Klimawandel sorgt für Überstunden der Bienen

Imkereien auf der ganzen Welt versuchen die Bienen vor dem Aussterben zu retten. Der Deutsche Imkerbund e.V zählt 2019 schätzungsweise 150.000 Imker in der gesamten Bundesrepublik.

Daniel Volk und Heike Mühlbauer bezeichnen sich selbst als Hobbyimker und haben einen Imkerbetrieb. Mit ihrer Imkerei in Nürnberg ermöglichen sie es ihren Bienen sowie Imkereien weltweit, ein naturgemäßes Leben zu führen. 

Wabe mit Bienenwachs. Foto: Elif Kuru

Die Begrüßung von Daniel Volk und Heike Mühlbauer in der gemeinsamen Wohnung ist herzlich. Das Bild eines Imkers ist relativ stereotyp: ein weißer Schutzanzug mit Gesichtsnetz und Gesichtsschleier. Da die Bienen aber nicht in der gemeinsamen Wohnung in Nürnberg gehalten werden, treten die beiden Hobbyimker in einem alltäglichen Look auf. Auf den ersten Blick fällt es einem zunächst nicht auf, aber bei genauerem Hinsehen wird deutlich,  dass die Wohnung von Daniel Volk und Heike Mühlbauer in Anlehnung an die Biene dekoriert ist. Zwischen selbstgezeichneten Bienenbildern, Kisten voller Bienenwachs und Sammlungen aus dem Bienenstock kommt die Leidenschaft der Hobbyimker zum Vorschein. Ihr gemeinsames Ziel, neben den wirtschaftlichen Aspekten, ist die naturgemäße Haltung ihrer Bienenvölker. „Wir versuchen die Biene so zu halten, dass es ihr am besten geht. Am besten heißt aber nicht wesensgemäß. Da muss man auch noch einmal unterscheiden“, erklärt Volk. Die wesensgemäße Haltung ist jedoch nicht die einzige Herausforderung für Imkereien auf der ganzen Welt. Der Klimawandel schreitet immer weiter voran und beeinflusst den Lebensraum der Biene.

Der veränderte Lebensraum der Bienen 

Der Klimawandel wirkt sich negativ auf die Bienen aus. „Wenn man das jetzt regional betrachtet, dann stellen wir fest, dass sich die Blühzeiten in den Herbst hinein verschieben“, beschreibt Systemadministrator Volk. Das Ziel regionaler Imker ist, die Bienen brutfrei über den Herbst und Winter zu bekommen. In dieser Phase legt die Bienenkönigin keine Eier mehr. Die Ruhephase des Bienenvolks ermöglicht es den Imkern, eine effektivere Behandlung gegen die Varroamilbe durchzuführen. Wenn sich jedoch die Blühzeiten verschieben, können die Imker die Behandlung nicht erfolgreich abschließen. Dies bedeutet nämlich, dass Bienen im Herbst noch unterwegs sind, da die Pflanzen bis in den Herbst hinein blühen. Die milden Temperaturen führen dazu, dass die Schwärmer Pollen mit ins Nest bringen und die Bienenkönigin weiterhin brütet. Die Brutphase verlängert sich dementsprechend und bietet bessere Vermehrungsbedingungen für die Varroamilbe.

Die Varroamilbe – eine Herausforderung für Imker

Honigdieb – Totenkopffalter. Foto: Elif Kuru

Bienen leben mit einigen Dieben, die gerne einmal in den Bienenstock eindringen, wie die Spitzmaus, der Totenkopffalter oder sogar Hornissen. Doch in diesen Fällen kann der Bienenstock sich einigermaßen verteidigen. Für das Leben und die Gesundheit der Bienenvölker spielt ein anderes Lebewesen eine schwerwiegende Rolle, nämlich die Varroamilbe. „Grundsätzlich muss man sich als Imker anpassen und ein bisschen umdenken, gerade da, wo es um die Varroamilbenbehandlung geht“, erklärt der Imker. Da Imker nichts gegen die naturgegebene Zeitverschiebung machen können, müssen sie ihr Denken an den Klimawandel anpassen und dementsprechend handeln. Die Varroose, also der Varroamilbenbefall, ist ein schwerwiegender Grund für das Bienensterben. Der Parasit nistet sich zum Großteil bei Bienenlarven ein und schwächt diese schon in ihrer Entwicklungsphase. Sogar ausgewachsene Bienen können von der Varroamilbe befallen werden. Eine mögliche Folge des Befalls ist die Übertragung von Viren und Krankheiten. Um die Bienenvölker so effektiv wie möglich zu schützen, steht die chemische oder biologische Behandlung des Varroamilbenbefalls im Vordergrund der Imkereien.

Der milde Winter  

Momentan ist der Garten, in dem die Bienen gehalten werden, leer. Das liegt daran, dass die Bienen im Winter nicht ausschwärmen. Genau so, wie manche Tiere über den Winter schlafen, halten Bienen zu dieser Jahreszeit ihre Winterruhe. Während der Phase wird eine Wintertraube gebildet. Die Bienen ordnen sich kugelförmig und eng aneinander gerückt an und nehmen währenddessen ihre Nahrung auf. Zu gewöhnlichen Wintertemperaturen funktioniert diese Winterruhe. Bei den milden Temperaturen im Winter, die als Folge des Klimawandels entstanden sind, ist die gewohnte Pause der Bienen in Gefahr. Die Schwärmer verwechseln den Winter mit dem Frühling und werden aktiv. Dementsprechend verbrauchen sie auch mehr Honigvorrat, der eigentlich als Nahrungsquelle in der Winterruhe dient. Die Gefahr, dass die Bienen verhungern, ist demzufolge sehr hoch. Der Imker kann die Zeitverschiebung und auch die Auswirkungen des Klimawandels nicht ändern. Jedoch können die Experten im Falle eines Futternotstands die Bienen nahrungstechnisch unterstützen, auch wenn sie dabei die Ruhephase der Schwärmer stören. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert