Straße ohne Fahrradweg im Nürnberger Land. Foto: Johannes Oehm

Nachhaltige Mobilität und Energieversorgung im Nürnberger Land

Zur Nürnberger Metropolregion zählt auch das Nürnberger Land. Meist wird jedoch nur auf die Stadt geblickt. Der Beitrag betrachtet die nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum und deren Energieversorgung.

Das Nürnberger Land hat mit 171.000 Einwohnern zwar nur rund ein Drittel der Stadt Nürnberg, aber mit einer Fläche von 800 Quadratkilometern ist es mehr als vier Mal so groß. Aufgrund der kleineren Bevölkerungszahl und der nicht ganz so stark vertretenen Industrie wie in Nürnberg ist der Energiebedarf der Stadt ungefähr 2,4-mal so groß wie der des Landkreises. Wegen der Größe und der niedrigeren Bevölkerungsdichte ist der ÖPNV nicht so gut ausgebaut. Aber wie steht es um die nachhaltige Mobilität im Nürnberger Land, wie schaut es mit der Nachhaltigkeit der Energieversorgung aus, was läuft bereits gut und wo gibt es noch Potenzial in diesen Bereichen?

Nachhaltige Mobilität

Im Nürnberger Land gab es im Jahr 2021 laut Pendler-Atlas pro Tag ungefähr 95.000 Pendler, welche auf verschiedenen Wegen jeden Tag zu ihren Zielen und wieder nach Hause kommen wollen. Das SDG 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ beschäftigt sich unter anderem auch mit dem Thema nachhaltige Mobilität und wie mehr Personen nachhaltige Transportarten, wie das Fahrrad oder den ÖPNV nutzen können.

Deshalb wurde vom Landkreis Nürnberger Land ein Radverkehrskonzept in Auftrag gegeben, welches vom i.n.s. – Institut für innovative Städte aus Röthenbach an der Pegnitz und dem Planungsbüro VAR+ aus Darmstadt erstellt wurde und im Juli 2019 erschien. Dieses Dokument besagt, dass es einen erheblichen Investitionsbedarf wegen vieler Lücken im Radwegenetz gibt, welche beseitigt werden sollten. Um das Netz auf den Stand zu bringen, welcher in dem Papier beschrieben wird und die 210 Kilometer an Radwegelücken zu schließen, wären Investitionen von mehr als 101 Millionen Euro notwendig, welche aber auch zum großen Teil auf den Freistaat entfallen würden und nur zum Teil vom Landkreis übernommen werden müssten.

Ein Negativbeispiel ist der Radweg im Sittenbachtal zwischen Aspertshofen und Hersbruck. So wurde der Teil des Radwegs, welcher sich in der Gemeinde Kirchensittenbach befindet und von Aspertshofen bis nach Unterkrumbach führt, bereits 2013 fertiggestellt. Der Abschnitt in der Gemeinde Hersbruck von Unterkrumbach nach Altensittenbach lässt bis heute auf sich warten, weshalb man weiterhin dieses Stück auf der Straße fahren muss. Was heute schon sehr gut ausgebaut ist, ist die Radverbindung zwischen Hersbruck und Lauf, welche die beiden größten Städte im Landkreis verbindet. Laut Radverkehrskonzept braucht es auf dieser Strecke nur noch kleinere Verbesserungen, welche auch nicht so kostenintensiv wären wie andere, zum Beispiel ein kompletter Neubau, so wie es an manch anderer Stelle im Nürnberger Land der Fall ist.

Pendler am Bahnhof in Schnaittach. Im Moment fährt auf der Strecke immer noch ein Dieselzug. Foto: Johannes Oehm
Pendler am Bahnhof in Schnaittach. Im Moment fährt auf der Strecke immer noch ein Dieselzug. Foto: Johannes Oehm

Ein weiteres Projekt, welches den ÖPNV und auch dessen Nachhaltigkeit verbessern soll, ist die Elektrifizierung und der S-Bahn Ausbau der Pegnitz- und Schnaittachtal-Strecke. Laut der DB Netz AG ist diese Maßnahme nur ein Teil des Projektes Bahnausbau Nordostbayern. Bereits 2010 wurde die Eisenbahnstrecke links der Pegnitz bis nach Hartmannshof elektrifiziert. Womit die Pegnitz- und Schnaittachtal-Strecken die letzten beiden sind, welche im Nürnberger Land noch nicht elektrifiziert sind. Neben der bereits genannten Maßnahme sollen nach Angaben der Deutschen Bahn auch alle Haltestellen barrierefrei ausgebaut werden, so dass zum Beispiel die Bahnsteighöhe an die Höhe der Zugtüren angepasst wird und somit auch Rollstuhlfahrer diese Verbindung nutzen können, was auch im SDG 10 „Weniger Ungleichheiten“ gefordert wird. Mit dem Ausbau zur S-Bahn könnte auch eine Erhöhung der Zug-Frequenz einhergehen, wie es auf der Strecke links der Pegnitz bereits der Fall ist, welches einen positiven Effekt auf die Attraktivität der Eisenbahn hätte, da die Schnaittachtalbahn zur Zeit nur einmal pro Stunde fährt. Ursprünglich war eine Fertigstellung des Projektes für 2025 geplant, was aber unrealistisch erscheint, da sich das Projekt im Moment erst in der Vorplanungsphase befindet.

Nachhaltigkeit in der Energieversorgung

Ein Thema, das besonders auch in den momentanen Zeiten der Gasknappheit sehr aktuell ist, ist die Versorgung mit Energie und Elektrizität. Um dieses Themengebiet besser überblicken zu können, hat das Landratsamt den digitalen Energienutzungsplan vom Institut für Energietechnik aus Amberg erstellen lassen, welcher im Mai 2022 erschienen ist. Hieraus kann abgelesen werden, wie nachhaltig die Energieversorgung in der Region ist, was mit dem SDG 7 – „Bezahlbare und saubere Energie“ zusammenhängt.

Im Jahr 2019 belief sich der Wärmebedarf des Landkreises auf 2.174.000 Megawattstunden (MWh). Wenn man diese Energiemenge in Form von Erdgas in einem kugelförmigen Behälter speichern würde, hätte dieser einen Durchmesser von rund 750 Metern. 64 Prozent der Energie wurden von privaten Haushalten, 34 Prozent von Gewerbe und Industrie und 2 Prozent von kommunalen Einrichtungen verbraucht. In Bezug auf die Nachhaltigkeit der Wärmequellen schaut es so aus, dass 17 Prozent des Wärmeenergiebedarfs aus erneuerbaren Energien stammen. Dabei spielt Wärmegewinnung aus Holz bei den nachhaltigen Wärmequellen die größte Rolle, da 88 Prozent daraus stammen, was 96.700 Tonnen Hackschnitzeln entspricht oder dem vierfachen an Hackschnitzeln, was im Nürnberger Reichswald pro Jahr produziert werden könnte und auch nachwächst, wenn die gesamte Fläche des Waldes dafür genutzt werden würde.

Beim Strombedarf sah es 2019 so aus, dass der Landkreis rund 938.000 MWh verbraucht hat, was einer Fläche von 920 Fußballfeldern voll mit Solaranlagen entsprechen würde. Dabei wurden 107.400 MWh selbst in der Region durch erneuerbare Energien hergestellt, was einem Anteil von rund 11 Prozent entspricht. Durch die Inbetriebnahme weiterer große Solaranlagen und Windkraftanlagen könnte dieser Anteil in naher Zukunft auf 17 Prozent steigen. Die größten Erzeuger von erneuerbaren Energien ist die Windkraft gefolgt von der Photovoltaik, welche auf Dächern montiert ist. Doch um den Anteil von selbstproduzierten erneuerbaren Energien zu erhöhen bedarf es weiterer Maßnahmen.

Brachliegendes Oberbecken und Einlaufbauwerk des Pumpspeicherkraftwerks in Happurg. Foto: Johannes Oehm
Brachliegendes Oberbecken und Einlaufbauwerk des Pumpspeicherkraftwerks in Happurg. Foto: Johannes Oehm

Eine davon wäre, das seit 2011 stillgelegte Pumpspeicherkraftwerk in Happurg wieder in Betrieb zu nehmen. Aufgrund von undichten Stellen im Oberbecken wurde das Kraftwerk damals abgestellt und ist seitdem nicht mehr in nutzbar. Wenn man die Anlage wieder reaktivieren würde, könnte sie laut Uniper, dem momentanen Betreiber der Anlage, eine Leistung von 160 Megawatt bereitstellen und eine Energiemenge von 850 Megawattstunden Strom speichern, womit Nürnberg nach Angaben der Bild für drei Stunden komplett versorgt werden könnte. Es wäre das größte Kraftwerk seiner Art in Bayern, wenn es wieder ans Netz gehen würde. Ein essenzieller Vorteil, welche diese Anlagen haben, ist, dass tagsüber, wenn weniger Energie benötigt wird, aber die Photovoltaik am meisten produziert, sie diese Energie speichern können und abends oder morgens, wenn wieder viel Energie benötigt wird, diese wieder ins Netz eingespeist werden kann. Aber ob es jemals wieder zu einer Inbetriebnahme kommt, steht noch nicht fest. Ein Starttermin für die Sanierungsarbeiten wird seit 2011, wie die Hersbrucker Zeitung öfters berichtete, immer wieder verschoben. Aktuell schaut es so aus, dass es eine Prüfung gibt, ob es sich überhaupt rentiert, wieder in Happurg Strom zu erzeugen. Das Ergebnis soll frühestens Ende 2023 feststehen.

Der digitale Energienutzungsplan stellt auch Szenarien in Aussicht, wo noch besonderes Potenzial für den Ausbau von erneuerbaren Energien im Nürnberger Land besteht. Dabei wird der Photovoltaik auf dem Dach und auf Freiflächen ein besonders großes Potenzial zugeschrieben. So wird prognostiziert, dass, wenn bis in das Jahr 2040 ein Anteil von 3,5 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Flächen durch Freiflächen-Photovoltaik erschlossen wird, die Stromgewinnung in diesem Sektor sich um das 280fache steigern lassen kann. Dass es bei der Errichtung dieser Anlagen auch schon Fortschritte gibt, sieht man an verschiedenen neuen Anlagen. So beispielsweise in der Gemeinde Simmelsdorf, wo erst im Sommer 2022 der Solarpark Judenhof eröffnet wurde. So hat diese Anlage nach Angaben der Gemeinde Simmelsdorf eine Spitzenleistung von 9,8 Megawatt und kann bis zu 2.800 Vier-Personen-Haushalte mit Energie versorgen. Was die Anlage aber auch noch attraktiv für die Bürger machte, ist, dass es eine Bürgerbeteiligungsmöglichkeit gab und man somit an der Anlage mitverdienen kann und gleichzeitig was Gutes für die Umwelt tut.

Fazit

Wie man sieht, gibt es im Nürnberger Land noch einiges zu tun, um die Zukunft nachhaltiger zu gestalten, besonders in den Bereichen Energieversorgung und Mobilität. Es wurde schon einiges erreicht, wie die Elektrifizierung der Eisenbahnstecke links der Pegnitz oder den begonnenen Ausbau von erneuerbaren Energien. Doch es gibt noch viel Potenzial beim Thema Nachhaltigkeit im Nürnberger Land. Eine Förderung der nachhaltigen Mobilität wie das Schließen von Lücken im Fahrradwegenetz, die komplette Elektrisierung des Bahnnetzes und ein starker Ausbau erneuerbarer Energien sind nur ein Teil, welche das Nürnberger Land in eine nachhaltigere Zukunft bringen werden.

Von Johannes Oehm

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