Regionale Tierwelt zum Greifen nahe – zu Besuch im Freilandterrarium Stein

„Ja, wo steckt denn die Schlange? Irgendwo muss sie doch sein. So groß ist der Glaskasten ja nicht“, sagt Günter Schirmer mit gerunzelter Stirn. Also sucht er systematisch das ganze Terrarium Stück für Stück ab. Auf einmal blitzt es wie ein Edelstein auf – das Auge der Schlange!

Die Ringelnatter hatte sich gar nicht versteckt, sie lag die ganze Zeit regungslos direkt vor Schirmers Augen auf einem Ast. Die Tarnfarbe des Tieres sorgt dafür, dass sie unentdeckt blieb. Die Smaragdeidechse jedoch liegt unübersehbar auf einem Stein in der Sonne. Die grüne Haut der Echse funkelt im Sonnenlicht gleißend hell. „Da hat sie’s am liebsten“, meint Schirmer zufrieden lächelnd. „Und wenn‘s mal nicht so schön ist wie heute, schaltet sich automatisch eine Lampe im Terrarium ein, die der Echse eine angenehme Temperatur gibt“, erzählt der pensionierte Elektroingenieur.

Günter Schirmer beim Füttern der hungrigen Landschildkröten.  Foto: Constantin Litsche

Erhaltung des Freilandterrariums

Der 63-jährige Ehrenvorsitzende engagiert sich bereits seit 45 Jahren für die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg (NHG) und versucht drei Mal in der Woche im Freilandterrarium in Stein nach dem Rechten zu sehen. Das NHG verwaltet insgesamt sechs Ausstellungsorte in und um Nürnberg. Insgesamt sind es um die 25 Helfer, die regelmäßig kommen, um die Anlage in Stein mit ihren 25 Aquarien, 16 Terrarien sowie etlichen Teichen und Tümpeln am Leben zu halten. Das Freilandterrarium kostet keinen Eintritt, finanziert sich aber zu größten Teilen aus Spenden der Besucher, auf die es dringend angewiesen ist.

Angebot des Freilandterrariums

Die Zahl der verschiedenen Tiere, die zurzeit im Freilandterrarium leben, kann Schirmer gar nicht genau sagen „Es sind mal mehr mal weniger.“ Tatsächlich werden nicht nur die Terrarien und Aquarien bevölkert. Wer genau hinschaut, erkennt am Wegesrand auf Steinen, im Schilf oder im Wasser noch viel mehr Eidechsen und Insekten. Hauptsächlich hat sich das Freilandterrarium aber auf Reptilien, Amphibien, Fische und auf Kleinlebewesen aus Tümpel, Bach und Weiher spezialisiert.

Die naturbelassenen Weiher und Kräutergärten des Freilandterrariums Stein.  Foto: Constantin Litsche

Das Freilandterrarium ist vor allem bei Familien mit Kindern beliebt. Die Kleinen stehen vor den tiefliegenden Terrarien und warten, dass sich etwas bewegt. Zudem wird im reichen Kräutergarten der Frage nachgegangen, was nun besser riecht: Türkische Minze, Ingwerminze oder doch die Amerikanische Minze? Natur lässt sich hier am besten mit Nase und Fingern erleben und das ist hier auch ausdrücklich erlaubt. Gleich ein paar Schritte weiter, lassen Sumpfbiotope schlichtweg vergessen, dass dies ein Ort ist, der vom Menschen umsorgt wird. Denn hier scheint die Natur so unberührt, wie ein Dorftümpel aus längst vergessenen Zeiten. Keine Frage, dass die Tiere hier artgerecht gehalten werden. Die Terrarien sind Biotopausschnitten aus dem natürlichen Lebensraum nachempfunden. „Außerdem sind Amphibien und Reptilien eher kleine und ortstreue Tiere, die sich auch in der freien Wildbahn eher auf kleinere Bereiche beschränken“, erklärt Schirmer.

Die Freilandterrarium Anlage von oben.   Foto: Constantin Litsche

Zielsetzung des Freilandterrariums

Ein Laubfrosch genießt die Sonne. Foto: Constantin Litsche

Wissen bekommen die Besucher durch die Informationsschilder vermittelt, die passend immer an jedem Terrarium und Aquarium angebracht sind. Weiterhin können Besucher einen Blick durch die vielen zur Verfügung gestellten Mikroskope wagen, um einen Blick auf heimische Insekten zu werfen, die in Reih und Glied ausgestellt sind.

Jährlich lockt das Freilandterrarium ungefähr 50.000 Besucher an. Darunter sind viele Schulklassen, die das Angebot des Freilandterrariums nutzen. Hauptaspekt bei diesen Ausflügen ist es, ein Bewusstsein für die Natur zu schaffen. Zu erreichen ist das Freilandmuseum nicht per Auto, da kein Parkplatz vorhanden ist. Stattdessen müssen Besucher fünf Minuten durch einen Mischwald laufen und werden so auch auf die Natur eingestimmt.

 

Website des Freilandterrariums.

 

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