Generation Y im Auftrag der Nachhaltigkeit

Sie ist jung, verantwortungsbewusst und motiviert, etwas zu verändern. Als Millenial setzt sich Isabel Joha für mehr Nachhaltigkeit in ihrem Berufsumfeld ein.

Die junge Pädagogin wünscht sich eine frühere Sensibilisierung der Kinder in Bezug auf die Klimaveränderungen. Ihre Pollenallergie macht Isabel selbst zu einer Betroffenen des Klimawandels. 

Die Kindergartenpädagogin Isabel Joha reagiert allergisch auf viele Pollenarten. Foto: Tamina Unger.

„Gräser, Roggen, Birke, Esche, Hasel, Ambrosia, Apfel, Zwetschge, Kirsche, Katze, Hausstaubmilben.“ Die Erzieherin Isabel Joha liest aus ihrer Patientenakte vor. Sie wirkt verlegen über die Länge der Liste. Dabei hat in Deutschland jeder Dritte mit Allergien zu kämpfen. Im Alter von zwölf Jahren bekam Isabel von ihrer Hausärztin die Diagnose Heuschnupfen. Seitdem verschlimmern sich die Symptome jährlich und neue Allergien kommen dazu. Sie hat die Vermutung, dass der Klimawandel dazu beiträgt: „Wegen der milden Temperaturen über die Wintermonate legen sich die Pollen nur noch für einen verkürzten Winterschlaf zur Ruhe. Im Oktober beginnt quasi meine heuschnupfenfreie Zeit. Aber spätestens Anfang Februar terrorisieren die ersten Hasel-Pollen meine Schleimhäute aufs Neue.“

Wildwuchernde Gärten

Vor drei Jahren zog es Isabel nach Nürnberg. Anders als in ländlichen Regionen kann sie der Allergie innerhalb der Stadt ein wenig entfliehen. Die spärliche Vegetation in ihrer Wahlheimat kommt ihren anfälligen Atemwegen zugute. Besuche in ihrem oberpfälzischen Zuhause Weiden muss sie oft frühzeitig abbrechen. Zu stark sind die Reaktionen auf die wildwuchernden Gärten der Nachbarn. Neben der verlängerten Flugsaison nimmt auch die Menge der produzierten Blütenstaubkörnchen zu. „Meine Allergologin hat mir das so erklärt“, schildert Isabel: „Die Emissionen von Industrie, Verkehr und Massentierhaltung lassen die Konzentration von Kohlenstoff in der Luft in die Höhe schießen. Das CO2 macht die allergieauslösenden Pflanzen aggressiver. Sie produzieren mehr Pollen.“ 

Die junge Erzieherin macht sich Sorgen um ihre Gesundheit. Das Risiko, an Asthma bronchiale zu erkranken, ist gestiegen. Die schlimmer werdenden Symptome der Allergie nehmen zunehmend Einfluss auf den Arbeitsalltag der pädagogischen Fachkraft. „Im Frühling fällt es mir schwer, mit den Kindern länger als eine Stunde draußen zu bleiben. Zum Beispiel könnte ich auch niemals in einem Waldkindergarten arbeiten.“ Momentan ist Isabel aber sehr glücklich über ihre Stelle als Kindergartenpädagogin in einer bilingualen Betriebskindereinrichtung. Dort hat sie die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit den Kindergartenkindern erste Umweltprojekte zu realisieren. Sie fühlt sich verpflichtet, den Kleinen ein Bewusstsein für die empfindliche Entität Erde mit auf den zu Weg geben. 

AG Nachhaltigkeit

Im Kindergarten gibt es statt Plastikbeutel waschbare Säcke. Foto: Tamina Unger.

Mit ihrer Arbeitsgruppe zum Thema Nachhaltigkeit verbannte sie vor Kurzem die Einwegplastiktüten aus dem Kindergarten.  „Die Plastiktüten wurden ersetzt durch waschbare Säcke. Jetzt waschen die Eltern den Beutel mit der Kleidung und geben ihn dem Kind wieder mit.“ Außerdem wird in der Einrichtung nichts von global agierenden Versandhäusern bestellt. Die Unternehmensphilosophie der Großkonzerne passt nicht in das Nachhaltigkeitsbild der Kindertagesstätte.

In den eigenen vier Wänden widmet sich Isabel seit letztem Jahr dem „Zero Waste Lifestyle“. Es geht darum, Unmengen an Müll im Alltag zu vermeiden. „Ich möchte mit gutem Vorbild vorangehen. Dazu gehört in erster Linie, weniger Plastikmüll zu produzieren. Daher beginne ich in meinem Badezimmer mit dem Aufbrauchen meiner in Plastik verpackten Produkte und ersetze diese nach und nach durch plastikfreie Produkte. Dafür eignen sich besonders Shampoo, Seife und Deodorant, da diese zumeist in Pappe oder Glas verpackt werden. Ich habe mich dafür entschieden, bewusster zu leben. Der Klimawandel betrifft uns alle. Den einen trifft es früher, den anderen später.“ Grinsend fügt die Pädagogin an: „Ach übrigens, klare Spirituosen können gegen die Beschwerden helfen. Gin und Co. enthalten Anti-Histamine. Dieser Wirkstoff wirkt entzündungshemmend und ist auch in den herkömmlichen Medikamenten für Heuschnupfen zu finden.“

Die 23-Jährige läuft zur Küchenzeile und kommt mit einem französischen Pinot Noir zurück. „Wein dagegen verschlimmert die Symptome während der Pollensaison.“ Der Rotwein schwappt in der Flasche hin und her, während sie ihre Worte mit ausladenden Gesten untermalt. „Zum Glück macht meine Allergie gerade Winterpause. Ein Glas Wein?“

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