Hans Zeiner erklärt, was den Hopfen anspruchsvoller macht als andere Getreide

Klimawandel zwingt Hopfenbauern zum Handeln

Selbst mit 71 Jahren gehört der Hopfenanbau fest in sein Leben. Für ihn ist Hopfen mehr als ein Nebenerwerb. Das Getreide und seine Pflanzer im Spalter Hopfenland liegen ihm am Herzen.

Ein Beitrag von Christian Sengstock

Deshalb kämpft Hans Zeiner für die Zukunft der mehr als 650 Jahre alten Hopfentradition. Landwirt Hans Zeiner steht mit 71 Jahren vor der größten Herausforderung seiner Karriere. Der Klimawandel bedroht den Spalter Hopfenanbau massiv. Als ehemaliger Geschäftsführer der Spalter Hopfen GmbH berät er auch im Ruhestand noch andere Hopfenpflanzer. Außerdem steht Zeiner in engem Kontakt mit den ehemaligen Kollegen. Er greift demnach nicht nur auf eigene Erfahrungen zurück, wenn er klar stellt, dass zukünftige Ernten ernsthaft gefährdet sind. Bedroht ist dabei nicht nur die Erntemenge. Der Klimawandel beeinflusst auch die Qualität des geernteten Hopfens. Ändert sich nichts, droht die mehr als 650 Jahre bestehende Hopfen-Tradition von Spalt ein trauriges Ende zu finden.

Spalter Hopfen Jeder Sack wird mittels Schablone noch von Hand beschriftet

Jeder Sack wird mit Hilfe einer Schablone von Hand beschriftet. Foto: Christian Sengstock

Der Klimawandel bedroht vor allem das Wachstum der Hopfenpflanzen

Dieses Ende träfe auch Zeiner hart. Er war schon immer Landwirt. Nach seiner Ausbildung hat sich der 71-Jährige als Hopfenbauer durch mehrere Schulungen und Seminare bis zur Geschäftsführung der Spalter Hopfen GmbH hochgearbeitet. Selbst als Rentner bestellt er noch eine Fläche mit einer Größe von mehr als fünf Fußballfeldern. Seinen ehemaligen Hauptbetrieb führen sein Sohn und seine Schwiegertochter fort. Die Entwicklungen auf den Hopfenfeldern verfolgt er schon viele Jahrzehnte. „Auch vor dem letzten Jahrzehnt hatten wir immer mal schlechte Jahre“, sagt Zeiner. „In den letzten zehn Jahren war es vier mal zu trocken.“ Diese Tatsache bedroht jeden einzelnen der rund 50 Hopfenbauern in Spalt. Immer längere Dürre-Perioden, besonders hohe Maximaltemperaturen und ungleichmäßiger Regenfall seien zunehmend zum Problem geworden. „Hopfen ist anspruchsvoller als Roggen, Mais oder Kartoffeln. Er braucht tiefgründigen Boden und viel Wasser zum Wachsen.“ Das Getreide verbleibt laut Zeiner 30 bis 40 Jahre im Boden. Im Frühjahr wächst er in zehn Wochen zu bis zu sieben Meter hohen Pflanzen heran. Dieses Wachstum verlangt einen hohen Grundwasserspiegel. „Aktuell fehlen uns noch 30 Prozent Grundwasser von 2019. Deshalb sind wir auf viel Schnee angewiesen“, sagt der Landwirt.

Bislang konnten die Bauern noch immer genug Hopfen ausliefern, weil sie auf eingelagerte Überschüsse zurückgreifen konnten. Diese gehen jedoch zu Neige. Nicht nur die Liefermenge sinkt. Auch die Qualität der Ernte ist nicht wie gewohnt. „Höhere Temperaturen führen zu einer früheren Blüte und schlechterer Qualität des Hopfens“, führt Zeiner aus. Während Lieferverträge mit Brauereien langfristig ausgelegt sind, gibt es ein Bonus- beziehungsweise Malus-System, das sich direkt auf den Verdienst der Bauern auswirkt. Ist die Qualität des Hopfens überdurchschnittlich gut, erhält der Bauer einen finanziellen Bonus. Liegt sie unter dem Durchschnitt, bekommt er weniger Geld. Der Unterschied spielt mit mehreren tausend Euro pro Hektar eine große Rolle.

Hopfen als Tourismusmagnet

Aus den Säcken werden zylinderförmige Proben für ein Labor entnommen

Den Säcken werden Labor-Proben entnommen. Foto: Christian Sengstock

Nicht nur für die Landwirte ist der Hopfenanbau wichtig. Als für das Bierbrauen essenzielle Getreidesorte galt der Hopfen, dessen Anbau in Spalt seit 1341 nachgewiesen ist, lange Zeit als Quelle des städtischen Wohlstands. Auch heute spielt das Getreide für die rund 5000 Einwohner des idyllischen Orts noch eine große Rolle. Das wirtschaftliche Rückgrat von Spalt bildet Hopfen jedoch schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr. Dafür lockt er Touristen in die „Hopfenstadt mit Herz“, wie die Landstadt auf der eigenen Homepage genannt wird. Das Museum HopfenBierGut im Kornhaus und Hopfenwanderungen mit der Hopfenkönigin sind nur zwei Touristen-Magneten rund um das „grüne Gold“. Bedroht der Klimawandel den Hopfenanbau, muss auch die Stadt umdenken.

Die Folgen des Klimawandels bekämpfen

Zeiner kann den Klimawandel nicht im Alleingang angehen. „Wir sind uns bewusst, dass wir vom Klima leben“, sagt der 71-Jährige über sich und die weiteren Spalter Bauern. Die Hopfenpflanzer arbeiten an einer Lösung, um die für den Hopfen problematischste Folge des Klimawandels anzugehen: den niedrigen Grundwasserspiegel. Eine Bewässerungsanlage soll die Felder zukünftig künstlich versorgen. Diese wird das Fränkische Seenland anzapfen und den Grundwasserspiegel schonen. „Der Plan ist es, einen Bewässerungsverband zu gründen. Die Planungsphase hat begonnen“, informiert Zeiner über den aktuellen Stand der Dinge. Dank der bayerischen „Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben“ konnte eine 200.000 Euro teure Machbarkeitsstudie im Rahmen eines Pilotförderprogramms finanziert werden. Gegen die Folgen des Klimawandels anzugehen, kostet Spalt und die umliegenden Gemeinden Abenberg, Georgensgmünd, Röttenbach und Absberg gemäß Zeiners Angaben nach aktuellem Stand rund 30 Millionen Euro. Einen Betrag, den der Bewässerungsverband nicht ohne finanzielle Hilfe stemmen kann.

Dementsprechend verständlich ist es, dass sich Zeiner zu Weihnachten 2019 ein „ganz normales Jahr mit normalen Niederschlägen und nicht zu hohen Temperaturen“ wünscht, damit die Bauern „die in den Verträgen festgelegten Mengen liefern können“. Er wünscht sich also nur das, was vor den Folgen des Klimawandels noch selbstverständlich war. Diesem Wunsch schließen sich gewiss nicht nur die zweite Bauern-Generation aus dem Hause Zeiner an, sondern auch viele andere Bauern, die unter den Folgen des Klimawandels leiden.

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