Rundfunk anders erleben

Auf einem Tisch stehen drei offene Koffer. Ihr Inhalt ist unter blauen Samttüchern versteckt. Eine Besucherin greift in den Mittleren und fühlt. Nach einer Weile runzelt sie die Stirn und schaut gespannt auf der Rückseite des Schildes nach. ,,Ah, ein Kassettenwalkman‘‘, murmelt sie und steckt ihre Hände in den nächsten Koffer.

 

Tasten, Fühlen, Spüren. Die interaktive Station lässt die Besucher den Inhalt der Koffer erraten. Foto: Lilly Fröbel

,,An dieser Station kann durch den Tastsinn erraten werden, welches Gerät sich in dem Koffer befindet“, erklärt die Museumspädagogin Brigitte Holl. ,,Kindern macht diese Station besonders Spaß, da sie hier wirklich mal anfassen und fühlen können, wo es sonst im Museum so oft verboten ist. Mir blutet immer das Herz, wenn ich den Kindern sagen muss: Finger weg!‘‘, berichtet Holl. Im Fürther Rundfunkmuseum vermitteln interaktive Stationen die Seh-, Hör- und Tastsinn einbeziehen,  das Wissen über die ersten Radios bis hin zum mobilen MP3-Player an die Besucher.

 

Für Schulklassen, Jugendgruppen und Kindergeburtstage gibt es Hörspiele. Diese Hörspiele bereitet Holl auf, formuliert sie aus und produziert sie. Die Tonaufnahmen sind ebenfalls im Museum geschnitten. Hierfür hat sie zwei Helfer. ,,Wir versuchen die Kinder immer ein bisschen darauf einzustimmen, indem wir sie durch spielerische Fähigkeiten in eine andere Welt mitnehmen. Wir leiten die Kinder zielgerichtet von Szene zu Szene, aber lassen sie dabei, ähnlich wie in einem Improvisationstheater, ihre eigenen Gedanken, Lösungen und Wege finden‘‘, erläutert die Museumsmitarbeiterin.

 

Neue Wege

Das Museum befindet sich momentan im Umbruch. Die neue Leiterin Jana Stadlbauer und ihr Team modernisieren die gesamte Ausstellung. Unter Federführung des Fördervereins, der mit Mitglieder- und Aktivbeiträgen das Museum der Stadt Fürth unterstützt, haben pensionierte Ingenieure ein Mitmachlabor geplant. In diesem gibt es künftig kleine Versuche für alle Museumsbesucher, zur Langstreckenkommunikation, Funktechnik und elektrischem Strom im Allgemeinen. Zum Beispiel können die Gäste eine Batterie mit Zitronensäure herstellen oder eine Uhr mit einem Apfel zum Laufen bringen. ,,Gerade im Bereich der Museumspädagogik ist das eine neue Möglichkeit, Wissen zu vermitteln‘‘, sagt Holl. Einmal in der Woche treffen sich zehn bis zwölf ehrenamtliche Mitglieder des Fördervereins und tüfteln zusammen an neuen Versuchen, die im Herbst ab der Eröffnung des Mitmachlabors zugänglich sind.

 

Zurück in die 1960er

Beatles-Raum mit Schallplattenspieler und Bravos aus den 1960er Jahre. Foto: Lilly Fröbel

Brigitte Holl drückt auf einen Knopf am Schallplattenspieler, das Gerät sucht die richtige Platte heraus und legt sie auf den Plattenteller. Der Welthit ,,Hey Jude‘‘ von den Beatles ertönt. Der gesamte Raum ist im Stil der 1960er Jahre eingerichtet. Eine Vitrine zeigt Exemplare einer großen Beatles-Sammlung. ,,Diese Ausstellungsstücke sind eine Leihgabe von einem unserer Mitarbeiter. Er ist ein großer Fan und hat uns seine Sammlung zur Verfügung gestellt‘‘, sagt die 61-Jährige und summt die Melodie mit. ,,Gerade bei den Jugendlichen kommt dieser Raum gut an. Sie setzen sich gerne in die roten Sessel und lauschen den Klängen des Schallplattenspielers, während sie in originalen Bravos aus den 60er Jahren schmökern.‘‘  Diesen Raum gibt es noch gar nicht so lange, er ist Teil der neuen Umsetzung von Jana Stadlbauer.

 

Mehr als nur Rundfunk

Brigitte Holl an der von ihr entworfenen Schreibstation. Foto: Lilly Fröbel

Anmutig sitzt Brigitte Holl am Tisch der Schreibstation und führt einen Federkiel über ein Blatt Papier. ,,Hier kann der Besucher ausprobieren, wie früher mit einer Feder geschrieben wurde‘‘, erzählt sie. Einen Tisch weiter stehen alte Schreibmaschinen mit eingeführten Blättern. Darauf sind wirre Buchstaben und Wörter zu sehen. ,,Neulich erst habe ich einen total witzigen Brief von einem Kind in einer der Schreibmaschinen gefunden.“ Da hieß es: „Von dem Schreiben mit einer Schreibmaschine kriegt man Muskelkater in den Händen.‘‘ Holl lacht und erklärt: ,,Die Tasten von früher brauchen einen starken Druck, damit sie sich nach unten bewegen.‘‘

 

Website des Rundfunkmuseums Fürth.

 

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