Das Bionicum: Wissenschaft zum Erleben

Spinnen machen Kosmetik. Das Bionicum im Tiergarten vermittelt interaktiv Wissen über die Bionik, wie sie den Alltag bereits beeinflusst. Im Bionicum kann man buchstäblich die Grillen zirpen hören.

 

Diese befinden sich in einem Schaukasten, als Teil der diesjährigen Sonderausstellung mit dem Titel „Sprachlos – von Wegen“. Darin werden die verschiedenen Kommunikationsarten der Tiere unter anderem durch Audioratespiele vorgestellt. „Die Hauptausstellung ständig zu ändern ist viel Arbeit. Um den Besuchern trotzdem Neues zu bieten, ist die jährliche Sonderausstellung eine gute Lösung, um Themen aus der Bionik vorzustellen“, erzählt die Museumspädagogin und Biologin Steffi Apenburg. Sie sitzt im Ausstellungsraum auf einem bionischen Hocker, der einem Backenzahn nachempfunden ist. Diese natürliche Konstruktion ist stabil und leicht.

Die moderne Ausstellung lädt zum Forschen ein. Foto: Kirthiga Kathirgamanathan

In der Bionik dient die Natur der Technik als Vorbild. In dem 400 Quadratmeter großen Raum sind insgesamt sieben Themenblöcke rundum das Thema Bionik ausgestellt. Neben den gängigen Bildern mit Texten wird hier stark auf das interaktive Lernen mit Multimedia gesetzt. Bildschirme mit Touchscreens, Audiospiele, Videos, Exponate zum Anfassen. „Nirgends ist die Bionik so stark bespielt wie hier“, sagt Apenburg. Doch was unterscheidet das Bionicum von anderen Museen?

Wissensbrücken bauen

Das Bionicum arbeitet eng mit Hochschulen in ganz Bayern zusammen. Dazu zählt auch die Technische Hochschule Nürnberg. „Es gibt viele Museen, die großartig sind, aber wir können durch die Nähe zur Forschung immer etwas Aktuelles reinbringen“, erzählt Apenburg. Auf Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem Girls Day, können die Wissenschaftler die Bionik durch Experimente den Mädchen näherbringen. Das Bioncium baut Brücken zwischen Universitäten, Schülern und Experten und hat seit der Eröffnung 2014 ein bayernweites Bionik-Netzwerk aufgebaut.

 

Die Museumspädagogin Steffi Apenburg an der Experimentierstrecke des Bionicums.
Foto: Kirthiga Kathirgamanathan

„In den Konferenzen tauschen sich Wissenschaftler nur unter sich aus. Das Wissen muss besonders dem Nachwuchs zugänglich gemacht werden“, sagt Apenburg, die selbst Erfahrungen in der Forschung hat. Das Bionicum bietet ein gut durchdachtes pädagogisches Programm für Schulklassen. In Zusammenarbeit mit Lehrern erstellt das vierköpfige Team des Bionicums Forschungsbögen passend zum aktuellen Lehrplan in für die erste bis zur zwölften Klasse. „Dadurch können Schulklassen uns zum Beispiel in den regulären Biostunden besuchen. Wir sind für die Schüler unterstützend dabei, aber erstmal sollen die Kinder alleine forschen, denn dadurch lernt man besser“, erklärt Apenburg. Eine klassische Führung durch die Ausstellung gibt es für die Schüler sowie für die Besucher des Tiergartens auch.

 

Ohne Natur gibt es keine Bionik

Die Mittelinsel im Raum ist dazu ausgelegt selbst zu experimentieren. Die Besucher können an einer nachgebauten Flosse des Knochenfisches das sogenannte Fin-Ray-Modell nachvollziehen. Dabei passt sich die Flosse dem Druck des eigenen Fingers an, anstatt dem auszuweichen. Dem Knochenfisch hilft dieser Reflex bei der Fortbewegung und in der Technik wird es für Sitze eingesetzt, damit sie sich perfekt den Rücken anpassen. „Es sind alltagsnahe Themen. Manche Themen sind auch ganz neu und manche sind noch nicht ganz erforscht – Die Bandbreite war uns wichtig“, erzählt Apenburg. Ein Tier, das die meisten abschreckt findet Apenburg besonders spannend: „Spinnen sind tolle Tiere. Ihre Fäden werden für verschiedene Zwecke genutzt, zum Beispiel für Schutzweste. Jetzt gibt es auch Schuhe von Adidas aus

Beispielprodukten wofür Spinnenfänden bereits verarbeitet werden. Foto:Kirthiga Kathirgamanathan

Spinnenfäden.“ Im Bionicum steht eine Vitrine mit Produkten, die aus dem Protein der künstlichen Spinnenseide entstanden sind: eine pflegende und schützende Hautcreme und ein industrieller Faden der Firma AMSlik. In der Ausstellung lernt der Besucher die Natur und ihr Potential neu kennen. Das Ziel in der Bionik ist es nicht nur die Natur zu kopieren, sondern auch der Umwelt dadurch etwas zurückzugeben. „Die Hauptfaktoren der Bionik sind Ressourcenschonung und Energieeffizienz. Pflanzen und Tiere nutzen nur materiale, die sie brauchen. Dort wollen wir in der Industrie und im Alltag auch hin.“

 

Website des Bionicums.

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