Herausforderungen erfordern neue Wege

130.000 Euro für Notebooks und Tablets – diese Summe hat das Gymnasium in Herzogenaurach Anfang Dezember 2020 in eine technische Ausstattung investiert. Technische Hilfsmittel helfen während der Pandemie das Schulleben fortzuführen.

Der Gong erklingt und die Gänge leeren sich augenblicklich. Das Smartphone wird in der Hosentasche verstaut, das Tablet aus der Schultasche genommen und der Unterricht beginnt. Was bis vor einem Jahr noch verboten war, scheint normal geworden zu sein. 

Der Arbeitsalltag von Norbert Schell, dem Schulleiter des Gymnasiums in Herzogenaurach, und seinem Kollegen, dem stellvertretenden Schulleiter Wolfgang Rühling, hat sich seit Beginn der Pandemie verändert. Technische Hilfsmittel helfen ihnen und dem Kollegium, den Schulalltag unter Corona-Bedingungen zu meistern. Durch PCs, Tablets, Whiteboards und allen voran einer funktionierenden Internetverbindung kann der Unterricht den knapp 1,65 Millionen Schüler:innen überall in Bayern weiterhin gewährleistet werden.

Geduld ist gefragt

Bis zum Jahr 2024 hat die Legislative einen Digitalisierungszuschuss von insgesamt zwei Milliarden Euro für die Schulen in Deutschland verabschiedet. Der bayerische Kultusminister Michael Piazolo meint zu den Maßnahmen, dass man einiges umgesetzt und auf den Weg gebracht habe. Der Schulleiter und Informatiker Norbert Schell merkt an, dass nicht das Geld fehle, um den Digitaliserungsgrad zu erhöhen, sondern der Zeitraum zu lange dauere, bis dass das Geld in den Schulen ankomme. Dies liege auch daran, dass die Nachfrage nach technischer Ausstattung an Schulen in den letzten Monaten stark angestiegen sei. 

Einer der PC-Räume am Gymnasium Herzogenaurach. Foto: Luca Fischer

Wolfgang Rühling sagt zu seinem neuen Berufsalltag: „Es gibt keine routinierten Arbeitsabläufe mehr. Für die Herausforderungen, die durch die Pandemie entstehen, gibt es noch keine vorgefertigten Abläufe. Vieles muss neu durchdacht werden.“ Technische Beratung bekommt die Schulleitung von einer Firma für IT-Anwendungen.

Neue Formen des Unterrichts

Der technikunterstützte Unterricht unter Corona-Bedingungen teilt sich in Hybrid-Unterricht und reine Distanzlehre. Beim Hybrid-Unterricht wird eine Klassenhälfte von Zuhause aus über eine Videokonferenz virtuell in die Klasse gestreamt, die andere Hälfte sitzt im Klassenzimmer. Beim reinen Distanzunterricht befindet sich die komplette Klasse Zuhause. Über eine Videokonferenz mit den Lehrer:innen wird der Stoff vermittelt. Am Gymnasium in Herzogenaurach betrifft dies 120 Lehrkräfte und 1.100 Schüler:innen.  Schüler, die zur Corona-Risikogruppe gehören oder derzeit selbst an Corona erkrank sind, werden ausschließlich von zuhause aus unterrichtet. Der studierte Informatiker Norbert Schell merkt an: „Selbstverständlich haben wir Breitbandzugänge, um eine Nutzung von vielen Personen gleichzeitig gewährleisten zu können. Hier in der Schule können nur maximal drei Klassen parallel unterrichtet werden, ohne das Datenvolumen zu überstrapazieren. Deshalb muss die Distanzlehre im Homeoffice der Lehrer:innen stattfinden. Ein flächendeckender Hybrid-Unterricht für alle Schüler:innen ist nicht möglich.“

Digitalisierung als Herzensprojekt

Klassenzimmer mit Whiteboard. Foto: Luca Fischer

Bereits vor Beginn der Pandemie wurde im Gymnasium Herzogenaurach vermehrt digitalisiert. Die Digitalisierung in ihrer Schule zu verbessern, war bereits lange vor Beginn der Pandemie eine Herzensangelegenheit der beiden Schulleiter. So ist jedes der 50 Klassenzimmer seit zehn Jahren mit einem Beamer, einem PC und einem Internetanschluss ausgestattet. Außerdem befinden sich in zahlreichen Klassenzimmern Whiteboards mit drei unterschiedlichen Ausstattungspaketen. Das Gerät mit dem hochwertigsten Ausstattungspaket hat Features wie eine 4K Ultra HD IPS-Auflösung, eine 2.1 Dolby Audio Soundbar, Touchscreen und eine MOVE-Kamera, für die keine separate Hardware notwendig sind.  Auch das Lehrpersonal hat in den vergangenen Monaten mehr Zeit denn je in Online-Schulungen investiert. Rund ein Sechstel aller Lehrerinnen und Lehrer in Bayern haben in den letzten Monaten an Online-Schulungen teilgenommen. Während der Sommerferien waren es beispielsweise am Gymnasium in Herzogenaurach fast 60 Prozent des Lehrpersonals, die sich in der digitalen Lehre fortbildeten. Schulleiter Norbert Schell: „Die Lehrerinnen und Lehrer dieser Schulen haben seit Februar 2020 ihr technisches Wissen enorm gesteigert.“

Wann der Arbeitsalltag von den Schulleitungen hierzulande wieder etwas routinierter wird, ist bisher nicht klar. Aber eines steht fest: Digitalisierung ist längst kein Fremdwort mehr in Schulen und wird auch nach der Corona-Pandemie eine wichtige Rolle spielen. 

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