Maschinen helfen Helfen

Jede Sekunde zählt – das ist im Rettungswagen das A und O. Überall und in kürzester Zeit sind sie unterwegs, aber auch die Sorgfalt darf nicht zu kurz kommen. Damit das gelingt, helfen Maschinen den Rettern.

Es duftet nach Kaffee und frischen Brötchen. Doch schrille Töne beenden das Frühstück. Jetzt muss es schnell gehen. Thomas Koch und seine Kollegen sind auf Abruf bereit. Innerhalb von 15 Minuten sollten sie den Einsatzort erreichen. Schuhe an, Tor auf, Fahrertür zu und los geht es mit Blaulicht und Martinshorn.

Rettungswagen mit eingeschaltetem Blaulicht. Foto: Annemarie Neumann

Thomas Koch ist Notfallsanitäter und einer von knapp 69 000 Rettungsdienstmitarbeitern in Deutschland. Eigentlich kommt er aus der Gastronomie, hat aber im Rettungsdienst vor knapp 30 Jahren seine Berufung gefunden. In den 30 Jahren hat er den Wandel des Rettungsdienstes, auch im Hinblick auf den Einsatz von Technik, miterlebt. Früher ging es nur darum, die Patienten zu transportieren, heutzutage behandeln und stabilisieren die Retter den Patienten direkt an der Einsatzstelle. Martinshorn und Blaulicht gibt es schon seit er dabei ist, auch den Funk gab es damals schon. Denn jedes Fahrzeug ist seit den 1970er Jahren mit analogem Funk ausgestattet. Seit ein paar Jahren stellt der Rettungsdienst vermehrt auf Digitalfunk um.

Einsatz mit Technik und Menschlichkeit

Über Funk bekommt der Rettungswagen die Einsatzmeldung „gestürzte Person auf Waldweg“. Am Waldrand angekommen, stellt sich heraus, dass der Rettungswagen nicht in den Wald fahren kann. Das heißt: Rucksack, Sauerstoffflasche und alles, was sonst noch zur Versorgung nötig ist, müssen die Sanitäter in den Wald tragen. Sie finden eine Frau Mitte 60, die auf dem halbgefrorenen Boden sitzt. Sofort beginnen die Retter, sie zu versorgen und ihr gut zuzureden.

Rettungstrage mit Equipment. Foto: Annemarie Neumann

„Zwar hat sich im Laufe der Jahre die Fahrzeugtechnik verbessert, jedoch ist diese noch ausbaufähig“, berichtet Koch. Auch bei diesem Einsatz, denn der Rettungswagen ist nicht für das unebene und gefrorene Gelände geeignet. Für die Erstbeurteilung ist Koch geschult, Techniken oder Maschinen helfen ihm dabei vorerst nicht weiter. Die emotionale Ebene ist wichtig, die Patienten brauchen Zuspruch. Jeder Schritt oder jede Messung mit den Geräten erklären die Helfer.

Nach dem Ersteindruck geht es daran, Herz und Kreislauf zu kontrollieren und wenn nötig Maßnahmen zu ergreifen. Genau da sind die Geräte dann im Einsatz. Sie überprüfen Blutdruck, Herzaktivitäten und die Sauerstoffkonzentration im Blut. Alles Werte, die in der weiteren Versorgung eine Rolle spielen. Einmal angeschlossen an die Geräte, können diese die Gesundheit ständig überprüfen. Probleme damit, dass Maschinen ihre Gesundheit überwachen, haben die Wenigsten. „Die Gesellschaft ist auf Technik ausgerichtet, sie sehen meistens selbst die Notwendigkeit und haben daher keine Berührungsängste, außerdem stehen immer noch ausgebildete Menschen dahinter“, erzählt Koch.

Erleichterung bei der Rettung aus dem Wald

Damit die Frau nicht auskühlt, bekommt sie Decken untergelegt. Mittlerweile sind auch Feuerwehr und Notarzt alarmiert, da die Frau nicht mehr aufstehen kann und das Fahrzeug fünf Minuten zu Fuß entfernt steht. Die eingetroffene Notärztin verabreicht ein Schmerzmittel. Eine sogenannte Vakuummatratze stabilisiert die Patientin von Kopf bis Fuß. Die herbeigerufene Feuerwehr unterstützt den Rettungsdienst beim Heraustragen aus dem Wald. Am Fahrzeug angekommen, legen die Rettungskräfte die Patientin auf die Trage und schieben sie in den Rettungswagen.

So haben sich die Patientenräume über die Jahre verändert. Foto: Annemarie Neumann

Die Trage ist heute standardmäßig eine Fahrtrage, die händisch höhenverstellbar ist. Selten werden voll elektrische Tragen eingesetzt. Als Koch anfing, waren diese Tragesysteme sehr spartanisch. Die Trage war eigentlich nur eine Bahre, die aus dem Auto getragen werden musste. „Insgesamt“, erzählt Koch, „waren die Geräte noch sehr minimalistisch und einfach gehalten. Die Technik heutzutage ist schon wichtig, sie verbessert die Möglichkeiten und erleichtert die Arbeit.“ Die einzige Gefahr sieht er darin, die Geräte als selbstverständlich zu sehen, denn auch diese Geräte könnten einmal ausfallen. Dann heißt es, zurück zu den Anfängen, es funktioniert zur Not auch fast ohne Technik.

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