Vintage-Kaffeemaschine mit Software und App

Thomas Probst ist Softwareingenieur und Hobby-Barista. Für eine alte italienische Siebträgermaschine aus den 1950er Jahren entwickelte er eine Software und koppelte sie mit einer eigens programmierten App.

Thomas Probst steht mit einem Espresso in der Hand in seiner Wohnung. Um ihn herum stehen zahlreiche alte Vintage-Kaffeemaschinen. Auf dem Esstisch, in den Regalen, auf dem Kühlschrank. Er nippt an dem heißen Getränk und ein zufriedenes Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. Ein aromatischer Kaffeeduft liegt in der Luft.

Aus alt und rostig mach innovativ und glänzend

Die restaurierte Siebträgermaschine. Foto: Katharina Stöger

Hauptberuflich ist Thomas Probst Softwareingenieur. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Barista. Er hat eine 70 Jahre alte italienische Siebträgermaschine restauriert und mit einer eigenen Soft- und Hardware versehen und mit einer selbst entwickelten App verbunden.

Probsts Kaffeemaschine der Marke Faema wurde um 1950 in Mailand hergestellt. Das defekte Sammlerstück entdeckte der Hobby-Barista vor drei Jahren für € 2.200 als Auktion auf Ebay. Maschinen wie diese sind eine Rarität im Internet. Weltweit gab es in den letzten Jahren nur rund zehn solcher Angebote, da sie bei Sammlern sehr begehrt sind. Rund ein Dreivierteljahr bastelte der 31-Jährige an der Maschine. Für die Reparatur bezog er Teile aus den Niederlanden, Deutschland, Italien, Frankreich, China und Hong Kong. Einige ließ er sogar eigens anfertigen. Das Stück ist kaum wiederzuerkennen. Aus dem unschönen Rost wurde glänzendes Chrom.

Was kann die Software?

Probst kombinierte den Vintage-Stil mit einem LED-Band. Foto: Katharina Stöger

Basierend auf einem Arduino, einem einfach programmierbaren Microcontroller, baute Probst eine eigene Software für sein Gerät. Er setzte nicht auf bestehende Open-Source Software für Kaffeemaschinen, sondern erstellte sich seine eigene, die er noch veröffentlichen möchte. Neben den heutzutage üblichen Funktionen von Kaffeemaschinen erweiterte er sein Projekt um ein LED-Leuchtband. Er verknüpfte die LED-Farben mit verschiedenen Funktionen, damit deren Status sofort sichtbar wird. Blau blinkend bedeutet zum Beispiel, dass der Wasserboiler nachgefüllt werden muss. Bei regulärem Betrieb wechseln die Farben.

Ein PID-Regler steuert den Kesseldruck und damit die Wassertemperatur im Boiler. Das führt zu einer stabilen Temperatur und damit zu einem besseren Ergebnis in der Tasse. Einfache Kaffeemaschinen arbeiten mit einem einfachen Pressostat. Der Kesseldruck kann so nur ungenau gesteuert werden. Außerdem macht die Software laufend sogenannte Sanity Checks zum aktuellen Zustand. Diese stellen sicher, dass das Gerät reibungslos funktioniert. Schlägt einer dieser Checks fehl, dann schaltet die Maschine in den Not-Aus. In diesem Fall blinkt das LED-Band rot auf. Die Software erweiterte Probst zusätzlich um eine WLAN-Funktionalität. Dadurch kann eine Smartphone-App den aktuellen Status der Kaffeemaschine lesen, aber auch Befehle an sie schicken.

Die elektrische Kaffeemühle im Betrieb. Foto: Katharina Stöger

Laut ertönt das Mahlwerk der Kaffeemühle. Probst hält den Siebträger unter den Schacht der Kaffeemühle und das frisch gemahlene Kaffeepulver landet darin. Er drückt das Pulver fest. „Nun hake ich den Siebträger unten in die Kaffeemaschine ein und drücke den Hebel nach unten. Ich warte, bis die ersten paar Tropfen in die Tasse getropft sind. Den Hebel kann ich jetzt vorsichtig wieder loslasse.“ Die Tassen füllen sich mit wohlduftendem Kaffee.

Die App gibt Auskunft

Der Softwareingenieur schrieb zudem auch eine eigene Android-App für seine Kaffeemaschine, die noch veröffentlicht werden soll. Die App gibt Auskunft über den Kesseldruck, den Wasserstand, die Heizungsauslastung, die Heizleistung, die Wassertemperatur im Kessel und vieles weitere.

Der Kaffee wird mit einer Schaumhaube versehen. Foto: Katharina Stöger

Außerdem hat man von der App aus Zugriff auf die Maschine. Der Zieldruckwert kann mit einem Regelungsparameter eingestellt werden und damit auch die exakte Temperatur im Kessel. Bei manchen Kaffeesorten können ein paar Grad Temperaturänderung den Unterschied ausmachen. Während sich die Tassen mit Kaffee füllen, schäumt Thomas in einem silbernen Kännchen etwas Milch auf. Liebevoll gießt er den Milchschaum in die Kaffeetasse. Daraufhin schwenkt er das Milchkännchen einige Male und zeichnet damit ein kunstvolles Blattmuster in den Kaffeeschaum.

 

Dieser Artikel ist ebenfalls auf Befootec erschienen.

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