„Hält mich das Kettenkarussell aus?“

In seiner vollen Farbenpracht leuchtet das Kettenkarussell in den Abendstunden auf dem Nürnberger Volksfest. Die Fahrgäste des Karussells breiten die Arme aus und stellen sich vor, sie fliegen. Einige schreien, andere genießen stillschweigend die Fahrt.

Ein Beitrag von Anna Kartaschov

Doch egal ob Jung oder Alt, das Kettenkarussell kommt bei den Besuchern des Volksfests gut an. Eine große Bandbreite an Fahrgästen bedeutet, dass das Kettenkarussell ganz unterschiedliche Gewichte zu tragen hat. Doch wie schwer darf ein Fahrgast des Kettenkarussells überhaupt sein?

„Es ist ein Gefühl purer Nostalgie“, gesteht die 22-jährige Xenia K. nach der Fahrt auf dem knapp 14 Meter hohem Karussell. „Das Karussell wurde 1979 in Deggendorf von einer Fahrzeugbaufirma gebaut“, verrät der Betreiber des Fahrgeschäfts, Michael Distel. „Ich bin die achte Generation und mache das eigentlich schon immer. Bereits von klein auf habe ich meinem Papa geholfen“, erzählt der 25-Jährige stolz.

Diese Kraft sorgt für Spaß auf dem Kettenkarussell

Mit elf Umdrehungen pro Minute und einer Geschwindigkeit von 8,33 Metern pro Sekunde ist das Kettenkarussell zwar nicht das schnellste Fahrgeschäft auf dem Nürnberger Volksfest, sorgt bei den Besuchern aber dennoch für jede Menge Spaß. Michael Distel sagt zu seinem Kettenkarussell: „Es ist durch die Bank beliebt, eine Attraktion für Kinder und Erwachsene.“ Diesen Eindruck bestätigt auch Xenia K. „Ich liebe es, Kettenkarussell zu fahren. Das Gefühl, wenn es mich während der Fahrt gegen die Sitzlehne presst, sorgt immer für Kribbeln im Bauch.“

Michael Distel und sein Kettenkarussell Foto: Vanessa Arendt

Verantwortlich für dieses Gefühl ist die Fliehkraft oder Zentrifugalkraft (FZ). Diese ergibt sich aus der Masse m des Fahrgastes, der Geschwindigkeit v des Karussells pro Sekunde und dem Radius r der Kreisbahn: FZ= m· (v²/r). Die Zentrifugalkraft wird folglich von jedem Fahrgast wahrgenommen, der sich in der Gondel des Karussells befindet. Je schwerer ein Fahrgast ist, desto größer die Zentrifugalkraft.

Die 48 Sitze des Karussells sind mit Sicherheitsbügeln ausgestattet und befinden sich während der Fahrt auf einer Höhe zwischen fünfeinhalb und acht Metern. „Wir haben im Karussell eine Wellenbewegung, deshalb variiert die Höhe“, erklärt der Schausteller. Sobald sich das Karussell bewegt, lenken sich die Gondeln in einem Winkel von knapp 44 Grad aus.

Der Auslenkungswinkel der Gondeln bei der Fahrt ist unabhängig vom Körpergewicht des Fahrgastes. Am rotierenden Dach des Karussells befinden sich nach DIN 766 genormte sieben Meter lange Ankerketten, die selbst bei starker Belastung nicht brechen.
„Viele fragen dann auch an der Kasse: Hält mich das aus?“, erzählt Michael Distel mit einem Lächeln. Die Ketten des Karussells haben eine Bruchkraft von acht Kilonewton (kN). Eine zentrale Rolle für die Ermittlung des Maximalgewichtes spielt die sogenannte Kräftezerlegung. Hierzu wird der Quotient von Cosinus Alpha mit der Kettenkraft (FK) multipliziert und durch die Erdanziehung g dividiert: m = cos(α) · FK / g.

Das bedeutet: Die Ketten halten selbst bei voller Fahrt einer Last von bis zu 582 Kilogramm stand. Dies übersteigt sogar die nach DIN-Norm vorgesehene Tragfähigkeit von 200 Kilogramm.
Darüber hinaus führt der Betreiber das Karussells tägliche Wartungen und Kontrollen zur Überprüfung der Sicherheit durch. Und auch der der TÜV prüft das Karussell in regelmäßigen Abständen. Falls aber doch etwas kaputt geht, ersetzt Distel es augenblicklich. Dabei legt er besonderes Augenmerk auf Verschleißteile.

Wer sich also das nächste Mal bei der Fahrt mit dem Kettenkarussell Gedanken um sein Körpergewicht macht, dem sei versichert, dass ein Bruch der Ketten nahezu unmöglich ist. Michael Distel schmunzelt, während er seine Philosophie zu dem Thema erläutert: „Ein so schwerer Mensch würde ja gar nicht in den Sitz passen.“

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