Mitarbeiter der Firma Hausmann

Beruf mit Durchblick

Veredeln von Glas, Anfertigen und Montieren von verglasten Küchenrückwänden und Verglasen von Blei – die Arbeit in einer Glaserei ist vielfältig. Der fast 3000 Jahre alte Beruf ist immer noch top aktuell.

Das frisch zugeschnittene Glas liegt auf der Ablagefläche der Schleifmaschine. Der 20-jährige Niklas Schumm, frisch ausgelernter Geselle, stellt die Maschine an. Das Wasser beginnt am Schleifband hinunter auf die Glasscheibe zu laufen. Neben den Reparaturen ist diese eine der häufigen Tätigkeiten, die er, sein Chef Martin Hausmann und zwei andere Arbeitskollegen machen.

Sowohl traditionell als auch modern

Seit 13 Jahren ist Martin Hausmann, der Meister im Betrieb, schon selbstständig in dem traditionellen Beruf des Glasers tätig. Trotz der Modernisierung ist die Arbeit des Glasers ein sehr historisches Handwerk. Sie ist sowohl traditionell als auch modern. In einer Sparte werden nur Bleiverglasungen gefertigt, damit Kirchen ihre bunten Fenster bekommen. Aber auch der moderne Teil ist vielfältig. Von Duschtüren bis Küchenrückwänden ist alles dabei.

Niklas Schumm schleift Glas

Niklas Schumm schleift Glas. Foto: Lena Hofmann

„Meistens reparieren wir etwas“, meint Martin Hausmann, als er gerade ein großer kaputter Spiegel in die Werkstatt gebracht wird. Eine der Hauptaufgaben von Glasereien ist die Reparatur. Schumm nimmt Maß, um das Glas anzuritzen. „Der angeritzte Spiegel hat nun eine Sollbruchstelle“, erklärt Schumm. Der Geselle legt das Stück über die Tischkante, damit er das überschüssige Teil abbrechen kann.

Schumm ist einer von wenigen frisch ausgelernten Gesellen in Bayern. Für das ganze Bundesland gibt es nur eine Berufsschule und die ist in Vilshofen an der Donau, bei Passau. „Als ich noch klein war, war bei uns mal eine Scheibe kaputt“, erzählt Schumm. Als dann ein Glaser kam, war er von der Arbeit begeistert und absolvierte ein Praktikum. Dort merkte er, dass der Beruf für ihn perfekt ist. „Mir hat gefallen, dass ich etwas mit der Hand machen muss und nicht die ganze Zeit im Büro sitze.“

Ohne Maschinen geht es nicht

Doch was die Handwerker nicht so gut finden, sind die neuen Vorschriften. Früher haben die Glaser die Glasdicke aus dem Bauch heraus entschieden, jetzt muss sie mit Statik-Programmen berechnet werden. Die Maschinen können Handwerker in dem Beruf gar nicht mehr missen, die Scheiben werden immer dicker, größer und schwerer. „Da hat man dann mal ein Scheibengewicht von 200 Kilo. So etwas kann man per Hand nicht mehr heben“, erklärt Martin Hausmann. In solchen Fällen haben die Handwerker Sauggeräte oder Roboter mit Greifarmen.

Ein Maschine mit Sauggreifern hilft, eine Glasscheibe zu transportieren. Foto: Firma Hausmann

Für die Montage benutzt die Firma moderne Maschinen. „Bohrmaschinen und Akkuschrauber sind bei uns immer auf dem aktuellen Stand“, erklärt der Chef. „Da wir ja nichts mit der Produktion zu tun haben, haben wir also keine Produktionsmaschinen. Das bedeutet, wir bekommen das Glas meistens von einem Glasgroßhandel geliefert.“ Die Maschinen, die bei der Firma Hausmann in der Werkstatt stehen, sind etwas älter, da sie eher für den Zwischendurch-Bedarf gedacht sind, für schnelle Arbeiten an Glasscheiben oder auch zum Üben für die Lehrlinge.

Der Beruf wird nicht aussterben

Martin Hausmann ist sich sicher, dass der Beruf des Glasers, trotz der überschaubaren Anzahl an Auszubildenden, in den nächsten Jahren nicht ausstirbt. „Das klassische Bau- oder Ausbauhandwerk wird immer in so einer Form Bestand haben. Für die Fertigung braucht man natürlich weniger Leute, das ist ja heute schon so. Aber letzten Endes werden die Planung und die Ausführung vor Ort oder auch die Montage immer eine Handwerksleistung bleiben.“

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