Zugang zu Bildung in Zeiten von Covid-19

Nürnbergs Bildung geht digital: die Corona-Pandemie hat das Leben der Stadt stark in Griff. Dabei will die Stadt ermöglichen, dass jeder Schüler auch digital am Unterricht teilnehmen kann.

Im März 2020 wurden alle Schulen bundesweit geschlossen. Die Kinder mussten von zu Hause aus unterrichtet werden und konnten ihre Freunde nur über den Bildschirm sehen. Seit dem Ausbruch des Covid-19-Viruses haben sich der Unterrichtsweisen grundlegend verändert, auch in Nürnberg. Bildung zu verbessern steht bei der Stadt Nürnberg schon seit einiger Zeit mit den 17 Zielen für die nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen im Fokus. Eine Übersicht über diese Ziele, unter anderem auch über das Ziel 4 der hochwertigen Bildung, bietet die Stadt seit dem Jahr 2009 mit dem Nachhaltigkeitsbericht. Im Hinblick auf Bildung hat sie bereits einige Dinge umsetzen können, vor allem bei den Themen Integration und Inklusion. Auch für jedes ausländische Kind ermöglicht die Kommune den Zugang zu kostenloser Schulbildung und den Rechtsanspruch auf Betreuung, wo sie zusätzliche Angebote zur sprachlichen Förderung in den Bildungseinrichtungen nutzen können. Zudem gibt es rund 14 Inklusions-Kooperationsklassen und insgesamt 14 öffentliche und private Förderzentren. Das Ziel der hochwertigen Bildung ist vor allem eine wichtige Grundlage, um nachhaltiges Denken zu ermöglichen.

Bildung für alle

Als die Pandemie ausgebrochen ist, wurden die Schulen von einem auf den anderen Tag geschlossen. Nicht nur die Kinder waren mit dieser Situation überfordert, sondern auch die Lehrer. „Mit der Zeit entwickelt sich ein Lehrer einen bestimmten Unterrichtsstil. Der musste dann plötzlich digital umgesetzt werden“, erklärt Cornelia Trinkl. Sie hat im September 2020 ihr Amt als Referentin für Schule und Sport angetreten und war von der Motivation der Nürnberger Lehrkräfte erstaunt: „Ich bin wirklich begeistert davon, dass unsere Lehrkräfte einen enormen Fortbildungswillen hatten“, erklärt die Schulreferentin. „Sie haben gesagt: Diese Herausforderung gehen wir jetzt an.“ Bis August hat das Institut für Pädagogik und Schulpsychologie 2.500 Schulungen für Lehrkräfte in der ganzen Stadt durchgeführt. Auch technisch zeigte sich Nürnberg trotz der unerwarteten Situation gerüstet. „Mein Vorgänger hat das Thema Online-Unterricht, Digitalisierung und IT-Strategie weit vorangetrieben“, sagt Cornelia Trinkl. Wenn eine Familie kein Endgerät für die Bildung hatte, dann konnten sie sich bei der Stadt Nürnberg ein Laptop leihen. Das konnten nicht alle Städte bieten.

Cornela Trinkl, Referentin für Schule und Sport in Nürnberg, im Interview mit Alyssa Mallkowsky. Foto: Alyssa Mallkowsky

Rasmus Goebell befindet sich derzeit in seinem zweiten Referendariatsjahr an der Ketteler-Grundschule und hat beim Ausbruch der Pandemie noch eine 1. Klasse unterrichtet. „Sie konnten damit gut umgehen“, bestätigt der Referendar. „Vorteilhaft war, dass sie das Lesen und Schreiben relativ gut beherrscht haben. Die Eltern haben dabei einen Großteil der Unterstützung übernommen.“ Einen Unterricht von 8 bis 13 Uhr gab es trotzdem nicht, da das vor allem die Kinder überfordert hätte. Meist erhielten sie Arbeitsaufträge und offene Fragen konnten über Videokonferenz geklärt werden. Im Vordergrund stand die Vermittlung der Hauptfächer, daher geriet nicht nur das Thema Nachhaltigkeit in den Hintergrund. Auch Aspekte wie Integration und Inklusion konnten nicht so umgesetzt werden, wie es vielleicht notwendig gewesen wäre. „Es ist immer schwierig, Dinge sofort umzusetzen. Das bedarf auch einer gewissen Planung“, erklärt Schulreferentin Cornelia Trinkl. Derzeit steht das Referat zum Beispiel eng im Kontakt mit Integrationsklassen. „Aber wir haben die Themen Inklusion und Integration immer auf dem Schirm gehabt, denn wir müssen schauen, dass wir eine gleichberechtigte Bildung für alle ermöglichen können.“

Unterricht mit Maske

Anfang September 2020 durften die Schulkinder nach einem halben Jahr wieder in die Schule. Die Kinder füllten die U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen Nürnbergs und rannten kurz vor acht Uhr in das Schulgebäude – aber mit Maske und 1,5 Meter Mindestabstand. „Aktuell ist es so, dass die Kinder auch am Platz weiterhin Maskenpflicht haben“, sagt Rasmus Goebell. „Auf Sozialformen wie Sitzkreis, Stehkreis und wechselnde Gruppenarbeit ohne Abstand muss leider verzichtet werden. Bei uns findet neben Einzelarbeit auch Partnerarbeit statt.“ In anderen Schulen wurden manche Klassen geteilt und nach dem Prinzip des Wechselunterrichts verfahren: Die Klassen kamen abwechselnd alle zwei Tage in die Schule. Verdacht auf Coronainfektionen gab es in den Nürnberger Klassen trotzdem immer wieder.

Schulen bieten auf diese Weise aber nicht viel Raum für Nachhaltigkeit. Vera Krause ist die Umweltbeauftragte für das staatliche Schulamt, aber auch für die Bismarckschule, an der sie als Lehrerin unterrichtet. Als Umweltbeauftragte ist sie die Ansprechpartnerin für Grund- und Mittelschulen, die etwas in ihrer Schule in Hinsicht auf Umwelt umsetzen wollen. Sie betont, dass Nachhaltigkeit ein Thema ist, das überall im Unterricht eingearbeitet werden kann. Derzeit sei das aber schwerer als sonst. „Nachhaltigkeit ist immer im Kopf der Lehrer, aber zurzeit gibt es andere Probleme und die stehen klar im Vordergrund“, führt die Umweltbeauftragte an. „Wir haben zum Beispiel das Problem der Müllvermeidung bei Masken und hinzu kommt das permanente Händewaschen mit den Einweghandtüchern“, berichtet Vera Krause. Ansonsten ist Nachhaltigkeit an der Bismarckschule bereits ein alltägliches Thema. Die Schule hat einen eigenen Garten in der Nähe der Schule und eine Schulimkerei – aber all das kann zurzeit niemand nutzen. Trotzdem kann die Bismarckschule andere Umwelt-Projekte vorweisen und hat auch im letzten Schuljahr das Zertifikat als Umweltschule ergattert. Eine Schule kann dieses Zertifikat erhalten, wenn sie innerhalb eines Schuljahres zwei Themen aus dem Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit bearbeiten.

Erneute Schulschließung

Max Schneider am Laptop für den Online-Unterricht. Foto: Julia Schneider

Seit Dezember 2020 sind die U-Bahnen wieder leer, kein Kind ist mehr in die Schule gefahren und alle Bildungseinrichtungen sind wieder geschlossen. Statt im Klassenzimmer mit offenem Fenster und Maske läuft der Unterricht wieder über Videokonferenzen. Referendar Rasmus Goebell kann trotzdem sagen, dass die Öffnung der Schulen vor allem für Grundschulen wichtig war. Der Stoff konnte besser vermittelt werden, auch wenn die Hygienemaßnahmen den normalen Unterricht stark eingeschränkt haben. Lehrerin Vera Krause kann dies trotz gemischter Gefühle bestätigen. „Anfangs hat die Öffnung der Schulen für Unbehagen gesorgt. Aber ich kann guten Gewissens sagen, dass es nicht die beste Lösung gewesen wäre, früher in die Ausgangsbeschränkung zu gehen“, erklärt die Umweltbeauftragte. „Die Entscheidung ist aber gut so, wie sie jetzt ist.“

Für die erneute Ausgangsbeschränkung im Dezember hat die Stadt Nürnberg für alle Schulen Lizenzen für Microsoft 365 geholt. „Microsoft Teams ist einiges stabiler“, weist Rasmus Goebell kurz vor der Ausgangsbeschränkung im Dezember 2020 hin. „Wir werden die Schüler in Teams einzuweisen, ihnen die Plattform zeigen und erklären, wie es funktioniert.“ Mit Teams und den zur Verfügung gestellten Laptops kann die Stadt Nürnberg den Online-Zugang für viele Schüler ermöglichen. Nürnberg verfolgt somit das große Ziel der hochwertigen Bildung: Allen Kindern den Zugang zur Lehre zu ermöglichen. Aufgrund erhöhter Infektionszahlen bleiben die Schulen aber noch geschlossen. Die Kinder und Lehrer sitzen somit wieder zu Hause – aber dieses Mal etwas besser vorbereitet.

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