Nach 400 Metern bitte hier einlochen

Konzentration ist alles beim Golf. Es gilt, mit möglichst wenig Schlägen den Ball in ein sehr kleines Loch zu manövrieren. Dabei hilft die Technik auf und hinter dem Platz. Und auch Minigolf entwickelt sich weiter – in außergewöhnlicher Weise.

Wolfgang Schubert holt mit dem Schläger aus und trifft den Ball mit voller Wucht. Auf dem Bildschirm neben ihm entsteht eine gelbe Linie – die Flugbahn des Balls wird per Radar genau vermessen. Beim Golf geht es viel um Physik, wie Schubert auf dem Testgelände des Golf House Nürnberg gerade demonstriert hat. Neue Technologien finden langsam ihren Weg in die oft als „Reichenhobby“ betitelte Sportart.

Als Experte kennt sich Schubert gut aus mit Golfschlägern, ebenso mit den dazugehörigen Taschen und Caddys. Er führt persönlich vor, wie der Abschlag analysiert wird. Die Software leistet die Hauptarbeit und wertet Daten wie Flugweite oder Abschlagwinkel aus. Auf den Schläger klebt Schubert einen Aufkleber. Dieser wetze sich beim Probelauf ab und es sei erkennbar, ob der Ball auch mittig auf der Schlagfläche aufkomme, erklärt er. Falls nicht, kann er in der Werkstatt mit einem speziellen Schraubstock den Schlägerkopf anders abwinkeln. Auch abgenutzte Griffe und gebrochene Schäfte tauscht er aus. „Naja, wenn einer mit dem Baum zusammenprallt…“, sagt Schubert dazu und grinst.

Vor dem Kauf eines Schlägers wird er individuell angepasst – deshalb darf der Kunde auf der Testrange selbst den Abschlag üben. Foto: Lisa Höllriegl

Ein Navi für den Platz

Neben der Grundausstattung ist noch eine breite Auswahl an Zubehör verfügbar. Der neueste Trend sind Smartwatches, die extra für den Sport mit GPS ausgestattet sind. Sie zeigen unter anderem die Distanz zum Loch und das momentane Handicap an und arbeiten parallel wie ein normaler Fitnesstracker. Die einfachere Variante ist ein handliches Lasergerät für Distanzmessungen zu einem bestimmten Punkt. Es funktioniert wie ein technisch aufgerüstetes Fernglas und hat etwa dieselbe Größe. Es gibt noch zahlreiche andere Helferlein wie diese. Dabei braucht der Platz viel mehr Technik als der Spieler selbst.

„Golfplätze haben wenig mit Natur zu tun“, erklärt Oliver Stuhldreier. Als Greenkeeper der Golf Range Nürnberg ist er für die Instandhaltung des Areals zuständig. Schon allein der Rasen ist besonders. Das Gras fühlt sich weich unter den Füßen an, fast wie ein Teppich. Um es so zu erhalten, muss es mindestens jeden zweiten Tag gemäht werden. Dazu zeigt Stuhldreier auf die drei Traktoren im Geräteschuppen. Ihre Klingen unterscheiden sich und sind teilweise höhenverstellbar. Sicheln eignen sich für längeres oder nasses Gras, Spindeln schneiden dafür gleichmäßiger und großflächiger. Die Maschinen ziehen auch die Düngeaufsätze, die zwei- bis dreimal im Jahr zum Einsatz kommen. Außerdem wird der Boden regelmäßig gewalzt und via Durchlöcherung belüftet.

Nichts für den Vorgarten: Oliver Stuhldreier mäht seinen „Spielplatz“ mit dem großen Traktor. Die Klingen können hochgeklappt werden, damit er auch überall hinkommt. Foto: Lisa Höllriegl

Große Fläche, hohe Kosten

Für die Bewässerung sorgt ein unterirdisches Rohrsystem mit versenkbaren Rasensprengern, das sich aus einem nahe gelegenen Teich speist. „Momentan ist das bei uns ein Problem – die Pumpe ist defekt und wir warten auf das Ersatzteil“, sagt Stuhldreier. Die Amerikaner hätten die bessere Technologie, doch in Deutschland rentiere sich das finanziell nicht. Er erzählt von Hochglanzanlagen mit Ventilatoren, die die Wärme im Sommer vom Rasen wehen und von vollautomatischen Mährobotern. Golfplätze seien ohnehin wahre Geldvernichter. Löcher versetzen, Unkraut fernhalten, all das kostet. Deshalb führen die Mitarbeiter Reparaturen selbst aus, solange es möglich ist. Wirtschaftlich sei so eine Anlage nicht wirklich, meint der Greenkeeper. „Es ist einfach nur ein sehr großer Spielplatz.“

Golfen im Dunkeln

Minigolf hingegen sehen die meisten eher nicht als Sport. Dort gibt es allerdings auch innovative Ideen. Zum Beispiel in der Schwarzlichtfabrik, einer als Kunstprojekt gestalteten Anlage in einer alten Industriehalle. Gespielt wird mit 3D-Brille in einem – der Name verrät es – mit Schwarzlicht ausgeleuchtetem Areal. Die Wände sind mit liebevoll gestalteten Motiven bemalt, die aus einer speziellen Acrylfarbe bestehen. In den Brillengläsern sind lauter kleine Prismen enthalten, die das Licht je nach Farbe in einem anderen Winkel ablenken. Kalte Farben wie blau oder dunkelgrün wirken für das Auge nach hinten versetzt, und es entsteht ein dreidimensionaler Effekt. Die Bilder stechen scheinbar aus der Wand hervor, der schwarze Hintergrund verstärkt das. Zusammen mit den handgefertigten, leuchtenden Bahnen und Figuren fühlt sich der Besucher wie in einer anderen Welt.

Nur mit 3D-Brille lässt sich der scheinbar aus der Wand hervorragende Effekt der Bilder beobachten. Die Kamera kapituliert vor den grellen Neontönen. Foto: Lisa Höllriegl

Für den Geldbeutel ist die letztere Variante für acht Euro noch schonend. Wer professionell golfen will, muss hingegen allein für die Grundausrüstung inklusive Platzreife einen fast vierstelligen Betrag hinlegen. Mit technischen Extras wird es noch teurer. Trotzdem ist der Sport momentan recht beliebt, auch bei jungen Leuten. Wolfgang Schubert macht dafür das Golf-Virus verantwortlich: „Wenn man den Ball nach zehn Versuchen endlich trifft – das Gefühl macht süchtig.“

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