Vergangenheit aus nächster Nähe

Früher war die Welt grau, das Leben hart. Dass das nicht unbedingt stimmt und ein Museum nicht langweilig und anstrengend sein muss, zeigt das Industriemuseum der Stadt Lauf im Nürnberger Land.

Der Geruch in der Luft ist eine Mischung aus Holz und Wasser. Nebenan rauscht die Pegnitz. Peter Kraus führt durch das Laufer Industriemuseum. „Wie der Schlagersänger“, sagt er und grinst. Er trägt Hemd und Jeans. Als Kurator lässt er sich nicht gerne bezeichnen, das klänge zu abgehoben. Neben Kraus hat das Museum zwölf weitere Angestellte in verschiedenen Tätigkeitsbereichen. Die Leitung des Museums, Christiane Müller, legt viel Wert auf Teamarbeit und Zusammenhalt. Das Schönste sei für sie das „kollektive Erschöpftsein“ nach einem langen Arbeitstag.

Bildung für Jung und Alt

Tafeln mit langen und komplizierten Texten sind keine zu sehen. Stattdessen setzt das Team auf aussagekräftige Ausstellungsstücke und originale Bauwerke. Die vorhandenen Texte sind in gutem und leicht verständlichem Deutsch gehalten, enthalten bewusst kaum Jahreszahlen und sind maximal 1200 Zeichen lang, so dass jeder etwas damit anfangen kann. Das war für den Experten anfangs keine leichte Herausforderung. „Nach dem Studium will man ja zeigen, dass man was kann“, meint er. An vielen Objekten befinden sich außerdem QR-Codes, über die Besucher mehr Informationen – unter anderem auch Filme zur Ausstellung –  über ihr Handy abrufen können. Interaktives fördere laut Museumsleitung die Aufmerksamkeit der Besucher. Zusätzlich seien viele Menschen froh, ihr Smartphone auch im Museum nicht ausschalten zu müssen, wie es früher häufig der Fall war.

Transmissionsbetriebene Tiegel-Presse. Foto: Ralph Ebnet

Das 1992 eröffnete Industriemuseum erstreckt sich über 4000 Quadratmeter. In den 14 denkmalgeschützten Gebäuden sind originale Handwerksstätten, nachgestellte Arbeitsplätze realer Unternehmen, ein Wohnhaus mit Einrichtung aus den 1950er Jahren und interaktive Stationen für Kinder untergebracht. Insgesamt legen die Macher viel Wert darauf, nicht nur das Arbeitsleben in der Zeit von 1900 bis 1970 sondern auch die Lebensumstände und sozialen Werte der damaligen Zeit zu vermitteln.

Das Team um Christiane Müller steht auch vor Herausforderungen. Immer wieder gibt es Ideen, die sie auf Grund des Budgets nicht umsetzen können. Außerdem müssen sie angebotene Exponate immer wieder ablehnen. „Uns fehlt einfach der Platz“, sagt Peter Kraus. Unter anderem musste das Museum kürzlich einen elektronisch betriebenen Müllwagen aus den 1970er Jahren ablehnen, sehr zum Bedauern des Historikers. Tatsächlich erinnert das Depot der Einrichtung an einen Dachboden. Kartons und Ausstellungsstücke stapeln sich unter die Decke.

Viele dieser Probleme löst das Industriemuseum mit Hilfe der eigens dafür angestellten Techniker, den „Museumshandwerkern“. Sie improvisieren und bauen Schaukästen, Regale, Pulte und so viel wie möglich selbst. Das spare eine Menge Geld.

Abwechslung ist das A und O

Abgesehen vom regulären Programm gibt es Veranstaltungen für Erwachsene und Schulkinder jeden Alters, die zum Mitmachen anregen sollen. Für diese Anlässe hat das Museum Mitarbeiter, die sich mit Pädagogik beschäftigen. Außerdem versuchen sie, durch Abwechslung und regelmäßige Um- und Ausbauten des Museums und der Schauplätze Abwechslung zu schaffen.

Peter Kraus begutachtet die Exponate. Foto: Ralph Ebnet

Insgesamt zeigt sich das Museum sehr besucherfreundlich. Interaktive Stationen, kurze Textpassagen und kaum Abgrenzungen zu den Exponaten helfen dabei, in die Welt des frühen 20. Jahrhunderts einzutauchen. Diese Art der offenen Darstellung bringt ab und an auch Negatives mit sich, wie der Museumsführer zu berichten weiß. So käme es manchmal vor, dass sich jemand auf eines der hergerichteten Betten im Wohnhaus legt.

Gegen Ende der Führung geht es in eine ehemalige Industriehalle. Dort lässt der im Hof vorherrschende Geruch nach und wird durch den Geruch von Schmierfett und Öl ersetzt. Verantwortlich dafür ist eine gut erhaltene Ventilfabrik auf dem Stand der 1940er Jahre. In dieser Halle wird Kraus‘ Liebe zur Geschichte noch einmal gut erkennbar. Detailreich und euphorisch erklärt er die Prozesse, die früher in dem Werk abliefen.

 

Website des Industriemuseums Lauf.

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