Nächster Halt: Nürnberg Hauptbahnhof

So idyllisch wie auf dem Bild geht es schon lange nicht mehr auf dem Bahnhofsvorplatz in Nürnberg zu. Vor dem Frauentorgraben herrscht mittlerweile reger Verkehr.

Marco Daume, neuer Technischer Werkleiter des Servicebetriebs Öffentlicher Raum Nürnberg (SÖR), ist deshalb für den Umbau des Vorplatzes verantwortlich, der vor allem Fußgängern und Radfahrern zugutekommen soll. „Das wird eine Operation am offenen Herzen“, ist sich der zuständige Werkleiter sicher und verschweigt nicht, dass besonders Autofahrer mit erheblichen Belastungen rechnen müssen. Ein Bauvorhaben, das sich in eines der vielen einreihen wird, die bereits am Nürnberger Bahnhof stattgefunden haben. Geschichtlich gesehen hatte Nürnberg schon immer einen Bahnhof, der sich um Umbruch befand. Seit der Grundsteinlegung 1844 am jetzigen Standort kam es in der Zeit von 1900 bis 1906 zum Umbau des Gebäudes in seine jetzige Form. Durch das weiter steigende Schienenverkehrsaufkommen erfolgte ein zweiter Umbau 21 Jahre später.

Mehr Menschen, mehr Platz

Die Bauherren hatten zwar beim ersten Umbau daran gedacht, dass im Laufe der folgenden Jahre der Verkehr zunimmt. Doch wahrscheinlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass der Bahnhof aus allen Nähten platzen würde. In den Hallen und auf den Bahnsteigen drängten sich an- oder abreisende Menschen und es herrschte akuter Platzmangel. In einer Stadt, die sich derart vergrößert hat wie Nürnberg, wurde ein Bahnhofsumbau für die Viertel südlich der Gleise ein Herzenswunsch. Geldmangel, politische Uneinigkeit und eine gewisse Eile waren der Grund, warum die Idee eines Zentralbahnhofes für Nürnberg-Fürth-Erlangen scheiterte und die verantwortlichen Bauherren sich Anfang der 1920er-Jahre auf den nürnbergeigenen Bahnhof besonnen hatte.

Schlussendlich sollte der Nürnberger Bahnhof erneut renoviert werden und das möglichst kostengünstig.  Der südliche Bereich bekam sein eigenes Empfangsgebäude, wenn auch nur knapp 400 Quadratmeter groß. Trotzdem fand man hier alles Nötige, von Fahrkartenschalter über kleine Geschäfte bis hin zu Toiletten und Zeitungsständern. Lediglich die Handgepäckaufbewahrung gab es nur im Hauptgebäude. All diese Umbaumaßnahmen konnten in nur sechs Monaten geschehen und führten zu einer grundlegenden Modernisierung des Bahnhofs.

Eine Modernisierung, die nicht lange überdauern sollte. Wie auch in anderen deutschen Großstädten wurden vor allem die Gleisanlagen des damals Großdeutschen Reichs durch die Alliierten stark beschädigt. Bis Kriegsende waren circa 3.521 Kilometer Gleise zerstört und nur noch zwei Drittel aller Lokomotiven fahrbereit. Am 16. April 1945 wurde der Nürnberger Hauptbahnhof offiziell stillgelegt – zu groß waren die Schäden an Gleisen und Empfangsgebäude.

Blick Richtung Zukunft

Schon ein Jahr später schafften es die Eisenbahner in Nürnberg einen regelmäßigen Fahrplan auf die Beine zu stellen, mit immerhin 66 Abfahrten. Somit war Nürnberg wieder mit München, Passau, Frankfurt und Bamberg verbunden. Die Eisenbahn und der Bahnhof wurden in dieser Zeit zum Symbol des Wiederaufbaus und gaben den Menschen wieder Hoffnung.

Der Bahnhof von oben, ca. 1970 Foto: DB-Archiv

In den 1960er und 70er Jahren wurde von der Deutschen Bahn beschlossen, dass der Bahnhof auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden muss. Nachdem fast immer nur am Hauptgebäude gewerkelt worden war, sollten nun die Gleisanlagen und Bahnsteige modernisiert werden. Ein neues Stellwerk wurde gebaut und die alten Zuglaufanzeiger durch elektrische Anlagen ersetzt. Neue Stellwerke und Ausfahrtsignale, Zugsicherungsanlagen und Weichenheizungen wurden installiert und die damals modernste Wagen-Waschanlage für Züge erhielt Einzug in Nürnberg.

Doch auch die Bahnkunden hatten Grund zur Freude. Die Bahnsteige wurden auf 400 Meter verlängert und boten nun Platz für 15 D-Zug-Wagen. Zudem wurden die Bahnsteige verbreitert und die Bahnsteighöhe um 76 Zentimeter angehoben, was das Ein- und Aussteigen erleichterte. 1970 wurde dann auch endgültig der Betrieb von Dampflokomotiven eingestellt; seitdem fahren die Züge in Nürnberg nur noch mit Hilfe von Oberleitungen.

Blick auf den Bahnhof Foto: DB-Archiv

Der Bahnhofsvorplatz ist somit das jüngste Sorgenkind in der Geschichte des Nürnberger Bahnhofs, eines das auch in den kommenden Jahren noch für Gesprächsstoff sorgen wird. Unter der Leitung von Marco Daume wird nun aber ein Schritt in die richtige Richtung getan. Bei einem ist sich zumindest Bürgermeister Christian Vogel sicher: „Die Baustelle wird termingerecht bis 10. November abgeschlossen. Da bin ich mir so sicher wie das Amen in der Kirche.“

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