Das bisschen Haushalt

Kochen, Waschen und Putzen, das sind die klassischen Aufgaben einer Hausfrau. Heutzutage alles kein Problem. Mit der Elektrifizierung und den arbeitserleichternden Gerätschaften macht sich der Haushalt bekanntlich von allein…

Zumindest aus der Sicht des Mannes, wie Johanna von Koczian 1977 sang. Doch bis Alltagshelfer wie der Elektroherd, Staubsauger und die Waschmaschine in die Haushalte einzogen, war es ein langer Weg. Besonders das Waschen war vorher eine Tortur: Vom Kochen der Wäsche in riesigen Waschkesseln über das mühsame Entfernen hartnäckiger Flecken bis hin zum Trocknen und Auswringen der Wäsche verging schnell einmal ein ganzer Tag. Der sogenannte Wasch­tag. Da war die Waschmaschine eine willkommene Abwechslung, die ab den 1970er Jahren zum besten Freund der Hausfrau wurde.

Neue Ära

Elektrische Waschhilfen gab es schon lange vorher, waren jedoch bis dahin für die breite Masse nicht erschwinglich. „Ich bekam meine erste Waschmaschine 1973. Vorher hätten wir sie uns nicht leisten können“, erinnert sich Anneliese Wilpert, Hausfrau und Mutter und inzwischen Großmutter, zurück. AEG hatte den ersten Waschvollautomaten schon 1958 auf den Markt gebracht: Darin wurde die Wäsche nicht nur „blütenrein“ gewaschen, sondern auch geschleudert – und das alles in einer Maschine, dem Lavamat.

Bis 1988 wurden 11 Millionen Stück aus der Serie hergestellt Foto: Daniel Wilpert

Wenn auch das Wirtschaftswunder die 1950er Jahre prägte, mussten Familien monatelang für einen solchen Waschautomaten sparen. Doch war der Lavamat erst einmal gekauft, waren dem Gerät keine räumlichen Grenzen gesetzt. Wegen des schmalen Design, das in keinem Verhältnis zu Waschkessel und Co. stand, konnte er sogar in den damals beliebten Sozialwohnungen einen Platz finden. Es mussten nur Strom- und Wasseran­schlüsse vorhanden sein, die es früher meistens nur in Großstädten gab. Waren diese Vorausset­zungen erst einmal erfüllt, stand der Montage nichts mehr im Wege. Dafür wurde der Automat am Boden angebracht, denn wegen der fixierten Trommel wanderte die Maschine beim Schleudern gerne einmal ein paar Meter weiter. Zusätzlich eingeleg­te Betonplatten unterstützten den Effekt. Nach einer kurzen Einweisung des AEG-Lieferanten ging es den verschmutzten Kleidern an den Kragen.

Von Waschpulver bis Befreiung

Die Frau von Welt musste sich nicht mehr abquälen, um lästige Verschmutzungen aus den Kleidern zu schrubben, sondern füllte nur noch Waschpulver ein und drückte einen Knopf. Das garantierte der Hersteller mit dem Slogan: „Nur ein Handgriff und der Waschtag ist vorbei.“ Das entsprach allerdings nur der halben Wahrheit, denn mit einem Handgriff war es nicht getan. Der Waschvorgang ist mit dem heutigen Ablauf zu vergleichen. Einziger Unterschied war, dass der Lavamat nach dem Zwei-Laugen-Verfahren wusch. Dafür stoppte der Programmablauf nach dem Vorwaschen und die Hausfrau musste noch ein zweites Mal Waschpulver einfüllen und den Schalter auf Klarwaschen umstellen. Erst danach spülte und schleuderte der Automat selbst­ständig und die Hausfrau konnte sich anderen Hausarbeiten widmen. Außerdem änderten sich die Sauberkeitsnormen. Die Ansprüche an saubere Hemden, Blusen, Röcke und Hosen stiegen und damit wuchsen auch die Wäscheber­ge. „Die Kleidung wurde fast täglich ge­wechselt, egal, ob ein Fleck darauf war oder nicht“, erzählt  die 70-Jährige. Das führte dazu, dass die Frauen trotzdem einen Tag mit Waschen verbrachten. Aufgrund der Technisierung der Haus­halte wird von der Befreiung der Haus­frau gesprochen. Das stimmt wiederum nur teilweise. Zwar sind die körperlichen Anstrengungen Vergangenheit, doch die Arbeit wurde nicht weniger. Ganz im Gegenteil. Mit der vermeintlich ge­wonnenen Zeit, die sich mit den elektrischen Helfer ergab, waren die Ansprüche der Familie gestiegen. Nicht nur die Kleidung musste picobello sein, sondern auch die Wohnung glänzen und das Essen schnell auf dem Tisch stehen.

Trotz der Erleichterung bleibt die Hausarbeit bis heute eine Frauendomäne Foto: Daniel Wilpert

Bald ausgedient

Durch die Weiterentwicklungen der AEG-Toplader hatte der erste Lavamat schnell ausgedient. Schon 1960 gab es einen Nachfolger, den Lavamat Nova. Drei Jahre danach ging der Lavamat Nova Regina in Produktion. Dieser unterschied sich schon allein durch das neue Design von dem ersten Modell. Mit beleuchteten Schaltflächen und einer Klappe vor dem Schauglas sprach er die damalige Bevölkerung an. Außerdem war die Installation des Modells Nova Regina viel einfacher. Bei der besonderen Bauart wurden Trommel, Motor und Pumpe schwingend aufgehängt, sodass keine Befestigung der Maschine am Boden mehr nötig war. Durch weitere Entwicklungen in Effizienz und Ver­brauch hatte das Modell von 1958 schnell ausgedient. Als die Massenproduktion in den 60er bis 70er Jahren begann und Waschautomaten von Miele und Gandhi auf dem Markt erschienen, sank auch der Preis. Seit diesem Zeitpunkt wurde der Waschautomat zu einem Must-have in deutschen Haushalten und erleichtert seitdem den Hausfrauen- und Hausmänneralltag.

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