Eine Zeitreise in das 15. Jahrhundert

„Ich weiß, Ihr seid nur hier, um meinen Ehemann Albrecht zu besuchen und nicht wegen mir und meinem schlechten Ruf“, begrüßt Agnes Dürer ihre Besucher. „Über 400 Jahre bin ich alt und beobachte, wie sich mein Haus im Laufe der Jahrhunderte verändert.“

Agnes steht als Haushälterin mit beiden Händen in den Hüften gestemmt in ihrem fast 600 Jahre alten Fachwerkhaus. Durch das authentische Haus Albrecht Dürers folgt die kleine Gruppe von acht Personen der redefreudigen Agnes, während sie über die Lebensgeschichte ihres Mannes berichtet.

Das haargenaue Abbild

Die Schauspielerin blüht ab dem ersten Moment in ihrer Rolle auf und zieht jeden Einzelnen in ihren Bann. Sie bereitet die Gruppe auf den ersten Raum vor. „ Sie werden ein wunderschönes Selbstportrait sehen – natürlich von meinem Mann“, sagt sie stolz. Die Besucher wird von einem riesen Gesicht angestarrt. Sie treten ganz nahe an das Gesicht von Albrecht Dürer und stellen fest, dass es an das Bildnis von Jesus Christus erinnert. Jedes Barthaar ist einzeln zu sehen. Auch die Spiegelung in seinen Augen ist zu erkennen. Es ist so realistisch und beeindruckend, dass es auf die Betrachter einschüchternd wirkt. „Wer sich die Natur erschließt, ist näher an Gott“, zitiert Agnes ihren Mann. Um der Gruppe den eher trockenen Teil, die Biographie, zu erklären, hat sich das Museum etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Ein digitaler Bildschirm gibt Agnes die Möglichkeit, durch 43 Werke Albrecht Dürers seinen Werdegang näherzubringen. Als erstes zeigt die Ehefrau ein Selbstportrait, das Dürer im Alter von 13 Jahren in seiner Freizeit gemalt hat. Durch dieses Gemälde wurde ihm klar, dass seine Zukunft nicht die Goldschmiede von seinem Vater ist, sondern die Malerei. „Mein Mann ist am 21. Mai 1471 in Nürnberg geboren und starb am 6. April an dem sogenannten Sumpffieber“, erzählt Agnes anhand seines letzten Gemäldes.

 

Agnes Dürer, Foto: Miriam Rösch

Die verachtete Agnes

„Jetzt gehen wir in mein Schlafzimmer“,  leitet die Ehefrau die Gruppe weiter. Auf dem Weg warnt sie die Besucher: „Passt auf die Türstöcke auf! Meine Türstöcke halten das aus, aber ihre Köpfe nicht.“ Dort fängt sie an, aus dem Nähkästchen zu plaudern. „Ich wollte, dass er mich schmaler malt! Aber er  hat immer ehrlich und echt nach der Natur gemalt.“ Sie erzählt von ihrem Erzfeind Willibald Pirckheimer, dem besten Freund ihres Mannes, dem sie ihren schlechten Ruf zu verdanken hat. „Albrecht hat sich mit Willi in der Schenke getroffen und kam erst am nächsten Morgen betrunken heim. Die Gesellen haben schon vom 2. Stock aus den Fenstern geschaut  und dann hab ich mir nur gedacht: Allmächtiger! Am nächsten Tag hat er es dann Willi erzählt, wie ich ihm meine Meinung auf offener Straße gesagt habe, und dann stand ich natürlich dementsprechend da.“ Nach dem Raum folgen die Küche und die privaten Gemächer. Ein Highlight ist die Druckmaschine, an der heute noch gedruckt wird.


Die Werkstatt von Albrecht Dürer

 

Die Werkstatt im Albrecht Dürer Haus, Foto: Miriam Rösch

Der dritte Stock ist der Höhepunkt für alle Beteiligten. Der Holzboden fängt an zu knarzen, weil jeder durch den großen Raum läuft, um die Eindrücke aufzusaugen. Hier entstanden die berühmten Gemälde von Albrecht Dürer. In der Werkstatt des bekannten Malers werden die verschiedenen Substanzen zu Farbherstellung ausgestellt sowie verschiedene Drucktechniken. Mitten im Raum fertigt eine Künstlerin einen Kupferstich an. Alle versammeln sich um die konzentriert arbeitende Frau. Agnes übergibt ihr das Wort. „Jeder Druck wird anders aussehen“, erzählt sie. Nachdem sie die Schablone angefertigt und Farbe verteilt hat, presst sie mithilfe einer Maschine einen Schmetterling auf ein Tuch . „Jetzt wird es magisch!“  Alle Augen sind auf das Tuch mit der Schablone gerichtet. Die Künstlerin zieht das Tuch nun ganz vorsichtig von der Schablone ab und zum Vorschein kommt ein wunderschöner, farbenfroher Schmetterling.

 

Website des Albrecht-Dürer-Hauses.

 

 

 

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