Helga Pfitzinger-Schiele am Altmühlsee

Regional Gutes tun

Helga Pfitzinger-Schiele ist seit 2009 Expertin für die Überleitung Donau-Main des Wasserwirtschaftsamtes in Schlungenhof. Sie erklärt, wie Hitzeperioden und Starkregen aufgrund des ausgeklügelten Überleitungssystems bewältigt werden.

Ein Beitrag von Isabell Brenner

Es wird immer wärmer. Kommt die Überleitung bei anhaltender Hitze an ihre Belastungsgrenzen?
Richtig, wir haben längere Hitzeperioden. Das haben wir im Jahr 2018 sehr deutlich gespürt. Es hat nicht geregnet, somit haben wir für den Rothsee kein Wasser von der Donau bekommen. Folglich mussten wir von Juli bis Mitte September die Überleitung aus beiden Systemen veranlassen. Das Wasser wurde aus dem Rothsee und aus dem Brombachsee abgegeben. Wir können zum Glück beide Seen um insgesamt sieben Meter absenken. Das ist damals so berechnet worden, um die Niedrigwasseraufhöhung garantieren zu können, auch wenn von der Donau – wie im Jahr 2018 – nicht genug Wasser kommt. Diese sieben Meter Lamelle wurde also sehr gut ausgenutzt. Auch 2019 gab es eine riesige Trockenphase, doch es kam immer Wasser von der Donau an. Also momentan hat sich das System einwandfrei bewährt und stößt auch noch nicht an seine Grenzen.

Die Altmühl in Schlungenhofen bei Gunzenhausen

Die Altmühl in Schlungenhof bei Gunzenhausen. Foto: Isabell Brenner

Man merkt also schon, dass es von Jahr zu Jahr wärmer wird?
2003, 2015, 2018 und 2019 gelten als Trockenjahre. Es wurden höhere Wassermengen als sonst übergeleitet. Bei dem Bau der Überleitung in den 70er Jahren wurden bestimmte Mengen prognostiziert, die bis jetzt stets eingehalten wurden. Diese Hitzesommer gab es schon immer, dennoch ändert sich das Wetter und wird extremer – extrem viel Regen, der lokal begrenzt ist, und die extremen Trockenzeiten.

Worst Case Szenario: Was ist, wenn die Prognosen, die in den 70er Jahren berechnet wurden, nicht mehr stimmen? Welche Auswirkungen hat das Versagen des Systems auf unsere Umwelt?
Wenn der Pegel in der Rednitz-Main-Schiene in den Sommermonaten von April bis Oktober einen bestimmten Abfluss unterschreitet, dann müssen wir diese Differenz auffüllen. Doch wenn das System plötzlich nicht mehr ausreichen würde, um das vorgeschriebene Aufhöhungsziel zu erreichen, könnte es theoretisch Güteprobleme, also Wasserqualitätsprobleme, in den Gewässern in Nordbayern zur Folge haben.

Der Altmühlsee

Der Altmühlsee ist ein Teil des Fränkischen Seenlandes. Foto: Isabell Brenner

Ich kann mich erinnern, es war glaube ich 2015, dass das Wasser zu warm war und es vermehrt tote Fische gab. Kann es sein, dass das Wasser in den Seen kippt?
Kippen nicht. Es ist aber richtig, je länger die heiße Phase ist, umso mehr erwärmt sich natürlich auch der See. Der Rothsee ist 15 Meter und der Brombachsee über 33 Meter tief. Beide Gewässer erwärmen sich aber nur in den oberen Bereichen. An den Oberflächen der Seen hat man also warmes Wasser, in dem der eine oder andere Fisch nicht mehr überlebt. Diese Fische sind dann aber meistens schon auf irgendeine Art und Weise geschwächt. Sie kommen mit der höheren Temperatur einfach nicht so gut zurecht und sterben.

Tut der Mensch etwas oder wird künstlich etwas für die gute Wasserqualität getan? Oder säubert sich das Wasser als ökologisches System selbst?
Es wird natürlich schon Einiges im Einzugsgebiet gemacht. Hier am Altmühlsee wurden sämtliche Kläranlagen mit Phosphorfällungen ausgerüstet, damit weniger Nährstoffe ins Gewässer gelangen. Aufgrund von Hochwasser kommen Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff mit Bodenmaterialien aus dem landwirtschaftlichen Bereich ins Wasser. Die Landwirtschaft versucht, dies durch eine andere Bewirtschaftung zu verhindern. Das sind Sachen, die im Einzugsgebiet gemacht werden. Die Gewässer sind aber natürlich nicht mit denen aus der Schneeschmelze der Berge zu vergleichen, denn Südbayern verfügt über ganz anderes Wasser und alles ist landwirtschaftlich strukturiert. Von daher sind unsere Seen und Flüsse auch nicht so klar, was aber einfach den Verhältnissen im Einzugsgebiet geschuldet ist.

Wie sind Sie zu der Abteilung Ü gekommen?

Die Altmühl

Die Altmühl mündet in den Altmühlsee – Foto: Isabell Brenner

Ich habe in den 80er Jahren Bauingenieurwesen an der Fachhochschule in Augsburg studiert. Nach meinem Studium war ich kurzzeitig bei einem Architekturbüro beschäftigt und entschied mich 1987 zu einer zweijährigen Beamtenlaufbahn für den gehobenen technischen Dienst bei der Stadt Nürnberg. Anschließend war ich dann bei der Stadt Nürnberg in der Stadtentwässerung tätig und kam dann zum Wasserwirtschaftsamt nach Ansbach. Ich kümmerte mich um die technische Gewässeraufsicht, Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Seit 2009 bin ich bei der Abteilung Ü und seit 2016 mit der Qualifikation für den höheren Dienst als Abteilungsleiterin tätig.

War es Ihnen schon immer bewusst, dass Sie etwas Gutes für die Umwelt tun?
Die Wasserwirtschaft versucht mit bestmöglichem Gewissen und Initiative das optimale Ergebnis in der Wasserversorgung für eine andere Regionen zu erzielen. Bewusst war es mir schon, dass ich für eine bestimmte Region einfach etwas Gutes tue – auch für die Umwelt.

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