Symbolisch für Nachhaltigkeit und eine bessere Zukunft: Die blaue Erdkugel im Eingang der Umweltstation. Foto: Nick Zagel

Lernen für eine bessere Zukunft

Die Nürnberger Umweltstation an der Norikusbucht informiert Groß- und Klein rund um das Thema Nachhaltigkeit. Durch Vorträge, Rundgänge und interaktive Stationen entdecken die Besucher die Einrichtung und die angrenzende Wasserwelt des Wöhrder Sees.

Eine riesige blaue Erdkugel thront über der Umweltstation. Sie ist das Erste, was der Besucher sieht, und steht beispielhaft für das Thema Nachhaltigkeit, um das sich hier alles dreht. Geleitet wird die Station von Cordula Jeschor, die seit 2001 in der Stadt Nürnberg für Bildung für nachhaltige Entwicklung und Umweltbildung zuständig ist. In den Sommermonaten ist viel Betrieb. Beinahe täglich sind Schulklassen zu Besuch. Cordula Jeschor und ihr Team bearbeiten zusammen mit den Schülern beispielsweise Themen wie Ressourcenschutz, Wasserknappheit oder den Klimawandel.

Viel zu entdecken

Das Programm ist hierfür an die jeweilige Altersstufe angepasst. Grundschüler werden verständlich an das Thema Nachhaltigkeit durch Wasseruntersuchungen oder die Aufklärung über die Anpassung von Tieren herangeführt, während die Oberstufen schon mal mit dem „Drachenboot“ auf den Wöhrder See fahren oder eigene Filmprojekte realisieren. Für die Arbeit mit Schulklassen sei vor allem die praxisnähe wichtig. „Wir erzählen nicht nur, sondern probieren die Themen auch praktisch aus. Dafür arbeiten wir mit Spielen oder Experimenten“, so Cordula Jeschor. Das komme bei den Schülern besonders gut an. Die Vermittlung von Wissen und Sensibilisierung zum Thema Nachhaltigkeit ist für Cordula Jeschor ein wichtiges Anliegen: „Wir führen in unserem Haus auch Lehrerfortbildungen durch, damit das Thema Nachhaltigkeit auch über unsere Umweltstation hinaus in die Schulen kommt.“

Im Seminarraum der Umweltstation dreht sich alles rund um die, von den Vereinten Nationen in ihrer Agenda 2030 aufgestellten, 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs). Hier ist besonders das Energieboot beliebt. Mit Hilfe von im Boot verbauten Pedalen können die Besucher Energie erzeugen und so verschiedene Elektronikgeräte zum Laufen bringen. Solche praktischen Anwendungen gibt es in der Einrichtung viele. Auf der Dachterrasse ist eine Wetterstation mit analogen und digitalen Messgeräten zu finden. An einem Pumpspeicherkraftwerk, welches sich über mehrere Etagen erstreckt, können die Teilnehmer die Speicherung und Nutzung von potentieller Energie erkunden. Ebenfalls auf der Dachterrasse befindet sich zudem eine Solaranlage.

Durch kräftiges Treten in die Pedale liefert das Energieboot die nötige Energie für verschiedene Elektronikgeräte. Foto: Nick Zagel
Durch kräftiges Treten in die Pedale liefert das Energieboot die nötige Energie für verschiedene Elektronikgeräte. Foto: Nick Zagel

Netz von Umweltstationen

Die Einrichtung in Nürnberg ist nicht die einzige ihrer Art. Insgesamt gibt es 63 Umweltstationen, die in ganz Bayern verteilt sind. Betrieben werden diese außerschulischen Einrichtungen beispielsweise von Volkshochschulen, Umweltverbänden oder Kirchen und Klöstern. Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz fördert diese jährlich mit rund 2,4 Millionen Euro. Ziel ist es, mit einem flächendeckenden Netz an Umweltstationen wohnortnahe Bildung für nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. Den Ableger aus Nürnberg gibt es schon seit den 90er Jahren. Anfänglich war die Umweltstation im Hummelsteiner Park im Süden von Nürnberg und bis vor ein paar Jahren in der Fürther Straße beheimatet.

Der Bau für das Gebäude am Wöhrder See begann im Februar 2018 und wurde im Januar 2020 fertiggestellt. Besonders ist hier vor allem die Bauart. Das Haus wurde auf Pfählen, die im Wasser des Wöhrder Sees stehen, errichtet. Die Umweltstation ist der Stadt Nürnberg zugehörig und wird vom Institut für Pädagogik und Schulpsychologie (IPSN), sowie dem Referat für Umwelt und Gesundheit Nürnberg getragen. Um die staatliche Anerkennung als Umweltstation zu bekommen, muss neben anderen organisatorischen Faktoren, wie etwa festen Mitarbeitern, vor allem Bildung für nachhaltige Entwicklung im pädagogischen Konzept verankert sein.

Bildung für nachhaltige Entwicklung

Im Schuljahr 2017/2018 wurde in Bayern für alle allgemeinbildenden Schulen, sowie Wirtschafts- und beruflichen Oberschulen der LehrplanPLUS eingeführt. In diesem ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ein übergeordnetes Ziel. Der Begriff wurde 1992 in der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro geprägt. BNE soll Wissen vermitteln, welches befähigt die Welt nachhaltiger und gerechter zu gestalten und soll helfen die 17 SDGs zu erreichen. Im neusten UNESCO- Programm zu BNE, welches seit 2020 läuft, steht vor allem das SDG 4: Hochwertige Bildung im Fokus.

Laut Phillip Pacius, Leiter der Stabsstelle Klimaschutz, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Umweltbildung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus habe die Staatsregierung 2021 in einer Antwort an den Bayerischen Landtag die Bemühungen rund um BNE dargestellt. In dieser sind die Maßnahmen aufgezeigt, mit denen das Erziehungs- und Bildungsziel BNE aus dem LehrplanPLUS umgesetzt wird. Darunter fallen Wettbewerbe, Aktionstage- und Wochen oder Projekte. Im Rahmen des Unterrichts ist ebenfalls die Einbindung externer Expertinnen möglich. Die Sicherung und der Ausbau außerschulischen Einrichtungen für BNE und deren Förderung ist dabei ein zentraler Aspekt. Vor allem Angebote wie die Umweltstation dienen hier als Erweiterung und Vertiefung des Unterrichts.

Cordula Jeschor leitet mit viel Begeisterung und Engagement die Umweltstation. Foto: Nick Zagel
Cordula Jeschor leitet mit viel Begeisterung und Engagement die Umweltstation. Foto: Nick Zagel

Nachhaltigkeit in Nürnberg

Das bestätigt auch Cordula Jeschor: „BNE ist in den Schulen angekommen. Sie machen viele Projekte uns schauen, wie sie das Thema im Unterricht behandeln können.“ Bei der Arbeit mit den Schulkindern erkennt sie deshalb auch schon eine gewisse Vorkenntnis zum Thema Nachhaltigkeit. Vor allem jüngere Schulklassen besäßen hierfür bereits eine hohe Sensibilisierung und hätten starkes Interesse am Thema. Um BNE verstärkt in den Schulen zu verankern, bietet das IPSN zudem Lehrerfortbildungen an. Bei diesen werden laut Eva Heese, Koordinatorin der Schul- und Jugendhilfe und Schulentwicklung des Referats für Schule und Sport, modernste Technologien vorgestellt, die dann im Sinne des SDG 4: Hochwertige Bildung im Unterricht eingesetzt werden können. Für BNE gibt es in Nürnberg noch weitere Adressen. Neben dem Vertreter am Wöhrder See, gibt es mit dem Kindermuseum noch eine weitere staatlich anerkannte Umweltstation in Nürnberg. Aber auch andere Einrichtungen innerhalb Nürnbergs haben Programme und Schwerpunkte im Thema Nachhaltigkeit. Darunter fallen beispielsweise das Erfahrungsfeld der Sinne, das Bionicum oder das Spielzeugmuseum. Die Aufarbeitung und Sensibilisierung in diesem Gebiet schon von frühestem Alter an ist ein wichtiger Schritt, um unsere Umwelt heute und in Zukunft nachhaltiger zu gestalten.

Von Nick Zagel

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