Museum zum Mitgestalten

In einer menschenleeren abgelegenen Gasse, unweit vom belebten Hauptmarkt entfernt steht das Kolpinghaus. Im Innern sieht es nicht anders aus. Die Gänge sind wie leergefegt. Düster. Nur die Sonne bahnt sich ihren Weg durch die kleinen Fenster im Dachgeschoss. Kein Geräusch erfüllt die Räumlichkeiten, abgesehen vom Knarzen des Bodens unter den eigenen Füßen.

„So still und düster ist es nicht immer“, erzählt Petra Henseler, Leiterin des Stadtmuseums Neumarkt. Erst heute Morgen hat sie eine Schulklasse empfangen und herumgeführt. Schulklassen seien hier oft zu Gast. Im Gegensatz zu den Einwohnern. „Aber welcher Einwohner geht schon ins ortsansässige Museum?“, hinterfragt sie lachend. Trotzdem erreicht das Museum in der Adolf-Kolping-Straße etwa 3.000 bis 10.000 Besucher pro Jahr. Das variiere von Sonderausstellung zu Sonderausstellung. Das Museum besteht seit dem Jahre 1906 und sah schon so manche Räumlichkeiten. So beherbergte das Rathaus zunächst das Museum. Schließlich bezog es in den 1980 Jahren seinen jetzigen Sitz im Kolpinghaus. Über drei Stockwerke verteilt veranschaulichen Exponate die Geschichte der Stadt Neumarkt und die dortigen Lebensumstände der vergangenen 200 Jahre. Zudem zeigt das Museum alte Handwerkstraditionen auf, sowie die Zeit der Industrialisierung, in der sich Neumarkt durch die Zweiradfabrik „Express“ einen bedeutenden Namen machte.

Ein Exponat der Neumarkter Zweiradfabrik „Express“. Foto: Vanessa Grießhammer

Allgemein bietet das Museum mehr eine Plattform für die Stadt und deren Einwohner, als einen einfachen Ort der Geschichte. Die Stadt ruft immer wieder Bewohner zur Mitgestaltung des Museums auf. So gibt es einmal jährlich einen Kunsthandwerkermarkt, bei dem Altes und Neues zusammenkommen. Das Museum zeigt dort neben einem Stand für handgefertigte Taschen, alte Exponate aus der Sammlung. Aktionen, wie der Kunsthandwerkermarkt, kommen bei der Stadt Neumarkt immer wieder gut an. Zahlreiche Besucher stürmen Veranstaltungen dieser Art.

 Neumarkter tragen zum Ausbau des Einkaufsladens bei

Ein Besucher im historischen Neumarkter Einkaufsladen. Foto: Vanessa Grießhammer

„Hin und wieder bringen Anwohner sogar alte Originalverpackungen für unseren Laden vorbei“, erklärt Henseler begeistert. „Da bin ich dann immer echt stolz auf meine Neumarkter.“ Der Laden sei generell eines ihrer Lieblings-Ausstellungsstücke. Durch die Mithilfe „ihrer Neumarkter“ wachse der Laden permanent und es gibt immer wieder neue Überraschungen zu entdecken. Auch für Schüler sei der Laden ein Highlight bei jedem Besuch. Wo sonst kann man auch einen Einkaufsladen aus dem frühen 20. Jahrhundert betreten, alte Schätze bestaunen und dabei auch noch nützliche Informationen zu den damaligen Lebensumständen erhalten.

Henseler ruft jedoch nicht nur die Erwachsenen zum aktiven Mitmachen und Mitgestalten auf. Bei einem Projekt der Mittelschule an der Weinbergerstraße ließen sich Schüler als Museumsführer ausbilden um schließlich Grundschüler durch die Ausstellungen zu führen. „Die Aktion kam wirklich gut an“, erzählt sie.

Ein hellerer Raum mit großen Fenstern. Auch hier knarzt der Boden unter den Füßen. Alles in allem scheint der Raum jedoch moderner und belebter als die Vorigen.

Eines von vielen Exponaten der Sonderausstellung „Der Freundschaft“. Foto: Vanessa Grießhammer

„Der Wechselausstellungsbereich wurde ja auch 2004 saniert. Die Dauerausstellungen sind dagegen schon in die Jahre gekommen. Die gibt es seit dem Umzug ins Kolpinghaus“ fügt Hensler hinzu. Aktuell beherbergt der Wechselausstellungsbereich eine Ausstellung zum Thema Poesiealben. „Der Freundschaft“ heißt die Ausstellung und zeigt teilweise von Neumarktern zu Verfügung gestellte Poesiealben, die bis zum Jahre 1823 zurückreichen.

Wieder im Foyer angekommen, viele verschiedene Eindrücke und Erkenntnisse reicher, lächelt die nette Dame an der Kasse ein letztes Mal zum Abschied. Draußen scheint noch immer die Sonne. Menschen tummeln sich auf dem Hauptmark. „Hier, wo das Museum lebendig wird und die Geschichte weiterlebt.“

 

Website des Stadtmuseums Neumarkt.

 

 

 

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