Technik, die gesund macht

Lässt sich der Arm nicht mehr richtig bewegen, ist er vielleicht gebrochen. Ein Röntgenbild kann aufklären. Der Patient wird in einen abgesperrten dunklen Raum geführt, an dessen Decke ein riesiges Gerät hängt.

Wenige Sekunden dauert es, um das Röntgenbild zu erstellen. Doch die Entwicklungen, wie die des modernen Röntgengerät, haben ihren Ursprung erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Diesem Weg zur heutigen Medizintechnik widmet sich das Siemens Healthineers Med Museum in Erlangen. Gelegen in der ehemaligen Reiniger, Gebbert & Schall (RGS)-Fabrik, die auch bereits Medizintechnik produziert haben, umfasst das Museum heute diverse Ausstellungsstücke auf einer Fläche von 400 Quadratmeter.

Moderne trifft Geschichte. Das Siemens Healthineers Med Museum liegt in den ehemaligen Produktionshallen von Reiniger, Gebbert & Schall. Vor dem ersten Weltkrieg schon einer der größter Arbeitgeber der Stadt Erlangen, ist dieser Status heute immer noch zutreffend. Mit dem schnellen Einstieg 1896 (Entdeckung der Röntgenstrahlen 8.November 1895) in das Röntgengeschäft, ist dem Alleinunternehmer Max Gebbert der Durchbruch gelungen. Foto: Max Meersteiner

Zurück zu den Wurzeln

Mit der Entdeckung der Röntgenstrahlen von Wilhelm Conrad im November 1895 in Würzburg begannen die zwei wichtigsten Firmen Siemens & RGS Röntgengeräte zu produzieren. 1921  gründete Siemens (damals S&H) eine eigene Abteilung für Elektromedizin. Siemens kaufte 1925 das durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Inflationszeit angeschlagene RGS-Werk. 1932/33 erfolgte dann die Fusion der Abteilung für Elektromedizin und der RGS-Firmen zur Siemens-Reiniger-Werke AG (SRW). Seit der Verlagerung der SRW von Berlin nach Erlangen gegen 1947 gilt Erlangen als Zentrale der Medizintechnik von Siemens.

Ziel des Museums ist es, größtenteils Erwachsenen einen genauen Einblick in die Meilensteine der Medizintechnik zu geben. Der Komplexität der Thematik wegen empfiehlt der Historiker Manuel Schusser den Museumsbesuch erst für Schüler ab der neunten Klasse. Nicht selten sind Schulklassen im Museum und arbeiten in Gruppen bestimmte Teilbereiche ab. Dank der Struktur der Ausstellung ist dies gut machbar. Verschiedene Bereiche informieren genauer über ein bestimmtes Thema, wie zum Beispiel über Röntgengeräte.

Über 20 Jahre nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen konnten auf diesem Röntgengerät die Knochen sozusagen live durch den fluoreszierenden Schirm betrachtet werden. Unter anderem eines der Favoriten des Historikers Manuel Schusser: „Es ist ästhetisch und gibt sehr stark wieder, wie  diese frühe Röntgentechnologie ausgesehen hat.“    Foto: Max Meersteiner

Die Podeste mit kurzen Texten dienen als Leitfaden und geben Auskunft über die Firmengeschichte. Auf einem relativ großen Touchscreen kann zudem das Archiv durchsucht werden. Die leuchtenden Wände an der Außenseite dienen zur Vermittlung von Technikgeschichte. Bei manchen Podesten können die Besucher auch mit Hilfe von Hörschalen dem Gedankengut bestimmter Personen akustisch folgen. Ob NS-Zeit oder Gründerzeit der Reiniger, Gebbert & Schall Werke, historisches Wissen will das Museum  gut verständlich und auch optisch repräsentativ weitergeben.

Die Podeste geben Auskunft über die Firmengeschichte von Siemens und RGS. Wer ihnen folgt, folgt einer turbulenten Geschichte.    Foto: Max Meersteiner

Apropos optisch: Für ganz Wissensbegierige bietet das Museum auch iPads an, die über QR-Codes jeweiliger Stationen zusätzliche Informationen geben. Mit einer Art von Augmented Reality erkennen sie Geräte und zeigen sie an. Das gewünschte Gerät auf dem iPad auswählen und schon gibt es eine Flut von Informationen.

iPads sollen dazu dienen, Besucher mit den maximal verfügbaren Informationen zu versorgen. Für die perfekte User-Experience sorgt dafür ein Programm, das an eine Art von Augmented Reality erinnert.   Foto: Max Meersteiner

„Wir haben hier natürlich ein sehr unterschiedliches Publikum, was das Hintergrundwissen angeht. (…). Dafür ist das iPad da.“

Da es viele verschiedene Technologien, unter anderem auch Tomographie, Röntgen, und weitere in der Medizintechnik gibt, kann es schnell verwirrend werden. Aus diesem Grund sind die verschiedenen Technologien in bestimmte Technik-Gruppen unterteilt. Die grundsätzliche Idee hinter dem Konzept ist: Entwicklung der Technologie an der Außenseite, Geräte und deren Bedienung in der Mitte. Das macht es deutlich übersichtlicher und einfacher, sich rundum über ein spezielles Thema zu informieren.

Vor dem Ausbau zum Museum existierte nur ein kleiner Ausstellungsraum für knapp 1000 Besucher jährlich. Ins Museum kommen nun rund 10 000 Besucher jährlich. Auch wenn die Hälfte dieser Besucher Mitarbeiter sind, scheint doch ein gewisses Interesse bei den Erlangern zu bestehen. Der Eintritt ist kostenlos und es gibt viel zu sehen:

„Wir hätten noch viele Geschichten zu erzählen, wir hätten noch viele Exponate zum Ausstellen, aber es mangelt leider am Platz.“

 

Website des Siemens Med Museums.

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