Rund um Funk – das Rundfunkmuseum Fürth

Wagnersche Hammer, nächtliche Wellenreiter und magische Augen. Was nach Fantasy-Plot klingt, sind Auszüge aus der spannenden Geschichte des Rundfunks. Heutzutage ist das Angebot so vielfältig wie nie zuvor: Webradios, Youtube-Kanäle, Online-Mediatheken, Streaming-Plattformen.

Unterhaltung nonstop, der Sendeschluss ist schon lange aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Für angehende Technikjournalisten Grund genug, dem Rundfunkmuseum der Grundig-Stadt Fürth einen Besuch abzustatten. Die Führung teilen sich Wolfgang Kunert vom Förderverein und Museumsleiter Danny Könnicke.

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Wolfgang Kunert erklärt eines der zahlreichen Mini-Modelle (Foto: Beatrice Dernbach)

Um zu verstehen, wie Funken zu Funk kultiviert wurden, lotst Wolfgang Kunert zunächst in den Keller. Die Besucher erwartet hier eine Mischung aus Bastelwerkstatt und Abstellkammer. Dazwischen stehen zahlreiche kleine Modelle, die den Elektronenfluss veranschaulichen. Das erste Experiment zeigt, dass bereits kleine Blitzeinschläge Funkwellen aussenden, die über ein Radio als Knacken hörbar sind. Obwohl Blitze und Elektrostatik schon immer alltägliche Phänomene waren, fanden Naturwissenschaftler erst spät Zugang zur Elektrizität. Erst mit der um 1800 konstruierten Voltaschen Säule war Strom dauerhaft verfügbar. Von hier aus folgte eine rasante Entwicklung im 19. Jahrhundert.

Eines der ersten Ziele, neben dem Betrieb elektrischer Geräte, war die Übertragung von Informationen. Nach vielen Versuchen entstanden 1837 erste Telegrafie-Leitungen; im selben Jahr entwickelte Samuel Morse das nach ihm benannte Alphabet. Mit dieser Geschwindigkeit konnten weder Reiter noch Brieftaube mithalten. Die Leitungen wurden zunächst neben Eisenbahnschienen verlegt, umspannten aber bald viele tausend Kilometer. Bereits 1866 verband ein Tiefseekabel Europa dauerhaft mit dem amerikanischen Kontinent.

Drahtlose Übertragung

Parallel dazu wurde daran gearbeitet, die Signale auch drahtlos übertragen zu können. Knallfunkensender waren die ersten Hochfrequenzsender, deren effektive Reichweite von Versuch zu Versuch gesteigert werden konnte. Guglielmo Marconi, einer der Drahtlos-Pioniere, gelang 1903 schließlich die symbolträchtige Signalübertragung über den Ärmelkanal. Mit der Technik, die auch bei Telefonen eingesetzt wurde, konnte bald auch Sprache drahtlos verbreitet werden. Militärs erkannten schnell das Potenzial der Technik, weshalb der Erste Weltkrieg der Technologie einen großen Schub ermöglichte.

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Christian am Detektorradio (Foto: Beatrice Dernbach)

Ein Stockwerk höher widmet sich die Führung den Anfängen der Musikindustrie. Ab hier übernimmt Danny Könnicke das Wort, um „die Technik in einen sozial-kulturellen Zusammenhang“ zu setzen. Grammophone und Schellackplatten ermöglichten um 1870 die Wiedergabe aufgezeichneter Musik. Die auf dreieinhalb Minuten begrenzte Kapazität der Platten wirkt bis heute nach: Sie gilt immer noch als Standardmaß für Songs, vor allem beim Radio. Erste Radiogeräte waren Detektorempfänger, die aus Spule, Diode, Antenne, Kondensator und Kopfhörer bestanden. Dieser simple Aufbau kam noch ohne Netzanschluss aus. Wie das Grammophon war das ausgestellte Detektorradio ebenfalls voll funktionsfähig. Hörbar sind darüber heutzutage aber nur noch tschechische oder italienische Sender.

Das erste Weihnachtskonzert

Als erste (deutsche) Hörfunkübertragung ging 1920 ein Weihnachtskonzert in die Geschichte ein, das vom Sender Königs Wusterhausen übertrugen wurde. Da Radios damals aber das achtfache Monatsgehalt eines Facharbeiters kosteten, dürfte es nur wenige Hörer gegeben haben. Erst Ende der 1920er wurden sie erschwinglicher. Schon damals wurde eine Rundfunkgebühr erhoben; sie betrug zwei Reichsmark. In dieser Zeit wurden hauptsächlich Konzerte, Sport und öffentliche Vorführungen übertragen. In der NS-Zeit wurde das Radio mithilfe des Volksempfängers zum wichtigen Propagandainstrument.

 

 

 

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Ein Kombigerät – eingebettet im Flair der 50er Jahre (Foto: Ferdinand Heinrich)

Ein weiteres Stockwerk höher stehen die Besucher mitten im westdeutschen Wirtschaftswunder, genauer gesagt in einer Nachbildung einer Durchschnitts-Wohnstube der 1950er, mit stilechten Lampen, Nierentisch und Kombigerät aus Radio und Fernseher. Da damals „Das Erste“ gleichbedeutend mit „dem einzigen“ Programm war, konnte auf eine Fernbedienung verzichtet werden. Eine große Sammlung von Radios, Tonbändern, Musikkassetten, CDs und MP3-Player zeigt nebenan die schnelle Entwicklung im Musiksektor. Die angrenzende Beatles-Lounge wartet mit Jukebox, einer Sammlung Originalpressungen und zahlreichen Bravo-Heften der 60er auf.

Der letzte Führungsabschnitt zeigt kleine und große Meilensteine der TV-Entwicklung: von der mechanischen Nipkow-Scheibe über Bildröhren bis zu DDR-Modellen, die wassergefüllte Plexiglasscheiben zur Vergrößerung des Bildes nutzten. Wer hier kein destilliertes Wasser verwendete, konnte aufgrund der Algenbildung bald Farbfernsehen erleben. Auch neueste Entwicklungen wie 3D-Fernseher fanden Einzug in die Ausstellung. Ob sie nur eine Modeerscheinung sind oder sich durchsetzen werden? Eine der wenigen Fragen, die nach der zweistündigen Führung offen bleiben müssen.

Weitere Informationen unter: http://www.rundfunkmuseum.fuerth.de/

 

 

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