Schritt für Schritt – in rasendem Tempo

In einer gemütlich heiteren Runde startet die Veranstaltung „Egal? Genial? Digital!“ auf der Nürnberger Web Week. Die vier Referenten Christina und Tobias Burkhardt, Natalie Keller und Robert Franken verteilen sich im Publikum und starten die Diskussion mit der Frage:

Spaltet die Digitalisierung unsere Gesellschaft? „Es gibt kein ‚richtig‘ oder ‚falsch‘ bei dieser Frage“, sagt Christina Burkhardt. In Sozialen Medien bewerten Menschen alles pauschal nur mit „gut“ oder „schlecht“, aber niemand äußert eine konkrete Meinung. Um den Teilnehmern einen neuen Denkanstoß zu geben, sollen sie Collagen erstellen, auf denen sie ihre Gefühle zur Digitalisierung aufschreiben. Zu vorgegebenen Begriffen sollen sie ihre Meinung äußern und zum Ende hin in Gruppen ihre Ideen aufschreiben.

 

Fortschritt der Digitalisierung

 

Gruppendiskussion. Foto: Johanna Michel

Die Digitalisierung ist kein Phänomen, das ganz plötzlich aufgetreten ist, sondern ein Prozess, der schon lange auf die Gesellschaft einwirkt. Tobias Burkhardt erklärt dies am Beispiel des Telefons: „Die Entwicklung von einer alten Telefonkiste bis hin zum Smartphone war ein langwieriger Prozess. So bemerkbar ist die Digitalisierung nur geworden, weil die Entwicklungen immer schneller, also exponentiell, geschehen.“ Durch den technischen Fortschritt verändert sich vieles, unter anderem die Berufsbilder. Oft wird gesagt, dass durch die Digitalisierung Berufe wegfallen und keine neuen entstehen. Das ist jedoch umstritten, denn größtenteils verändern sich die Berufe nur und die Menschen brauchen dadurch andere Skills, um ihre Arbeit fortzuführen. Ein Handwerker arbeitet beispielsweise nicht mehr so stark körperlich, sondern muss lernen, die neuen Maschinen zu bedienen. Tatsächlich „muss der Mensch definieren, wann eine Maschine und wann ein Mensch die Arbeit machen soll“, meint Tobias Burkhardt von der SHIFTSCHOOL. Aus diesem Grund blickt er optimistisch in die Zukunft.

Trotzdem ist klar, dass es für jeden Menschen Grenzen des Lernens gibt. „Es gibt so viele neue Technologien, da ist es natürlich schwer, am Ball zu bleiben“, gibt Keller zu. Die neuen Technologien dürfen nicht abschrecken; jeder Einzelne muss mit ihnen umgehen können. Eine Teilnehmerin des Events ist der Meinung, dass einem Einzelnen nicht vorzuwerfen ist, „wenn er etwas nicht weiß, denn er hat es ja nie gelernt“. Jeder Einzelne muss allerdings die Bereitschaft und Begeisterung zum Lernen für sich selbst aufbringen.

SHIFTSCHOOL als Lehrstelle

 

Plakat der „Arbeit“-Gruppe. Foto: Johanna Michel

Ein Sprecher der Agentur für Arbeit erklärt, dass die Frage gestellt werden muss, ob Digitalisierung wirklich ein Problem oder eher eine Herausforderung für die Gesellschaft ist und wie ihr begegnet werden kann. Nur durch Beratung und genügend Informationen ist es möglich, damit zurechtzukommen. Die SHIFTSCHOOL ist eine Schule, die mit einer 18-monatigen Ausbildung genau das fördert. Dort kann jeder, der Berufs- und Lebenserfahrung mitbringt, teilnehmen und seinen Wissensstand in Sachen Digitalisierung erweitern. Der Abschluss nennt sich Digital Tranformation Manager. Der Absolvent verfügt über die Fähigkeit, den digitalen Wandel zu verstehen und flexibel auf die kommenden Veränderungen reagieren zu können.

Der Wandel durch die Digitalisierung kann nicht ignoriert werden. Dafür ist das Thema zu aktuell. Robert Franken ist davon überzeugt, dass „mehr offene Debatten über Chancen und Risiken der Digitalisierung nötig sind“.

Interview mit Tobias und Christina Burkhardt

Wie beschreibt Ihr die Spaltung durch Digitalisierung? Inwiefern findet sie statt?

Tobias und Christina Burkhardt. Foto: Johanna Michel

 

Tobias Burkhardt: Ich glaube, dass es überall sehr große Reibungen gibt. Das kann man an verschiedenen Ecken und Enden sehen. Am deutlichsten wird das gerade in der Politik, dass man auf der einen Seite Leute hat, die gut gebildet sind, Digitalisierungs- und Globalisierungsgewinner sind, die der Zukunft positiv ins Auge blicken; aber es gibt in vielen oder fast allen westlichen Industrienationen einen sehr großen Teil, der sich wieder zurücksehnt in eine Zeit, die es wahrscheinlich niemals gab, aber die sie sich wünschen. In Frankreich haben wir gerade gesehen, was passieren kann. Auch in Holland und Deutschland, überall ist es das gleiche Bild. Das ist ein Beispiel, wo man so eine Spaltung sehen kann. Und die Frage ist, wie wir als Individuum, als Unternehmen, als Gesellschaft diese Spaltung in verschiedenen „Leveln“ erkennen können. Momentan gibt es eine unbegründete Angst oder ein unbegründetes Gefühl, würde ich sagen. In den nächsten zehn bis zwanzig Jahren wird es wahrscheinlich deutliche Fakten geben, das heißt, es werden Jobs verloren gehen, die aber wahrscheinlich anders neu entstehen werden, aber nicht für diejenigen, die eben jetzt gerade ihre Jobs verlieren. Und es werden auch viele andere Umbrüche kommen, auf die wir reagieren müssen.

Was ist ein Digital Transformation Manager?

Christina Burkhardt: Die Personen, die für 18 Monate zu uns kommen und in vielen verschiedenen Themenbereichen ausgebildet werden, zum Beispiel Strategie, Vertrieb, Marketing, IT, sind am Ende Generalisten. Alles was dazugehört, aber mit der Spezialisierung „Digitalisierung“. Es geht darum, wie sich Geschäftsmodelle ändern und was alles zusammenhängt. Die Fähigkeiten und Kompetenzen unserer Absolventen beinhalten unter anderem, Leute zusammenzubringen und so als Botschafter zu fungieren. Damit können sie zum Beispiel in ihrem Unternehmen die Digitalisierung vorantreiben und gestalten sowie den Veränderungen, die natürlich ganz stark kommen, standhalten. So wissen sie immer, mit welchen Methoden sie arbeiten können und welche Personen sie dazu brauchen. Sie agieren also wie Brückenbauer.

Wie viele Teilnehmer und Lehrende sind bei euch ungefähr?

C.B.: Maximal 25 pro Class. Wir arbeiten sehr vernetzt mit unseren ganzen Trainern, um die Vielfalt abbilden zu können und mit den Anwendern in Kontakt zu stehen. Insgesamt sind das knapp 80 Personen, inklusive Impulsgeber und Coaches. Das ist das, was die SHIFTSCHOOL ausmacht. Wir sind immer auf dem aktuellen Stand und bauen das, was sich ändert, gleich mit in die Lehre ein. Der Unterschied zu einer Hochschule ist, dass wir ständig umbauen und dadurch Schritt halten. Wir können damit viel stärker in die Zukunft schauen . Die Voraussetzung, um bei uns teilzunehmen, ist Berufs- und Lebenserfahrung. Wichtig für eine gute Zusammenarbeit ist, dass wir zusammenpassen.

Die Teilnehmer sollen das Gelernte also auf ihren Beruf anwenden?

T.B.: Anwenden sollen sie es auf jeden Fall, aber es geht vor allem darum, dass das Motiv dahinter zu unserem Motiv passt.
C.B.: Das ist der Grund warum so Viele zu uns kommen, wegen den Methoden und Denkweisen, die sie natürlich sehr schnell in ihren Berufen anwenden können. Darauf legen auch die Unternehmen wert.

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