Bauzeit solcher ökologischen Projekte ist nicht länger als bei einem konventionellen Bau. Aus ökonomischer Sicht bedarf es dennoch höherer Ausgaben. „Im Schnitt ist ein ökologischer Bau bis zu 30 Prozent teurer. Doch die Vorteile liegen auf der Hand: Der Nutzen für Umwelt und Gesellschaft und für das eigene Gewissen“, sagt Olaf Jaeschke. Das bleiben nicht die einzigen Vorteile. Ein Gebäude weist auch nach Fertigstellung noch Instandhaltungs- und Nutzungskosten auf. Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat verweist auf die Lebenszykluskosten, die ebenfalls neben den Errichtungskosten berücksichtigt werden müssen. Wenn diese in Kalkulationen miteingerechnet werden, senken sich die Kosten eines ökologischen Bauprojekts zunehmend.

Die Planung und Umsetzung des ökologischen Hauses bei Hilpoltstein dauerten nicht länger als ein konventioneller Bau. Von den ersten Zeichnungen bis zum fertigen Haus vergingen zwei Jahre. Der Bauernhof bietet ein Zuhause für die zahlreichen Tiere. Dirk Jaeschke und seine Frau haben im modernen und nachhaltigen Holzhaus nun auch ihr Wohlfühlzuhause gefunden.

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