Kleopatra – die goldene Griechin

Mit offenen Armen grüßt die 21-jährige Kleopatra Chrisafi im griechischen Café „Markiz“ am Plärrer. Dort trifft sie gleich Ihre Freundinnen Elefteria, Zoi und Nadia, die sie noch aus dem griechischen Lyzeum aus Nürnberg kennt. Ein Treffpunkt für viele Griechen in Nürnberg.

Ein Beitrag von Dimitra Bhuiyan

Die Wirtschaftskrise in Griechenland hat Kleopatras Familie hart getroffen. Da ihr Vater über sechs Monate lang arbeitslos war und ihre Mutter krankheitsbedingt nicht arbeiten konnte, musste die Familie ihr Haus in Griechenland verlassen. Die Griechin wurde in Thessaloniki geboren und ist – gemeinsam mit ihren Eltern 2011 – nach Deutschland gezogen.

Bildungsweg in Deutschland

Da Kleopatra kein Deutsch konnte, ist sie auf das griechische Lyzeum in Langwasser zur Schule gegangen. Dabei hat sie schnell gemerkt, dass es auf der griechischen Schule kaum etwas bringt Deutsch zu lernen und hat zusätzlich einen Migrationskurs besucht. 2016 beendete sie den Kurs, da sie dann auf die Universität Erlangen kam. „Um in Deutschland studieren zu dürfen, musste ich eine zusätzliche Prüfung ablegen, um nachzuweisen, dass ich Deutsch kann. Zusätzlich musste ich das griechische Abitur am griechischen Lyzeum ablegen. Anschließend musste ich dies in München anerkennen lassen und konnte mich dann für die Uni einschreiben“, sagt sie.

„Die Deutschprüfung war zwar sehr umfangreich aber nicht besonders schwer. Es kamen eher Fragen dran, die ich im Uni-Alltag gebrauchen kann. Ich bin froh darüber, diese Prüfung gemacht zu haben.“ Kleopatra wollte schon als Kind Chemie studieren und Ihre Sprachbarriere habe sie nie in irgendwelchen Lebensbereichen beeinträchtigt, erzählt sie stolz.

Griechische Subkulturen

Kleopatra beim tanzen mit kretischer Tracht. Foto: Raphaela Bhuiyan

Kleopatra tanzt derzeit im Verein der Kreter Nürnberg e. V., doch sie erzählt, dass sie alle Tänze und griechischen Kulturen mag. „Da oben in Makedonien tanzen wir alles! Ich war in einem Verein, da haben wir alle Tänze getanzt.“ Die Eltern kommen zwar aus Thessaloniki, doch Kleopatras Uroma ist damals – am 19. Mai 1919 – im Pontos Krieg geflüchtet und deswegen hat die Studentin die pontische Sprache und Kultur sehr stark als Kind mitbekommen.

Das Angebot für Griechen von Griechen ist groß. Außer dem Tanzverein gibt es etliche Sprachkurse, Schulen, orthodoxe Kirchen, Cafés, Bars, Tanzveranstaltungen und sogar Konzerte von griechischen Pop-Ikonen. Doch Kleopatra ist unzufrieden. „Es ist schrecklich! Es ist wie ein kleines Dorf, jeder kennt jeden und sie verurteilen dich. Man betritt den Raum und es wird nur über einen gelästert.“

Die Heimat

„Natürlich komme ich aus Griechenland. Aus Thessaloniki, wenn man so möchte. Doch Deutschland ist genauso meine Heimat geworden. Ich studiere und lebe hier. Ich kann mir auch nicht mehr vorstellen zurückzugehen. Wer weiß, wie das Ganze in 30 Jahren aussieht, aber momentan würde ich sagen, dass Deutschland meine Heimat ist“, sagt sie nachdenklich.

Kleopatra hat es sehr geholfen mit Freunden auf Deutsch zu reden. Ihre dunkelbraunen Augen strahlen, als sie aufgeregt von ihren Kommilitonen erzählt. „Wir studieren nicht nur zusammen, sondern wir schreiben täglich und treffen uns auch außerhalb der Universität, um was zusammen zu unternehmen.“ Obwohl es kulturelle Unterschiede gibt, zählen ihre deutschen Freundinnen zu ihren engsten.

Foto: Kleopatra Chrisafi

Griechische Klischees

Selbstverständlich gibt es griechische Klischees, die Kleopatra selbst auffallen. Beispielsweise, dass ihre Freundinnen und sie sehr herzhaft und laut in der U-Bahn lachen. Das mag manchen vielleicht peinlich sein, aber für Griechen ist das normal. „Wir sind eben ein lautes und temperamentvolles Volk“, sagt sie und sieht ihre Freundinnen an, die dabei anfangen zu lachen. „Siehst du, genau das meine ich!“

Die ältere Generation bestätigt hingegen andere Klischees. Der Familienzusammenhalt ist in Griechenland besonders wichtig. Auch wenn die Kinder bereits volljährig sind, bestimmen die Eltern noch deren Leben. Dabei treten kulturelle Konflikte auf. Kleopatras Eltern würden ihr beispielsweise nicht erlauben, gleich mit 18 Jahren auszuziehen oder jedes Wochenende feiern zu gehen. „So ist nun mal die Kultur. Wenn ich mir jedoch was in den Kopf setze, verstehen sie das natürlich. Wir streiten uns vielleicht und sie sind sauer… aber das geht vorbei.“

Kleopatra liebt mediterranes Essen. Wenn sie sich entscheiden müsste zwischen griechischem und deutschem Essen, dann würde sie sich hierbei definitiv für das griechische entscheiden. „Deutsches Essen schmeckt mir überhaupt nicht. Es hat kaum Gewürze und schmeckt fast immer gleich. Unser griechisches Essen hingegen oder generell die mediterrane Küche ist sehr stark gewürzt.“

Die schöne Bürokratie Deutschlands

Am besten gefällt Kleopatra an Deutschland, dass niemand verhungern muss und dass es ein System gibt. Jeder weiß, was er zu tun hat und welche Aufgabe ihm zusteht. „In Griechenland läuft alles drunter und drüber. Die, die zuständig sind, leiten einen von einem Büro ins andere weiter, nur damit sie die Arbeit nicht selbst verrichten müssen. Hier hingegen gibt es eine klare Struktur im System und es ist zwar viel Bürokratie, aber man kann sich auf die Deutschen verlassen.“ Was ihr besonders gefällt ist, dass Deutschland dabei keinen Unterschied macht, woher ein Mensch kommt. Jeder hat ein Recht in Deutschland zu leben und Hilfe zu erhalten, wenn er sie braucht.

Kleopatra – die goldene Griechin

Kleopatra hat den Namen ihrer Großmutter geerbt. Das ist in Griechenland Tradition. „Meinen Eltern hat der Name auch gefallen, sonst hätten sie mich nicht so getauft. Doch der hauptsächliche Grund ist meine Oma.“ Übersetzt bedeutet der Name auf Altgriechisch „die Ehre des Vaters“. Ihr Nachname Chrisafi bedeutet Gold, doch das ist nur ein Zufall.

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