Viel mehr als nur ein Fisch

Am Rande der Neustädter Altstadt ragt das Schloss des Markgrafen zu Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth empor. Über den Schlosshof führt ein Weg an blühenden Bäumen vorbei zu einem prunkvollen Holztor, das in das Innere des Gebäudes lädt – zu den Museen im Alten Schloss.

Die Museumspädagogin Sabine Fink und ihr Kollege Jochen Ringer warten an der Rezeption auf ihren Besuch. Eine knarzende, dunkelbraune Holztreppe führt zu den Ausstellungsräumen. Den Rundgang begleitet ein hölzerner Fischschwarm an der Decke. Das einzigartige Aischgründer Karpfenmuseum, das neben dem Markgrafenmuseum und der KinderSpielWelten im ersten Stock des Schlosses untergebracht ist, hebt sich vor allem mit seiner multimedialen Ausstellung von anderen Museen ab.

Das Wissen über die Tiere der Weiherlandschaft wird sowohl über Geräusche, als auch über einen Touchscreen übermittelt. Foto: Celine Theiss

Ein Grund zum Feiern: das  zehnjährige Jubiläum

Das noch junge Nischenmuseum im Aischgrund feiert dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. „In zehn Jahren hatten wir weit über 60.000 Besucher“, erzählt Sabine Fink euphorisch. „Die Besucherzahlen richten sich aber auch stark nach der Karpfensaison. Im September beginnt der Andrang und flacht dann im April ab, wobei es sich im Sommer auf Schulklassen verlagert.“ Das Museum bietet vor allem auch für Schulklassen ein vielfältiges Angebot. Beispielsweise stellt es Unterrichtsmodule zur Verfügung, die an den bayerischen Lehrplan angepasst sind. Das Museum für Karpfenliebhaber eröffnete am 22. Mai 2008. Seinen Platz fand es im Alten Schloss, da das dort gelegene Heimatmuseum aus den  Sechzigerjahren zu wenig Zulauf hatte und letztendlich schließen musste. Im Jahr 2011 kamen zu der bestehenden Ausstellung weitere Räume dazu und formte das heutige Museum.

Frankens Lieblingsfisch

Fränkische Esskultur: Hier wird der Karpfen vom Schwanz zum Kopf hin gegessen (v.links). Foto: Celine Theiss

Mitten in einem der Ausstellungsräume steht ein langer gedeckter Tisch. Unter vier von acht Glashauben ist ein Karpfen zu sehen, der von Haube zu Haube immer weniger wird. Das Gedeck zeigt auf, wie der Karpfen nach fränkischer Tradition „richtig“ gegessen wird. Unter den restlichen Glashauben liegt das dazugehörige Fischbesteck. Die Karpfenzucht hat in Franken eine über 1250-jährige Tradition, die im Aischgrund noch heute von großer Bedeutung ist. Derzeit existieren rund 5.000 Karpfenweiher in der Region um Neustadt. Daher widmet sich die Ausstellung in einem ganzen Raum dem Karpfen als Speisefisch.

Den Karpfen abseits der Natur in allen Facetten erleben

In einem mit hellem Holz ausgekleideten Ausstellungsraum sind sowohl hölzerne, als auch metallene Instrumente der Karpfenzucht bis unter die Decke untergebracht. Vieles davon hat eine lange Geschichte, so auch eine nicht übersehbare kupferne Fischwaage aus dem 19.- bis 20.- Jahrhundert. Aus dem Nebenraum ertönt das Klappern eines Storches. Bei dem Betreten des abgedunkelten Raums ist eine Tribüne mit Tiersilhouetten erkennbar – im Scheinwerferlicht der Storch, vor der Tribüne ein Bildschirm. Im nächsten Raum erstreckt sich ein Aquarium über die gesamte Länge der Wand. Dort schwimmen einige Karpfen inmitten von Unterwasserpflanzen als lebendes Ausstellungsobjekt.

Eine Fischwaage aus dem späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert. Foto: Celine Theiss

Wir wissen von vielen Ausstellungsobjekten, dass sie gut und gerne abgegeben wurden“, erklärt Fink zu den altertümlichen Zuchtwerkzeugen. Einige der Exponate sind Spenden von Vereinen oder aus privaten Beständen. Viele der Museumsstücke sind aber auch erst mit Hilfe der Stadt Neustadt an der Aisch und Spendergeldern realisierbar geworden.

Bis auf Sabine Fink und Jochen Ringer, die Angestellte der Stadt sind, arbeiten alle Mitwirkenden des Museums ehrenamtlich. „Wir haben großes Glück, dass die Stadt Neustadt uns dem Museum zur Verfügung stellt“, sagt die Museumspädagogin. Sie ist erst seit drei Jahren im Alten Schloss als Pädagogin, aber auch in der Verwaltung tätig.  Im Namen des Museums nimmt Sabine Fink regelmäßig an Treffen teil, bei denen sie sich aktiv mit anderen Museumspädagogen austauscht. Zur Feier des Jubiläums hat sich das Museum auch um eine Wanderausstellung des Deutschen Fischerei Verbands Hamburg bemüht, die bis Ende April dort ihren Platz findet. „Es hat ja keinen Sinn, sich als Museum von der Außenwelt zu isolieren.“

Website des Aischgründer Karpfenmuseums.

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