Die Evolution des Handys: Schon von Anfang an gibt es die Befürchtungen um negative Langzeitwirkungen

Handystrahlen – unsichtbare Gefahr oder unnötige Bedenken?

Verschiedene Studien warnen immer wieder vor den gefährlichen Auswirkungen der unsichtbaren Handystrahlen. Funkwellen, WLAN und dergleichen sollen angeblich krebserregend sein. Viele Menschen schlafen beispielsweise nicht mit ihrem Telefon im selben Raum – aus Angst vor einer unsichtbaren Bedrohung. Sind diese Bedenken begründet?

Ein Beitrag von Jakob Wagenbrenner

Fragen wie diese kann Dr. Thomas Lauterbach von der Technischen Hochschule Nürnberg beantworten. Er ist Professor für Hochfrequenz- und Rundfunktechnik und kann erklären, was es mit Handystrahlen auf sich hat.

Querschrift: Wenn wir als Laien von Handystrahlen reden, was verstehen Sie darunter im wissenschaftlichen Sinne?

Prof. Dr. Thomas Lauterbach: Jeder Sender, also auch ein Handy, strahlt elektromagnetische Wellen aus. Handywellen haben bestimme Frequenzbereiche, die für den Mobilfunk vorgesehen sind, bei 700 bis 900 Megahertz, also ein Frequenzbereich, den man den Ultrakurzwellen zuordnen würde. Diese hochfrequenten Schwingungen werden durch einen Oszillator erzeugt.

Die Bedeutung für den Körper

Q: In welcher Form können sich diese Ultrakurzwellen auf den menschlichen Körper auswirken?

Handy am Ohr - Kann das gesundheitliche Folgen haben?

Handy am Ohr – Kann das gesundheitliche Folgen haben?

L: Es gibt eine Wirkung, die völlig unzweifelhaft und auch sehr gut erforscht ist: Das Gewebe wird erwärmt. Das kennen Sie vom Mikrowellenherd. Wenn Sie Materialien einer elektromagnetischen Welle aussetzen, dann wird dort Wärme erzeugt. 
Beim Handy ist es nur ein Watt, also nur ein winziger Bruchteil im Vergleich zur Mikrowelle. Deswegen ist da die Heizwirkung auf das Gewebe wesentlich geringer. Die Erwärmung des Körpers sollte unter einem Zehntel Grad liegen. Das ist so ein Richtwert, den der Körper verkraften kann.

Q: Strahlt das Handy immer gleich stark?

L: Am schlimmsten ist es, wenn Sie mit Ihrem Handy irgendwo im Wald sind, weit weg von der Basisstation (also dem Funkturm). Dann muss das Handy über volle Leistung regeln, um zur Basisstation durchzukommen. Das heißt, je näher Sie an der Station sind, desto weniger Leistung braucht ihr Handy und desto weniger Strahlung gibt es ab.

Q: Die Nutzung von WLAN ist auch häufig im Gespräch. Wird hier mehr Strahlung erzeugt?

L: Wenn Sie WLAN nutzen, haben sie einen weiteren Frequenzbereich, beispielsweise bei 2,4 Gigahertz. Allerdings muss man dazu sagen, dass das für die Strahlung weniger relevant ist weil Sie da ja nur die Strecke bis zum Access-Point im Zimmer überbrücken müssen. Nicht so wie beim mobilen Telefonieren, wo Sie ja zu einer Basisstation, die vielleicht zwei bis drei Kilometer entfernt ist, funken müssen. Von daher ist WLAN sicher die Option, wo Sie am wenigsten Strahlung erzeugen.

Psychologische Risiken

Q: Aus physikalischer Sicht bestehen also keine Risiken. Manche Menschen haben trotzdem Angst vor Strahlen. Können Sie das nachvollziehen?

L: Naja, die Bedenken kann ich gut nachvollziehen weil der Mensch außer für das sichtbare Licht keine Sensorik hat. Wir sehen dem Handy nicht an, ob es strahlt oder nicht. Es ist natürlich auch immer ein psychologisches Moment dabei. Wenn Sie einfach Angst vor dieser Strahlenbelastung haben, auch wenn sie unbegründet ist, ist es natürlich besser, Sie schalten es in der Nacht ab oder legen es weg.

Q: Gehen von diesen psychologischen Faktoren gesundheitliche Risiken aus?

L: Natürlich gibt’s immer Einzelfälle, wo jemand denkt, dass er vielleicht, weil er viel mit dem Handy telefoniert hat, einen Tumor bekommt. Ob es da Zusammenhänge gibt, ist unglüklicherweise schwer nachzuweisen. Jemand der viel mit dem Handy telefoniert, hat vielleicht Stress oder trinkt viel Alkohol und wird dadurch krank.

Q: Betroffene schieben also die Beschwerden nur auf das Handy, obwohl wahrscheinlich andere Gründe dahinter stecken. Wie kann man sich schützen, wenn man immer noch Bedenken hat?

L: Auf jeden Fall nur dann telefonieren, wenn ein sehr gutes Netz verfügbar ist. Dann ist es nicht weit zur Basisstation ist und das Handy wird mit weniger Leistung senden. Dann passiert auch wenig mit Erwärmung.

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